Die Cleveland Cavaliers bezwingen die Brooklyn Nets in einer über weite Strecken einseitigen Partie mit 111:102. Vor knapp 16.000 Zuschauern glänzt besonders Donovan Mitchell. BASKET-Redakteur Benjamin Krek war für uns vor Ort und berichtet über die Highlights.

Donovan Mitchell war der überragende Mann beim Paris Game 2024 – und führte die Cavaliers mit 45 Zählern zum Sieg (Fotocredit: Mustafa Yalcin/Anadolu via Getty Images)

Bonjour Paris!

Bereits zum dritten Mal binnen ebenso vielen Jahren empfängt die französische Hauptstadt zwei Vertreter der stärksten Basketballliga der Welt mit offenen Armen und ermöglicht somit dem europäischen Publikum, in den Genuss der NBA-Magie zu kommen! Jene sich abzeichnende Tradition ist auf eine reiche Geschichte zurückzuführen, welche in den 1990er Jahren mit dem McDonald’s Championships ihre Anfänge findet. So war das von der Fast-Food-Kette gesponserte internationale Kräftemessen einstmals ein prestigeträchtiges Aufeinandertreffen der prominentesten Basketballvereine weltweit. Insbesondere die Edition im Jahr 1997 verdient an dieser Stelle besondere Erwähnung. So stattete vor 27 Jahren die Hoheit der Lüfte, Michael Jordan, mit seinen legendären Chicago Bulls Paris einen Besuch ab und sorgte für tausende von ausverkauften Rängen. Erwartungsgemäß düpierten die Roten Bullen rund um MJ im Finale den von Trainerlegende Dušan „Duda“ Ivković gecoachten griechischen Traditionsverein Olympiakos Piräus und setzten sich die Krone auf. Vermeintlich einflussreicher als jener Triumph waren jedoch die Folgen der hochantizipierten Europatour. Mit dem Auftritt der Basketballanomalie setzten die Stiere aus der Windy City den Grundbaustein für weitere Kooperationen zwischen der NBA und der französischen Metropole. Die Zusammenarbeit mündete jedoch zunächst nur in vereinzelte Preseason-Duelle, bevor 2020 die Milwaukee Bucks und Charlotte Hornets erstmals eine Partie der regulären Saison auf französischem Boden bestritten.

Großer Medienrummel

Nachdem im letzten Jahr die Chicago Bulls und Detroit Pistons in die Fußstapfen der zwei Eastern-Conference-Teams traten, waren es nun die Cleveland Cavaliers und Brooklyn Nets, welche im Olympia-Jahr die Fackel entgegennahmen, um eine Brücke zwischen dem großen Teich zu schlagen und die Beziehungen zwischen den USA und dem alten Kontinent weiter zu stärken.Als angekündigt wurde, dass das prestigeträchtige Aufeinandertreffen quasi vor unserer Haustür stattfinden würde, trat ich ohne Baskenmütze, dafür aber mit meinem Schreibmaterial bewaffnet, den Weg in die Stadt der Lichter an. Auf das erste Highlight der Reise musste ich nicht lange warten. So standen am Tag vor der heiß ersehnten Begegnung zunächst die Teamtrainings der beiden Kontrahenten auf der Agenda. Hier durften alle Anwesenden aus erster Reihe beobachten, wie Mikal Bridges, Cam Thomas, Cameron Johnson, Caris LeVert und auch Donovan Mitchell in der Halle Dreier regnen ließen.Nach dem Schussregen hagelte es anschließend auch zahlreiche Fragen. Die Meinungen der Starathleten zu diversen Themenkomplexen, wie z.B. dem Stadtbild von Paris, dem In-Season-Turnier und den anstehenden Olympischen Spielen in Frankreich, wurden erfragt – hier standen die Stars Rede und Antwort.

Die letzten drei Paris Games

DatumMatchErgebnis
24. Januar 2020Milwaukee Bucks vs. Charlotte Hornets116:103
19. Januar 2023Chicago Bulls vs. Detroit Pistons126:108
11. Janaur 2024Brooklyn Nets vs. Cleveland Cavaliers102:111

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Machtdemonstration der Cavaliers

Nach diesem Ausflug folgte ein Abstecher ins NBA House. Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei diesem Gebäude um ein architektonisches Meisterwerk, das ganz im Zeichen der Global Games steht und jeden Besucher mit einer wahren basketballthematischen Reizüberflutung konfrontiert. Diese beinhaltet neben einem Cavaliers-Coffee-Shop die neueste Auflage der 2K-Reihe, eingerahmte Trikots, einen Basketballcourt, die Larry O’Brien Trophäe sowie zahlreiche weitere Attraktionen und Möglichkeiten, sich interaktiv auszutoben. Jene facettenreichen Sinneseindrücke rundeten meinen Einstand in Paris ab und läuteten ein, was mich am Folgetag erwarten würde. So rückte die Partie, das Herzstück des Großereignisses, um welches die zahlreichen Events zentriert waren, mit jeder Stunde und jeder Minute näher. Bei der abschließenden Pressekonferenz unmittelbar vor Beginn des Duells hielt sich auch die Vorfreude der Hauptakteure kaum in Grenzen. „Es fühlt sich definitiv anders an … Die Jungs freuen sich auf das Spiel. Das konnte man heute Morgen beim Shootaround und gestern beim Training spüren. Es ist eine einzigartige Situation. Ich denke, unsere Jungs sind stolz darauf, in dieser Position zu sein, wo eine neue Fangruppe und ein neues Publikum die Möglichkeit haben, die NBA zu erleben“, bilanzierte Cavaliers-Coach J. B. Bickerstaff.


15.887 Zuschauer sahen das Spiel in Paris. Da es keine richtigen „Fanlager“ und viele Eventgäste gab, kochte die Stimmung zu keinem Zeitpunkt über. (Fotocredit: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Die europäische Kulisse wurde gleich zu Beginn Zeuge einer Machtdemonstration der Cavs. Innerhalb kürzester Zeit erarbeitete sich die Franchise aus Ohio ein zweistelliges Polster, welches während des dritten Spielabschnitts sogar auf bis zu 26 Zähler anwuchs. Stellenweise mussten sich Basketballliebhaber daher die Augen reiben, um sicherzustellen, dass nicht die Detroit Pistons, sondern tatsächlich die Brooklyn Nets den Weg in die Pariser Accor Arena gefunden haben. Erst nach dem Seitenwechsel folgte für die Männer aus dem Big Apple endlich das Erwachen. Angeführt von Cam Thomas, der den Statistikbogen mit 26 Punkten füllte, näherten sich die Schützlinge von Nets-Coach Jacque Vaughn ihren Gegnern an und verkürzten den Vorsprung der Cavaliers auf sieben Punkte. Allerdings sollte dieser Vorsprung an jenem Abend nicht mehr schmelzen. Der Hauptgrund dafür war Donovan Mitchell. Der Superstar legte vor den Augen wahrer Fußballgrößen wie David Beckham, Ronaldo Nazario, Kylian Mbappe und vielen weiteren prominenten Gesichtern eine herausragende Leistung hin und demontierte quasi im Alleingang die Defense der Nets.

Spida-Style!

45 Punkte zauberte der Mann mit der Trikotnummer 45 auf das Parkett, schnappte sich beeindruckende 12 Abpraller und verteilte ganz nebenbei léger lockere sechs Assists. Dass es anschließend nicht an MVP-Rufen für den 27-Jährigen mangelte, verwundert wohl kaum. Dennoch zeigte sich der Matchwinner nach dem Ertönen der Schlusssirene bescheiden.

„Ich bin immer der Meinung, dass mit dem Teamerfolg auch der individuelle Erfolg kommen wird. Ich mache mir da keine Sorgen und lasse lieber mein Spiel für mich sprechen – natürlich würde ich gerne die MVP-Auszeichnung gewinnen, wieder in ein All-NBA-Team gewählt und zum Allstar ernannt werden, meine größte Priorität ist es momentan jedoch meinem Team dabei zu helfen Spiele zu gewinnen.“

– Donovan Mitchell

Mit einer Bilanz von 22 Triumphen und 15 Niederlagen sind Mitchells Cavs derzeit auf Playoff-Kurs und wollen diesen Status weiter zementieren. Der Ausflug nach Paris hat dem NBA-Champion aus dem Jahr 2016 hierbei im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen definitiv neuen Rückenwind gegeben.