Vor dem Aus
Melo

Die Zeit scheint abgelaufen: Im Houston-Rockets-Dress werden NBA-Fans Carmelo Anthony wohl nicht mehr sehen. (Foto: imago/Icon SMI)

Auch die Houston Rockets wollen ihn nicht mehr. Nach enttäuschenden Jahren in New York und einem im Nachhinein sinnlosen Gastspiel in OKC wollte Carmelo Anthony gemeinsam mit James Harden und Chris Paul auf Titeljagd gehen und seinen ersten Ring gewinnen. Die Voraussetzungen hätten nicht besser sein können: Melo war die designierte dritte Scoring-Option, er sollte Platz und Raum für die beiden Superstars schaffen und so seine immer noch vorhandenen Scorer-Qualitäten ausspielen.

Nach zwölf Spielen steht der selbsternannte Warriors-Verfolger Nummer Eins aber bereits vor einem Scherbenhaufen. Nur fünf der bisherigen zwölf Saisonspiele konnten die Raketen gewinnen, die Stars wirken (wenn sie fit sind) lustlos, die Defense ist nicht konkurrenzfähig. Das mag zwar nicht ausschließlich die Schuld Anthonys sein, er ist jedoch zweifellos eher Teil des Problems statt Teil der Lösung.

Denn in Houston zeigt Anthony das, was ihm seine Kritiker bereits seit vielen Jahren vorwerfen: Viele, zu einem Großteil ineffiziente Mitteldistanz-Würfe, mangelnde Bereitschaft, sich für das Team aufzuopfern, dazu seine absolute Defense-Allergie. Die Rockets, im Sommer durch die Abgänge von Trevor Ariza und Luc Mbah a Mouté bereits deutlich geschwächt, brauchen jedoch gerade uneigennützige Spielertypen, die offensiv kaum Ansprüche anmelden und defensiv ihren beiden Playmakern den Rücken freihalten.

Wer will ihn noch haben?

In dieses Anforderungsprofil passt Carmelo Anthony überhaupt nicht. Auch deshalb wurde bekannt, dass sie ihm am Sonntag mitteilten, dass seine Zeit in Houston sich schon jetzt dem Ende neigt. Was letzlich hinter den Kulissen den Ausschlag für diese drastische Entscheidung gegeben hat, ist noch nicht klar. Es liegt jedoch nahe, dass Melo sich im Bezug auf seine Rolle und seine Spielanteile mit den Verantwortlichen in Texas überworfen hat.

Die Rockets hoffen auf Addition durch Subtraktion, auch als „Troublemaker“ Dwight Howard vor einigen Jahren nicht mehr gewünscht war, schalteten die Rockets einen Gang höher und zelebrierten feinsten Hochgeschwindigkeits-Basketball. Für Melo hingegen ist die Situation eine andere: Nicht mal in einem Team mit seinem besten Kumpel Chris Paul, das zweifellos ein Finals-Contender ist, kann sich Anthony einfügen, er schadet einmal mehr mehr, als dass er hilft.

Wie geht es jetzt weiter für den einstigen Scoring-Champ? Welches Team, das um die Finals mitspielt, hat an einem ineffizienten Shooter Interesse, der mittlerweile den zweifelhaften Ruf besitzt, jedes Team mit seiner Ankunft zu verschlechtern? Uns fällt keines ein. Womit auch klar wäre, dass Anthony dringend etwas ändern muss – weil seine Karriere ansonsten vor dem Aus steht.