BASKET-Kommentar: Ich möchte im Vorfeld schon einmal klarstellen, dass ich gewiss kein Fan des „neuesten“ Experiments der NBA und deren Ausrüster Adidas bin. Und ich denke, ich spreche hier für die Mehrheit der Basketballanhänger.

Kommentar: Axel Schleutermann

Die Dinger sind mir seit ihrer Einführung ein Dorn im Auge. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie Ärmel haben, sondern das Design dieser Trikots ist oftmals auch katastrophal! Man betrachte nur die diesjährigen Christmas-Game-Unis. Ich möchte hier niemandem zu nahe treten, doch auf mich wirkten sie wie eine billige Fälschung, die man im Urlaub auf einem Basar für zehn Euro erwerben kann. Von den All-Star-Game-Jerseys mal ganz zu schweigen.

Sie hatten beziehungsweise haben einfach nicht den Style der originalen NBA-Trikots, und werden ihn auch niemals haben. Die ärmellosen Jerseys haben etwas Individuelles, sie sind unverwechselbar, geben einer Franchise und ihren Spielern ein Gesicht. Man denke nur an das ikonische, rote Jersey der Chicago Bulls, mit der legendären Nummer 23, das ein gewisser Michael Jeffrey Jordan den Großteil seiner Basketballlaufbahn trug. Oder das gelb-lila-farbene Jersey der Los Angeles Lakers mit der Nummer 32 von Ervin „Magic“ Johnson. Trikots, die sich in die Gehirne eines jeden Basketballfanatikers und Sportinteressierten eingebrannt haben, zum Kult wurden. Sie trugen maßgeblich dazu bei, dass Basketball ein so beliebter Sport auf der Welt geworden ist. Ärmel haben in diesem Sport nichts verloren. Ärmel gehören zum Fußball. Dort ist es üblich solche Trikots zu tragen, aber nicht im Basketball!

Die Leidtragenden sind die Spieler

Ich befürchte, dass es genügend Leute gibt, die sich diese Teile zugelegt haben, es gerade tun, oder vorhaben es zu tun. Dadurch verdient Adidas natürlich schön viel Geld, was ihre Bilanzen verbessert, woraufhin sie dann entscheiden, dass es sich aus kommerziellen Gründen lohnt die Trikots zu behalten und vielleicht noch öfters in ihnen spielen zu lassen.

"Was tragen wir hier überhaupt?" "Keine Ahnung, was das soll. Es sieht auf jeden Fall mies aus!"

„Was tragen wir hier überhaupt?“ „Keine Ahnung, was das soll. Es sieht auf jeden Fall mies aus!“

Doch was wir dabei nicht vergessen dürfen: Wen trifft das eigentlich? Es ist nicht Adidas, die damit massigen Umsatz machen; es ist nicht die NBA, die durch mehr Trikotverkäufe ihren Bekanntheitsgrad weltweit vergrößert; es ist nicht der Konsument, der zu viel für diese Jerseys hinblättert; es ist auch nicht der Zuschauer, der sich nach einer gewissen Zeit an die Ärmel und die schrecklichen Designs gewöhnt. Es sind die Akteure, um die es beim Basketball geht – die Spieler!

Sie sind diejenigen, die diese Dinger überstreifen, raus auf das Spielfeld gehen und die Leistungen bringen müssen, die ihre Teams und Fans von ihnen erwarten. Sie sind die wichtigsten Akteure bei der ganzen Sache und die NBA sowie Adidas haben die Aufgabe dafür zu sorgen, dass sie sich wohlfühlen, wenn sie ihre Show abziehen. Klar helfen da großteils die Teambesitzer, die ihren Spielern einen Scheck mit einer schönen Summe überreichen, doch letztendlich kommt es auf das Spiel an.

Und wenn du dich auf dem Spielfeld nicht wohlfühlst und dich jedes Mal, wenn du zum Wurf hochgehst, ein Ärmel stört, der dazu führt, dass du deine Würfe nicht mehr mit so einer Genauigkeit triffst wie zu zuvor, dann ist das eine Behinderung, die deine Leistung entscheidend beeinträchtigt.

Ich spreche hier aus eigener Erfahrung: Ich habe selbst mehrere Jahre Basketball gespielt und konnte es nie leiden, wenn ich ein T-Shirt trug, das an den Schultern zu eng saß oder ich im Training ein Bändchen über meine Schultern streifen musste, das zu eng anlag. Es ist eine Störung, die einen beim Spielen beeinträchtigt. Man mag es doch auch nicht, wenn man zur Arbeit gehen, einen wichtigen Vortrag halten muss und beispielsweise die Shorts irgendwo zwickt. Man kann sich dann nicht ausschließlich auf den Vortrag konzentrieren, sondern muss ständig an die zwickende Unterhose denken. Dadurch fühlt man sich unwohl, was die Arbeit negativ beeinträchtigt.

LeBron ist kein Sleeve-Fan

Um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen: In der NBA sind gerade wieder „Latin Nights“ angesagt. Eine Aktion, die in den letzten Jahren zum Standard wurde. Die Teams tragen dabei spezielle Trikots. Auf den Trikots der Heat steht zum Beispiel „El Heat“, bei den New York Knicks ist es „Nueva York“, bei den Lakers „Los Lakers“ usw. Für Adidas und die NBA natürlich ein gefundenes Fressen, den Fans noch mehr von diesen „Sleeved Jerseys“ in den Rachen zu werfen.

LeBron James vs. San Antonio Spurs

Beschwerte sich öffentlich über die Sleeve-Trikots: LeBron James.

So natürlich auch in diesem Jahr. Letzte Nacht spielten die San Antonio Spurs gegen die Miami Heat, Finals-Rematch des letzten Jahres. Gespielt wurde zu diesem besonderen Anlass natürlich in Jerseys mit Ärmeln, wie sollte es anders sein. Nach dem Spiel meldete sich ein gewisser Lebron James zu Wort. „Wir haben heute schlecht gespielt, ich persönlich auch. Ich möchte jetzt hier nach keiner Ausrede suchen, aber die Ärmel haben ihren Teil dazu beigetragen. Ich habe eh schon zu wenig Luft für meinen Jumpshot, da brauche ich nicht noch einen zusätzlichen Verteidiger. Ich bin kein Fan dieser Trikots“, so der aktuell beste Basketballer der Welt. James sagt das, obwohl er von keinem der um ihn herum stehenden Journalisten darauf angesprochen wurde. Da macht einer seinem Ärger Luft. Und Lebron ist ja nicht irgendein Spieler – Er ist der König, der Auserwählte, das Aushängeschild der besten Liga der Welt. Hinzukommt, dass der zweifache Meister einen Posten in der Spielergewerkschaft inne hat. Wenn James also seinen Mund öffnet und etwas zu sagen hat, sollte jeder zuhören.

Also, liebe NBA und Adidas: Nehmt euch die Kritik des Megastars zu Herzen und erlöst uns von dem Unheil, welches die „Sleeved Jerseys“ darstellen. Zumal ich noch von keinem NBA-Spieler ein Lob zu den Trikots gehört habe…

BASKET 3/14 inkl. Buttons

In BASKET 03/2014 gibt’s eine umfangreiche Story über LeBron James – auf zum Kiosk!