Wie groß waren die Hoffnungen und die Euphorie in Charlotte noch vor weniger als zwei Monaten: Man hatte sich nicht nur von den „Bobcats“ zu den „Hornets“ umbenannt, sondern mit Lance Stephenson einen hochkarätigen Free Agent nach North Carolina gelockt. Die Saison 2014/15 sollte die beste seit langem werden und an die Erfolge der alten „Hornets“ aus den 90ern anknüpfen. Auch die BASKET-Redaktion war sich sicher: Lance „Born Ready“ Stephenson würde unter der Anleitung von Michael Jordan den nächsten Schritt machen, sich zum All-Star entwickeln und Charlotte würde ein sicheres Playoff-Team sein.
Doch heute sieht die Welt anders aus, die Hornets sind eine der bislang größten Enttäuschungen der NBA-Saison. Sie haben nur sechs ihrer ersten 24 Spiele gewonnen und sind gemeinsam mit den Utah Jazz das fünftschlechteste Team der Liga. Eine Veränderung ist dringend nötig! Das erkennt auch das Management und hat mit Stephenson schon einen Schuldigen gefunden. Berichten von Yahoo! Sports und ESPN zu Folge soll der Shooting Guard ganz oben auf der Liste für einen Trade stehen. Und da in der vergangenen Nacht die Frist, bis zu der neue Free Agents nicht getradet werden konnten, abgelaufen ist, könnte es schon bald zum Trade kommen.
Doch ist Stephenson wirklich an allem Schuld? Sollten die Hornets sich nach Angeboten umsehen? Die Statistiken sagen „Ja“. Denn der 24-jährige erzielt in 33 Minuten nur 10,3 Punkte bei einer unterirdischen Feldwurfquote von 38,7 Prozent. In der vergangenen Saison bei den Pacers waren es noch 13,8 Punkte bei einer Trefferquote von 49,1 Prozent. Dieser Leistungsabfall liegt laut Coach Steve Clifford teilweise an den zu hohen Erwartungen: „Eines der Dinge, die es für ihn Schwierig gemacht haben, war, dass die Leute ihn als den neuen Superstar gefeiert haben. Er ist kein Star. Er ist ein Spieler, der das Talent hat, ein Star zu werden.“
Vor allem an der Seite von Franchise-Player Al Jefferson läuft es bei Stephenson nicht gut. Denn er ist effektiver, wenn er mit dem zweiten Aufgebot spielt und in der Zone kein Center steht, der Bälle fordert. Stephenson passt also nicht so gut wie erhofft zu den Hornets und er ist kein Star, sondern ein offensiver und defensiver Allrounder. Das bedeutet: Wenn ein gutes Angebot vorliegt, sollte man ihn wegschicken! Vor allem, weil der mit einem 27 Millionen-Dollar-Vertrag, der nur bis in die nächste Saison garantiert ist, noch recht günstig ist und einigen Teams weiterhelfen könnte.
So ist zum Beispiel eine Rückkehr zu den Indiana Pacers eine Option, denn Stephenson kennt das Umfeld in Indiana und könnte bei den Pacers, die auch eine Veränderung nötig haben, möglicherweise wieder an alte Leistungen anknüpfen. Nach Charlotte könnten dafür fähige Bankspieler wie Luis Scola und C.J. Miles kommen. Außerdem möglich ist eine andere Rückkehr: Denn die Brooklyn Nets haben angedeutet, ihre Stars traden zu wollen und so könnte Stephenson zurück in seine Heimatstadt kommen. Wenn die Hornets im Gegenzug Joe Johnson abgreifen würden, könnte das die Rettung für Charlotte bedeuten. Doch dieser Deal ist aus Salary-Cap-Sicht schwer über die Bühne zu bringen. Weiterhin könnte Josh Smith von den Detroit Pistons ein Ziel sein, denn die Pistons wollen ihren Forward ebenfalls loswerden. Es ist jedoch fraglich, ob ein Josh Smith, der für seine unterirdische Wurfauswahl bekannt ist, den Hornets weiterhelfen kann.
Fest steht: Für ein Team, das in der letzten Saison ohne Stephenson die Playoffs erreichte und in der aktuellen sogar um das Heimrecht spielen sollte, sind die Hornets eine maßlose Enttäuschung. Sobald ein Deal, der einen vernünftigen Gegenwert nach Charlotte bringt, in Aussicht steht, sollte das Kapitel Stephenson in Charlotte beendet werden.
Hinterlasse einen Kommentar