BASKET-Kommentar:

Die „Black Mamba“ ist zurück: Sie schlängelt sich wieder durch ihr altgewohntes Terrain. Schnell, filigran, bissig und bisweilen tödlich. Als sei sie nie weggewesen. Der gleiche Blick, die gleiche Aura, die gleiche Gefahr. Sie hat in der Preseason eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass mit ihr wieder zu rechnen ist. Durchschnittlich 26 Punkte hat sie in den letzten drei Pre-Season-Spielen aufgelegt, ehe sie dann vorerst wieder eingesperrt und für die letzten zwei Testspiele geschont wurde. „Ich denke, er hat mir genug gezeigt und kann sich jetzt für den Saisonstart ausruhen. Wir sind alle glücklich, wie stark er sich präsentiert“, kommentiert sein Lehrmeister Byron Scott.

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Kobe Bryant ist tatsächlich zurück. Er hat es geschafft. Auch mit 36 Jahren, auch nach dem Achillessehenriss, der ihm die 2013er Playoffs kostete und auch nach der Kniefraktur, die ihn fast komplett für die Saison 2013/14 außer Gefecht setzte. Trainingsspielchen hin oder her, Kobe Bryant hat bereits in der Preseason sämtliche Zweifel zerstreut, ob er nochmals an frühere Zeiten anknüpfen kann. Ob er auch die 48,5 Millionen US-Dollar, die er in den kommenden zwei Spielzeiten einstreichen wird, rechtfertigen kann ist dabei natürlich eine andere Debatte. Nicht zuletzt nach dem Saison-Aus von Steve Nash, der mit seinen chronischen Rückenleiden dem Karriereende aktuell näher ist als einem Comeback, haben die Lakers wenn überhaupt nur eine Außenseiterchance auf die Playoffs. Kobe hat mit seiner Gier nach einer Superstar würdigen Bezahlung den Lakers die nächsten zwei Spielzeiten zu einem großen Teil verbaut. Das steht außer Frage. Doch sollen wir jetzt im Hinblick auf die Lakers ständig in den Nörgler-Modus verfallen und das „Was wäre wenn“-Spielchen spielen? Warum können wir uns nicht einfach daran efreuen, dass die bisher beste „Jordan“-Kopie noch immer Gift in ihrem Schlangekörper hat?

Kobe Bryant ist ein Bessessener. Er ist so bessessen, dass er sich in seinem Sport verloren hat. Das ist tragisch, wir Ihr in BASKET 11/14 lesen könnt, sorgt aber auch dafür, dass er als Basketballer unantastbar ist und zu den größten Spielern aller Zeiten zählt. Ein wenig erinnert Kobes-Ausgangsposition an Michael Jordans Comeback bei den Washington Wizards. Da gab es Begegnungen, in denen Michael nur noch ein Schatten seiner selbst war und da gab es Momente, wo man ihm am liebsten vom Parkett geholt hätte. Doch da gab es auch Begegnungen, in denen Michael dominierte wie zu seinen Glanzzeiten und da gab es Momente, wo man sich wünschte, er würde nie wieder das Parkett verlassen. Folglich sind Kobe Bryant und damit auch die Lakers  ein Must-Watch-Team für den League Pass. Denn jeden Abend könnte Kobe für diesen „Wow“-Moment oder dieses „Wow“-Spiel sorgen. Und es würde einen nicht wundern, wenn der fünffache NBA-Champion damit direkt zum Auftakt loslegt. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch empfangen die Lakers zum NBA-Start die Houston Rockets. Offensivspektakel garantiert und damit die erste Chance, auf einen glanzvollen „Kobe“-Abend.

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In BASKET 11/14 haben wir eine Personality-Story über Kobe.