Im Kampf um den besten NBA-Neuling liefern sich Victor Wembanyama und Chet Holmgren ein spektakuläres Duell. Wer spielt wirklich besser?

Die Aufeinandertreffen von Chet Holmgren und Victor Wembanyama boten diese Saison bereits viel Spektakel (Fotocredit: Brien Aho/Getty Images)

X-Faktor Chet Holmgren

BASKET-Redakteur Fabian Küpper

Im letzten Jahr kamen die Oklahoma City Thunder überraschend ins Play In-Tournament. Ein Erfolg, mit dem niemand rechnete. Was OKC jedoch in dieser Saison auf das Parkett zaubert, übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen der Thunder-Fans. Das junge Team von Trainer Mark Daigneault hat sich in der Spitzengruppe der Western Conference eingenistet und dieser Erfolg ist neben Shai Gilgeous-Alexander vor allem mit einem Namen zu assoziieren: Chet Holmgren. Der 21-Jährige transformierte die Thunder-Defense quasi im Alleingang in eine der besten zehn Verteidigungen der Liga und ist mit 2,6 Rejections pro Spiel eine echte Block-Maschine. Nicht ohne Grund hält Chet mit acht Blocks in einem Spiel den Höchstwert in dieser Saison. Es verdeutlicht einmal mehr, dass er am Korb kaum zu schlagen ist, was ihn als letzte Verteidigungslinie sehr wertvoll für OKC macht. Die Bedenken, ob er nach seiner Verletzung überhaupt NBA-ready ist? Eindrucksvoll weggewischt!


Und auch offensiv hat Chet die Dynamik des Thunder-Spiels grundlegend verändert. Er attackiert zum Korb, ist eine ständige Alley-Oop-Gefahr, gleichzeitig aber auch aus der Distanz extrem gefährlich (39,6% Dreier) und eine Waffe im „Pick-and-Roll“. Erst im Februar wurde Holmgren der erste Rookie der NBA-Historie, der mindestens 100 Dreier und 150 Blocks in einer Saison produzierte. Wembanyama mag bei San Antonio zwar die besseren Stats auflegen, den Einfluss, den Holmgren aber sowohl am offensiven als auch defensiven Ende nimmt, kann der Franzose nicht toppen. Natürlich spielt er in einem deutlich besseren Team als Wembanyama, aber es spricht für Chet, dass er seine Mannschaft als Rookie trotzdem bereits auf ein neues Level gehoben hat. Das sollte die NBA anerkennen, denn es ist nicht alltäglich, dass ein Neuling bei einem legitimen Playoff-Team direkt so einen Einfluss hat. Und schließlich geht es bei der Auszeichnung ja auch genau darum: Es sollte nicht der Spieler mit den meisten Punkten geehrt werden, sondern der, der durch seine Leistungen sein Team am meisten nach vorne gebracht und beeinflusst hat. Und das war in dieser Saison ohne Frage Chet.

 

 

Wemby oder nichts!

Für die Frage nach dem diesjährigen „Rookie of the Year“ kann es nur eine richtige Wahl geben: Victor Wembanyama. First Overall Pick. „Unicorn“. 2,24 Meter groß und ausgestattet mit einer Armspannweite von unglaublichen 2,43 Metern. Bewegungsabläufe, wie wir sie mit seinen Maßen noch nie gesehen haben, fast schon wie bei einem Außerirdischen. Und genau das ist „Wemby“: nicht von dieser Welt. Sowohl was seine Statur als auch seine Performance auf dem NBA-Court angeht. Der Franzose legt in seiner ersten NBA-Saison mit überragenden 20,6 Punkten und 10,1 Rebounds ein Double-Double im Schnitt auf. Als Rookie! Dazu spielt der Big-Man 3,3 Assists pro Spiel, Platz vier unter allen Liga-Neulingen und so viele wie kein anderer Rookie-Center. Und auch mit seiner Rim-Protection um den Korb herum sowie seiner Defense bringt er seine Gegner immer wieder zum Verzweifeln. 3,3 Block und 1,3 Assists, beides Bestmarken unter den Rookies, können sich sehen lassen! All das sind Statistiken, über die viele langjährige NBA-Profis glücklich wären, geschweige denn Spieler in ihrem ersten Jahr. Im Gegensatz zu Chet, der mit Shai Gilgeous-Alexander einen MVP-Kandidaten an seiner Seite hat, ist Wembanyama die klare erste Scoring-Option und bester Spieler bei den Spurs. Jedes Spiel heißt es für die gegnerischen Defenses: Wir müssen alles tun, um Wemby zu stoppen! Und trotzdem ist er in jeder der Traditional-Stats besser als der Center der Thunder.

Abgesehen von seinen überragenden Statistiken hat der mittlerweile 20-Jährige die San Antonio Spurs im Alleingang wieder interessant gemacht. Trotz einer miesen Bilanz von 11-47 sind die Einschaltquoten der Spurs-Spiele im Vergleich zur vergangenen Saison um 54 Prozent gestiegen. An wem das wohl liegt? Er ist jetzt schon der Star, das „Face of the Franchise“ und der Spieler, auf dem alle Hoffnungen der Spurs-Fans ruhen. Er soll der Stadt den nächsten Titel bringen und in die Fußstapfen von Tim Duncan und Co. treten. Das alles geht mit einem riesigen Hype einher, doch der Youngster wird dem absolut gerecht. Und genau deshalb kann der Rookie des Jahres nur einen Namen haben: Victor Wembanyama!

BASKET-Praktikant Linus Kempken