BASKET-Kommentar: Das beste Team im Jahr 2014 sind die Memphis Grizzlies. Klingt komisch, ist aber so. Zumindest haben die Bären aus Tennesse im Kalenderjahr 2014 die meisten Saisonspiele in der besten Liga der Welt für sich entscheiden können. Und zwar satte 50 an der Zahl. Hauptverantwortlich für die Erfolgsserie ist dabei Center Marc Gasol. Der Spanier kehrte nach langer Verletzungspause am 14. Januar des Jahres zurück in die Rotation und hält seither die gefürchtete Grizzlies-Defense wieder zusammen. In der ersten Runde der 2014er Playoffs zog das Team von David Jorger in einer epischen Sieben-Spiele-Serie gegen OKC zwar den Kürzeren (3:4 nach Siegen), doch der bisherige Saisonstart (10 Siege, bei einer Niederlage) zeigt eindrucksvoll, dass mit den Grizzlies abermals zu rechnen ist.
Offensiv verbessert
Ja, wir sollten uns sogar endlich von dem Gedanken verabschieden, die einstige Loser-Franchise kategorisch aus dem Kreis der Titelaspiranten auszuschließen. Warum? Weil wir aktuell wohl das beste Grizzlies-Team aller Zeiten sehen. Mit einem 119:93-Kantersieg heute Nacht gegen die Houston Rockets haben die Grizzlies ihren Status als bestes Team der Western Conference eindrucksvoll untermauert. Zuvor glänzte die Franchise aus Tennesse mit Heimerfolgen gegen Sacramento (111:110), New Orleans (93:81), sowie Auswärtssiegen bei den Thunder (91:89), Suns (102:91) und Hornets (71:69). Das Beeindruckende: Die Grizzlies entscheiden nicht nur die knappen Spiele für sich, sondern präsentieren sich in ihrem Spiel facettenreicher denn je. Sie sind nicht länger das rein auf die Verteidigung ausgerichtete Team, sondern können auch das Tempo der offensivstarken Teams mitgehen. Gegen die T-Wolves, Suns, Lakers, Kings und Rockets markierte Memphis jeweils über 100 Punkte. Mit 105,3 Punkten pro 100 Angriffen (NBA-Rang 10) haben die Bären im Offensive-Rating einen Satz nach vorne gemacht. Zum Vergleich: In der Saison 2013/14 waren es nur 103,3 Punkte (NBA-Rang 16).
Erfolgsrezept Kontinuität
Darüber hinaus verfügen die Grizzlies nach wie über eine der besten Defensiven der Liga und kassieren pro Spiel gerade mal 91,5 Zähler – NBA-Bestwert! Das Erfolgsrezept der Bären ist dabei schnell erklärt und geht über die Rückkehr und Wiedereingliederung des DPOTY 2013, Marc Gasol, hinaus. Die Grizzlies bilden schlichtweg eine eingeschworene und eingespielte Einheit, die nun schon seit Jahren in ähnlicher Konstellation auf die Jagd geht. Kontinuität ist eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Erfolgsprämisse im Sport. Während die Kader der Konkurrenz aus Houston, Dallas, OKC, Los Angeles, Miami, Cleveland oder New York in den letzten Jahren immer wieder von großen Umwälzungen gekennzeichnet waren, verfügen die Grizzlies über einen festen Stamm. Mit Marc Gasol, Zach Randolph und Tony Allen gehen gleich vier Starter in ihre fünfte gemeinsame Spielzeit. Darüber hinaus streifen wichtige Ergänzungsspieler wie Quincy Pondexter (seit 2011), Tayshaun Prince, Courtney Lee und Kosta Koufas (alle seit 2013) bereits mindestens die zweite Saison in Folge.
Und genau so geht es in einem Small-Market wie Memphis. Besitzer Robert Pera hat mit dem Scouting-Genie Chris Wallace und dem Analytiker John Hollinger zwei äußert kompetente Köpfe an der Spitze der Basketball Operations integriert, die bisher die richtigen Schritte zum Erfolg eingeleitet haben. Mit ihrer Kontinuität wandern die Verantwortlichen der Grizzlies auf den Spuren der San Antonio Spurs. Den Draft-Erfolg der Texaner konnten sie bisher zwar nicht kopieren – Wallace‘ erfolgreichster Pick ist Playmaker Mike Conley – doch in puncto Scouting internationaler Spieler, der Spielerentwicklung sowie der friedlichen Franchise-Kultur zählen die Grizzlies zu den Top-Clubs der NBA. Nun könnte auch endlich der sportliche Erfolg in Tennesse einkehren.
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