Mit einem 127:123-Erfolg feiert Real Madrid einen achtsamem Pre-Season-Erfolg. Luka Doncic kehrte an seine alte europäische Wirkungsstätte zurück, konnte aber nicht groß in den Spielverlauf einsteigen. BASKET-Redakteur Benjamin Krek war für uns vor Ort.

Mavericks-Topstar Luka Doncic kam verletzungsbedingt nur auf fünf Minuten Einsatzzeit. (Borja B. Hojas/Getty Images)

Eine gefühlte Ewigkeit ist es nun schon her, seitdem letztmals eine NBA-Mannschaft und ein Top-Klub aus Europas Beletage ihre Kräfte in einem direkten Duell maßen. Um genau zu sein, lässt sich jenes prestigeträchtige Aufeinandertreffen auf den 5. Oktober 2016 zurückverfolgen. Damals scheiterte der FC Barcelona in einem wahren „Nailbiter“ denkbar knapp mit 89:92 an den Oklahoma City Thunder. Jene Begegnung war allerdings nicht die einzige Partie, welche Russell Westbrook & Co. auf der iberischen Halbinsel bestritten. So sahen sich die Thunder zwei Tage zuvor Barcas ewigen Rivalen Real Madrid gegenübergestellt. Ein Duell, welches in die Geschichte eingehen sollte! Beide Kontrahenten zündeten ein wahres Offensivfeuerwerk und punkteten nahezu nach Belieben. Das heißere Händchen an jenem denkwürdigen Abend hatten jedoch am Ende die Königlichen. Mit 142:137 bezwangen die „Los Blancos“ die Franchise aus der stärksten Basketballliga der Welt und polierten ihre Bilanz gegen NBA-Vertreter mit nun zwei Triumphen und sechs Pleiten auf.

„Ich hoffe, dass wir eines Tages auf dem Bernabéu spielen. Möge uns die NBA zurück nach Madrid bringen!“

Luka Doncic

Es war indes nicht nur das Ergebnis, welches für ordentlich Gesprächsstoff sorgte. Grund hierfür war ein talentierter Teenager namens Luka Dončić. Der 17-Jährige machte mit einer mehr als überzeugenden Darbietung gegen die deutlich ältere Konkurrenz von sich zu sprechen und deutete an, was alle NBA-Profis zukünftig erwarten würde. Wir alle kennen mittlerweile den weiteren Verlauf seiner Geschichte … Die Erfolge, welche Luka in seinem jungen Alter bereits feiern durfte, die scheinbar unantastbaren Rekorde, welche er regelmäßig bricht und die magischen Tricks, welche nicht nur Fans, sondern auch Gegner ins Staunen versetzten, machen Dončić zu einem Unikat.

Umso erfreulicher ist es, dass der Mega-Star das erste Mal seit seinem Sprung über den großen Teich zurück in der spanischen Hauptstadt war und mit seinen Dallas Mavericks bei seinem alten Heimatverein gastierte. Gefeiert wird er in Europa auch von Topstars wie Toni Kroos, der dem Spiel einen Besuch abstattete. Das Medieninteresse und der Starauflauf war also gewaltig. In den USA ist der Doncic zudem vom Prinzen zum König gereift und nun zurück in dem Palast, in dem er groß geworden ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Als am 30. August verkündet wurde, dass die hochkarätige Heimkehr am 10. Oktober stattfindet, stand für mich fest … Dieses Spektakel darf ich mir nicht entgehen lassen!

Die Wade spielt nicht mit

Gesagt, getan! Ich habe meine Koffer gepackt, bin in den Flieger und ab nach Madrid gedüst. Eine Entscheidung, die sich definitiv gelohnt hat. Dies wurde mir schon vor der ersten Spielsekunde klar, als alle anwesenden Fans sowie der Hallensprecher LUUUUUUUUUKKKAAAAA DONČČIIIIIIIIIĆ würdig willkommen hießen und die heiß-ersehnte Rückkehr offiziell einläuteten. Auf dem Parkett ging es anschließend ebenso fulminant weiter. Offensiv gaben sich beide Rivalen keine Blöße und versenkten einen Dreier nach dem anderen. Während jener Phase war es aufseiten der Hausherren insbesondere Sergio Llull, welcher mit drei Bomben von Downtown Feuer fing.

Dies konnte Luka jedoch nicht einfach so auf sich sitzen lassen und ließ es mit drei Treffern von jenseits der 6,75-m-Linie selbst regnen. Für jenes Kunststück benötigte das slowenische Jahrhunderttalent hierbei alles in allem nur knapp fünf Spielminuten. Länger sollte der Heimkehrer an jenem Abend leider nicht auf dem Feld stehen. So zwang den Mann mit der Rückennummer 77 eine Zerrung der linken Wade dazu, seinen Auftritt kurz zu halten, auch wenn er persönlich vermutlich am liebsten die vollen 40 Minuten durchgespielt hätte.

Real-Präsident Florentino Perez zeichnete Doncic vor dem Spiel als Ehrenmitglied des Klubs aus. (Burak Akbulut/Anadolu via Getty Images)

Ohne ihren europäischen Anführer sowie Kyrie Irving, welcher aufgrund von Leistenbeschwerden ebenfalls die Rolle des Zuschauers einnehmen musste, setzten die Texaner allen voran dank eines gut aufgelegten Tim Hardaway Jr.s ihr hohes Offensivtempo fort und wechselten sich mit den Korberfolgen bis zur ersten Viertelpause nahezu pausenlos mit den Königlichen ab. Die Konsequenz war eine minimale Führung von 38:37 für die Gäste aus den USA nach den ersten zehn Spielminuten! Jener offene Schlagabtausch setzte sich auch im zweiten Spielabschnitt fort, auch wenn das heiße Händchen beider Kontrahenten nach ihrem jeweiligen Sahnestart etwas abkühlte.

Ein starker Endspurt kurz vor der Halbzeitpause ermöglichte es den Mavs anschließend sich ein kleines Polster von sechs Zählern zu verschaffen (65:71). Infolgedessen schienen die Jungs von Headcoach Jason Kidd nach dem Seitenwechsel über weite Strecken die Kontrolle über das Spielgeschehen an sich gerissen zu haben. Die Hausherren ließen sich jedoch nie abschütteln! Immer wieder kämpften sich die Madrilenen aus teils zweistelligen Rückständen zurück und ließen somit die Frage nach dem Gewinner bis in die Schlusssekunden der Begegnung offen.

Luka lächelt: Leidenschaftliches Real überzeugt

Zum Helden des Abends avancierte Facundo Campazzo. Der Argentinier zauberte eine regelrechte Show aufs Parkett und drehte den Krimi zu Gunsten der „Los Blancos.“ So erzielte der quirlige Guard die letzten neun Zähler seines Teams und versetzte das frenetische Publikum mit einem eiskalten Dagger über die weit ausgestreckten Arme von Jordan Walker in Ekstase. Bei dem verrückten Move, welcher das Schicksal der Mavs besiegelte, konnte sich selbst Luka ein Grinsen nicht verkneifen. So genoss der Star trotz der 123:127 Niederlage seiner Mannschaft die Rückkehr nach Madrid in vollen Zügen.

Mehrfach wurde der 24-Jährige nicht nur von den Fans, sondern auch den Verantwortlichen des Hauptstadt-Klubs für seine prägenden Leistungen im weißen Dress geehrt und erhielt für diese während der Halbzeitpause von seinen alten Teamkameraden eine Kopie der EuroLeague Trophäe, welche er 2018 mit den Madrilenen gewann. Folglich verwundert es wohl kaum, dass Luka möglichst bald wieder in seine zweite Heimat zurückkehren möchte: „Ich hoffe, dass wir eines Tages auf dem Bernabéu spielen. Möge uns die NBA zurück nach Madrid bringen!“