Letzte Nacht auf ESPN, seit heute Morgen auf Netflix: Die letzten beiden Folgen der epischen Dokumentation „The Last Dance“ sind draußen! Im Mittelpunkt der beiden Episoden steht das emotionale Ende der letzten Bulls-Saison des „G.O.A.T.s“. Zu den Highlights gehören die Erkenntnis, dass das „Flu-Game“ eine Lebensmittel-Vergiftung war, die Geschichte um den Mord von Steve Kerr´s Vater und die Aussage von MJ, bereit für einen Ein-Jahres-Vertrag in Chicago gewesen zu sein.
Von den Eastern-Conference-Finals der von Phil Jackson als „One Last Dance“ bezeichneten Saison der Chicago Bulls gegen Reggie Miller und den Indiana Pacers, über die Finals der Saison 1996/1997, zu der letzten Serie der Bulls-Dynastie gegen die Utah Jazz in den Finals 1998. Die letzten Folgen der populären Dokumentations-Reihe „The Last Dance“ erzählen die Geschichte hinter den letzten beiden Titeln der legendären Karriere von MJ.
„Flu-Game“?
Spiel fünf der NBA-Finals 1997 zwischen den Chicago Bulls und den Utah Jazz ist besser unter dem Namen „Flu-Game“ bekannt. Vor dem Spiel wurde bekannt, dass Jordan unter „Grippe-Ähnlichen-Symptomen“ leiden würde. Der Shooting Guard war sichtlich geschwächt, doch kämpfte sich zu einer legendären Leistung und verhalf seinen Bulls zum Sieg. 44 Minuten spielte MJ und erzielte dabei 38 Punkte. Eine unfassbare Leistung, welche dem Jordan-Mythos noch mehr Futter verlieh.
Schon am Tag des Spiels war bekannt, dass Jordan sich die vorherige Nacht und in den Stunden vor dem Spiel in seinem Hotelzimmer übergeben musste. Was genau am Abend vor dem Spiel geschah, gibt Jordan in der Dokumentation bekannt: Mit seinem Berater, Trainer und Security-Personal verbrachte „Air-Jordan“ den Abend im Hotelzimmer. „Es war 22 Uhr, vielleicht 22:30 Uhr abends und ich war hungrig“, erklärt Jordan.
Also versucht die Gruppe zur späten Stunde in Utah dem Superstar eine Pizza zu bestellen. Als sie fündig wurden, standen direkt fünf Pizza-Boten vor der Tür. „Ich hatte ein schlechtes Gefühl“, sagte Tim Grover, persönlicher Trainer von MJ. Die Pizza aß der Hall-of-Famer dennoch. „Ich aß die Pizza. Ganz allein, niemand anders hat sie gegessen. Ich wache um ungefähr 02:30 morgens auf – übergebe mich. Es war also kein „Flu-Game“, es war eine Lebensmittelvergiftung“, klärt Jordan die Gerüchte über die Ursache seiner Krankheit auf.
Steve Kerr´s Geschichte
Ein unerwarteter Star der letzten beiden Folgen ist der aktuelle Headcoach der Golden State Warriors und ehemalige Team-Kollege Jordans, Steve Kerr. Dieser erzielte während den selben Finals 1997 den wichtigsten Wurf seiner Karriere. „Wenn er doppelt, bin ich bereit!“, sind Kerr´s berühmte Worte zu Jordan in Spiel sechs. Beim Stand von 86:86 kommt es dann genau dazu. John Stockton lässt den Rollenspieler offen, um Jordan zu doppeln. Dieser sucht und findet Kerr an der Freiwurflinie, passt ihm den Ball und Kerr versenkt ihn eiskalt im Netz. Titel Nummer fünf für „His Airness“ und Nummer zwei für Kerr.
„Als wir eine Auszeit nahmen mit 25 Sekunden auf der Uhr, ging Phil zu Michael und sagte ihm, dass er den letzten Wurf nehmen soll. MJ antwortete: ‚Weißt du Phil, ich fühle mich in diesen Situationen nicht wirklich wohl, vielleicht sollten wir lieber etwas anderes machen. Warum gehen wir nicht zu Steve?‘ Also dachte ich mir, dann muss ich Michael wohl wieder aus der Patsche helfen. Der Wurf ging rein, das ist meine Geschichte und an der halte ich fest“, erzählt ein grinsender Kerr auf der Titel-Feier zurück in Chicago.
Doch Kerr und Jordan verbindet mehr, als nur dieser Wurf. Bereits in einer vorherigen Folge wurde angesprochen, wie Steve Kerr sich den Respekt von „Air-Jordan“ sicherte, als die beiden bei einem Training in eine Auseinandersetzung gerieten. Doch beide teilen sich eine traurige Geschichte. Ihre Väter wurden beide ermordet. In Folge neun erzählt ein emotionaler Kerr und seine Mutter von Malcolm Kerr, der in seiner Rolle als Professor der „American University of Beirut“ in der libanesischen Hauptstadt ermordet wurde. Steve Kerr widmet seine Basketball-Karriere seinem verstorbenen Vater.
One More Year?
Das letzte Spiel – der letzte Wurf – von Jordan im Trikot seiner Chicago Bulls ist legendär. Seinen sechsten und letzten Titel sicherte der „GOAT“ seiner Mannschaft durch einen Steal in der Defensive gegen Karl Malone und einen Jumpshot über Byron Russell. Jeder Basketball-Fan kennt die Bilder. Auf den vielleicht berühmtesten und beliebtesten Moment der NBA-Geschichte folgten aber viele Fragen. General Manager Jerry Krause hatte bereits vor der Saison verlautet, dass Headcoach Phil Jackson nach der Saison nicht zurückkehren würde. Jordan reagierte auf diese Kommentare mit der Aussage, nicht ohne Jackson in Chicago verlängern zu wollen.
Es sah also ganz so aus, als würde sich die Mannschaft in Chicago nach der Saison auflösen. Jerry Reinsdorf, Besitzer der Bulls, gab nun in der Dokumentation bekannt, Phil Jackson eine Vertragsverlängerung angeboten zu haben, die dieser Aufgrund der Umstände mit Jerry Krause allerdings ablehnte. Darüber hinaus seien, laut Reinsdorf, die Spieler um Jordan herum für die Franchise nicht zu halten gewesen, da ihre individuelle Marktwerke zu hoch gestiegen seien.
Jordan, der Reinsdorf´s Kommentare vor der Kamera zum ersten Mal hört, widerspricht vehement: „Wenn man allen Jungs, die 98´ gewonnen haben, sagen würde ‚Wir geben dir einen Ein-Jahres-Vertrag um für Titel Nummer sieben zu spielen‘, glauben Sie, die hätte zugestimmt? Ja, dass hätten sie! Hätte Ich für ein Jahr unterschrieben? Ja, dass hätte Ich! Ich hatte eh in den vorherigen Jahren Ein-Jahres-Verträge unterschrieben. Hätte Phil es gemacht? Ja. Pippen hätte man ein wenig überzeugen müssen. Aber ich denke, mit Phil, Dennis und MJ im Boot, um Titel Nummer sieben zu gewinnen – Pippen hätte sich das nicht entgehen lassen.“
Für Bulls-Fans also eine bitter-süßer Abschluss der Dokumentation. Nach dem durchleben der erfolgreichsten Zeit der Franchise-Geschichte, bleibt die Frage „Was wäre wenn?“.
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