Bitter! Kaum ein anderes Wort trifft bei den New York Knicks den Nagel momentan so gut auf den Kopf. Direkt dahinter folgt ein anderes Adjektiv: peinlich! Denn was sich seit Saisonbeginn im Madison Square Garden abspielt gleicht einem Trauerspiel …

Es läuft nicht bei den New York Knicks … (alle Bilder: Getty Images)

Es läuft nicht bei den New York Knicks … (Foto: Getty Images)

„Die New York Knicks sind völlig von der Rolle“, sagen die einen. „Die New York Knicks müssen sich erst an den neuen Headcoach Derek Fisher und das neue Offensivsystem gewöhnen“, sagen die anderen. Die Wahrheit liegt bekanntlich immer im Auge des Betrachters, aber für mich steht ganz klar fest: „Die New York Knicks sind einfach schlecht!“

Nur vier Siege und 18 Niederlagen haben die Knickerbockers aktuell auf ihrem Konto stehen. In Prozentzahlen gesprochen bedeutet das: 18,2 % Siegquote. Zuletzt hagelte es acht Pleiten in Folge, im Dezember gewannen Carmelo Anthony und Co. nur drei Partien. Bitter! Peinlich!

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Doch warum sind die Knicks bisher so schwach und müssen sich bei Detroit und Philadelphia – die beiden Clubs schaffen es tatsächlich, noch weniger Siege zu verbuchen als NY – bedanken, dass sie nicht die rote Laterne der Liga übernehmen?

Zunächst ist da die desaströse Auswärtsbilanz: Zehnmal gastierten die Knicks bei einem NBA-Team, ganze neunmal flogen sie als Loser zurück. Ein Erfolg aus zehn Begegnungen, kein Team der Liga ist so schwach! Nur Detroit und Charlotte (je 1:8) haben ebenfalls lediglich einen einzigen Sieg auf fremdem Parkett holen können.

J.R. Smith spielt bisher eine enttäuschende Saison!

J.R. Smith spielt bisher eine enttäuschende Saison! (Foto: Getty Images)

Ein weiteres Problem: In der Offense läuft überhaupt gar nichts! Würde Carmelo Anthony nicht 23,2 Punkte pro Partie auflegen, stünden die Knicks sehr wahrscheinlich noch schlechter da – so ist es Liga-Rang 26 (93,6 PPS). New York trifft nur 45,1 Prozent seiner Feldwürfe (Rang 20) und kommt auch nur zu 80,8 Versuchen pro Begegnung (Rang 21). Zu selten erspielen die Knicks den offenen Wurf, was auch die Versuche von jenseits der Drei-Punkte-Linie (19,9, Rang 21) belegen.

Außerdem klafft hinter „Melo“ eine große Lücke: Amare Soudemire (12,9 PPS), J.R. Smith und Iman Shumpert (je 10,0 PPS) sind die einzigen Knicks, die zweistellig scoren – der Rest bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Tim Hardaway Jr. (8,9 PPS) findet überhaupt gar keinen Rhythmus und Jose Calderon enttäuscht (8,9 PPs, 3,8 AS) auf ganzer Linie.

Weitere potente Scorer sucht man im NY-Kader vergebens, woran auch das neue System, die Triangle-Offense nichts ändern kann. Immer wieder finden sich die Knicks in Isolations für Anthony, Stoudemire oder Smith wieder – fatal, wie die Tabellensituationund Punkteausbeute beweist.

Glück im Unglück

Doch – so unglaublich das auch klingen mag – es gibt auch positive Nachrichten: „Melo“ hat seinen Vertrag im Sommer verlängert und wird in NYC bleiben. Die Knicks können mit ihrer Truppe in den Playoffs ohnehin nichts reißen, also wäre einer der letzten Plätze sogar ein Segen. Denn zum einen werden sie im Sommer den Kader verändern und grundlegend auf den Kopf stellen, zum anderen steigen die Chancen auf einen Top-Pick im Draft (wenn sie denn einen Trade organisieren können, der ihnen Picks liefert, über eigene Draftrechte verfügt New York nämlich nicht). Mit anderen Worten: So bitter und peinlich die aktuelle Spielzeit auch sein mag, es kann nur noch aufwärts gehen – in Zukunft.

"Melo" ist bisher der Alleinunterhalter …

„Melo“ ist bisher der Alleinunterhalter … (Foto: Getty Images)

Das Einzige, was die Knicks jetzt nicht tun dürfen, ist falschen Ehrgeiz zu entwickeln. Natürlich sollen sie kämpfen und sich so gut wie möglich verkaufen. Aber beispielsweise Coach Fisher zu kündigen oder irgendwelche Trades einzufädeln, die nur auf kurze Dauer hilfreich sind, wäre falsch. Die Devise der Knickerbockers muss ganz eindeutig lauten: „Augen zu und durch, volle Konzentration auf die Zukunft!“

Ungeachtet dessen ist aber klar: Spielen die Knicks weiterhin so bescheidenen Basketball, wird neben dem Weihnachtsbaum am Rockefeller Building in den kommenden Tagen und Wochen auch eine rote Laterne – stellvertretend für die schlechteste Bilanz aller NBA-Teams – stehen! Das wird alle Beteiligten ärgern … und ist bitter! Peinlich!