Die großen Spieler laufen in den großen Spielen zu ihrer Bestform auf. Dieses Motto scheint sich aktuell Dwyane Wade zu Herzen zu nehmen. Der 34-Jährige scort in den Conference Semifinals gegen die Toronto Raptors wie in alten Tagen, legt 27,3 PPS und 6,0 REB auf. Mit einer starken Performance half er den Heat in Spiel 4, die Vorentscheidung durch einen dritten Sieg der Raptors abzuwenden und stattdessen zum 2:2 auszugleichen. Nur die wenigsten Experten hatten dem Veteran eine solche Leistung zugetraut. Im BASKET-Interview verrät der Champion von 2006, 2012 und 2013, warum ihn besonders seine Mitspieler und seine Kritiker enorm motivieren, in diesen Playoffs nochmal alles rauszuholen.

Dwyane Wade von den Miami Heat genießt den Sieg in Spiel 4 gegen die Toronto Raptors mit den Fans.

Dwyane Wade erzielte in Spiel 4 gegen die Raptors 30 Punkte, kein anderer der 19 eingesetzten Akteure kam auf mehr 15 Zähler.
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Hi Dwyane, dein Spiel lässt Erinnerungen an einen jüngeren „D-Wade“ aufkommen. Was hast du denn konkret verändert?
In Bezug auf diese Saison gar nicht so viel. Das wichtigste Investment, das ich jemals getätigt habe, war das in mich selber, darin, meinen Körper jederzeit in bestmöglicher Verfassung zu halten. Diese Einstellung zahlt sich vor allen Dingen jetzt aus, wo ich physisch wieder auf einem sehr guten Level unterwegs bin. Das kann ich deutlich spüren. Diese Liga verlangt einem körperlich so einiges ab. Vor allem bei meinem Spielstil gab es so einige Leute, die mir nicht annähernd zugetraut haben, dass ich so lange würde spielen können, wie ich es getan habe.

Und wie hat sich die Guard-Position im Allgemeinen deiner Meinung nach in diesen letzten Jahren verändert?
Ich glaube, die Liga als Ganzes hat sich verändert. Das deutlichste Merkmal ist jedoch, dass die Fackel ganz offensichtlich weitergegeben wurde. Als ich in die Liga gekommen bin, war Kobe der Mann. Ich habe das dann übernommen, und mittlerweile sind es Jungs wie Klay Thompson und James Harden, die die Position des Shooting Guards definieren. Jetzt spiele ich andauernd gegen Leute, die gerne mal deutlich größer sind als ich. Als ich in die Liga gekommen bin, war ich nicht unbedingt als kleiner SG bekannt.- Die Liga ist in guten Händen.

Deine Teammates feiern dich ganz besonders, wenn du in dieser Saison- die Uhr ein wenig zurückzudrehen scheinst.
Es ist eine coole Sache, die sich innerhalb des Teams etabliert hat. Und ich mache da gerne mit, wenn ich einen guten Tag erwische. Natürlich mache ich das nicht in jedem Spiel, aber die Jungs spornen einen schon an, vor allem wenn einer von uns älteren Jungs einen Vintage-Moment erlebt. (grinst)

Du hast in einigen Interviews angesprochen, dass dir eine erneute Welle positiven Feedbacks und Aufmerksamkeit auch seitens der Fans aufgefallen ist, wenn ihr in dieser Saison auf Auswärtsfahrten unterwegs seid. Gilt das eigentlich auch für die Kollegen, also die Spieler gegnerischer Teams?
Ja, auf jeden Fall. Am häufigsten höre ich allerdings: „Hey, schön zu sehen-, dass du wieder gesund bist. Gut, dass du deine Explosivität zurück hast. Bleib gesund!“ Das war echt schön, dass von den anderen Jungs zu hören. Aber im ersten Moment denkst du dann schon: „Mann, war es echt so schlimm?“ (lacht) Aber auf den zweiten Blick erkennt man dann den Respekt und die Wertschätzung, die einem durch diese Aussagen entgegengebracht werden, egal ob vor dem Spiel, nach dem Spiel oder auch während der Spiele. Und das ist wirklich ein tolles Gefühl. So sehr uns der Wettbewerb auch tagtäglich beeinflusst, den Respekt der anderen Spieler auf diese Art zu spüren ist eine coole Sache. Das Gleiche passiert ja gerade mit Kobe. Die Spieler bringen ihren Respekt für einen der Besten aller Zeiten zum Ausdruck, und so sollte es auch sein.

Willst du so etwas auch für dich, wenn es irgendwann einmal Zeit ist, deine eigenen Sneaker an den Nagel zu hängen?
Das kann ich so nicht sagen. Ich stelle mich nicht hier hin und sage: „Uhh, das hätte ich auch gerne, wenn es für mich an der Zeit ist, mit Basketball aufzuhören.“ Das ist bei jedem ganz individuell. Vielleicht merkt ja bei meinem Rücktritt nicht einmal jemand, dass ich weg bin. (grinst) Ich nehme es einfach ganz, wie es kommt. Ich weiß jedenfalls, dass die Leute in Miami mich lieben und dass sie wertschätzen, was ich für die Franchise getan habe. (lacht) Bei allen anderen Teams und deren Fans werden wir es sehen.

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Momentan scheint die Popularität bei den Fans ja kein Problem zu sein. Du bist von den Fans zum Starter für den Osten beim All-Star-Game gewählt worden. Wie war das Wochenende für dich?
Es ist immer eine Ehre, wenn man von den Fans für das Spiel ausgewählt wird. Das darf man nicht als Selbstverständlichkeit ansehen. Hier in Toronto vor diesen großartigen Basketballfans zu spielen war mit Sicherheit etwas Besonderes – und das nicht nur, weil es Kobes letztes Spiel war.

Wie war es für dich, zum ersten Mal wieder gemeinsam als „Big Three“ auf dem Feld zu stehen?
Wir haben so oft zusammen gespielt, natürlich auch in All-Star-Games. Da machen Außenstehende echt mehr Wind drum, als wir es selber tun. Es fühlt sich auf jeden Fall so an, als sei es deutlich länger her, dass wir zusammen gespielt haben als die eineinhalb Jahre, die es tatsächlich sind. Ist es wirklich erst die zweite Saison? (lacht)

Was vermisst du am meisten von den Championship-Teams der Jahre 2012 und 2013?
Ganz einfach die enge Verbundenheit, die wir damals hatten. Das betrifft aber nicht nur diese beiden Jungs, sondern das ganze Team. Die Kameradschaft. Die Momente, die wir geteilt haben, während wir dieses eine gemeinsame Ziel verfolgt haben. Wir sind offensichtlich gute Freunde, Menschen die einander und die Ziele des anderen verstehen – das ist sehr wichtig. Und ich vermisse natürlich die gemeinsame Zeit.

Und jetzt?
Das aktuelle Team mit seiner Zusammenstellung ist sicherlich eine andere. Die Mannschaft ist viel Jünger. Wir haben Jungs dabei, die uns früher als Fans zugeschaut haben und jetzt bei den Heat spielen. Das ist ein ganz neuer Kader und eine ganz neue Situation. Wir haben die Möglichkeit, ein neues Kapitel zu schreiben.