Die schlimmste Zeit des Jahres hat uns nun endgültig erreicht. Mit dem Schlusspfiff des Final-Spiels der Las Vegas NBA Summer League letzte Nacht beginnt in der nordamerikanischen Profiliga die basketballfreie Zeit. Doch obwohl das Sommer-Turnier nicht für sonderlich viel Aufsehen gesorgt hat, bot der gestrige Abend einige besondere Momente…
„In der Summer League suchen Teams keine Stars, sondern Spieler die in das System passen, es ergänzen“, hatte Hall-of-Famer Isiah Thomas vor einigen Tagen über das Event gesagt. Die Playmaking-Legende spricht aus Erfahrung. „Zeke“ saß schließlich selbst schon einmal im Front Office der Knicks und war für die Kaderplanung verantwortlich. Nach dem Summer-League-Championship ist nun klar, wer hinsichtlich Thomas‘ Vorgabe das erfolgreichste Team war. Niemand anderes als der Turnier-Sieger selbst – die San Antonio Spurs. Und das auf allen Ebenen.
Super-Spurs
In dem sommerlichen Wettbewerb in der Wüste Nevadas spielen nämlich nicht nur die gedrafteten Rookies gegeneinander, auch so genannte Sophomores (im zweiten NBA-Jahr) und Spieler aus anderen Ligen möchten sich für die weltbeste Basketball-Liga empfehlen.
Herausstechen konnten für die Spurs dabei besonders zwei Akteure: Jonathon Simmons und Kyle Anderson. Letzterer stand schon in der letzten Saison im Kader des fünffachen Champions, hatte jedoch als Flügelspieler hinter Leonard, Green und Co. nicht allzu viel Spielzeit bekommen. Diesen Sommer jedoch hat „Slo-Mo“ zeigen können, wie er sich auch ohne Einsätze stetig verbessern konnte, was er sich von seinen Superstar-Teammates abgeguckt hat. Und das ist eine ganze Menge: Tolle Übersicht, eine einzigartige Ruhe und Souveränität strahlt der Wingman aus, findet immer wieder Wege zu scoren und wird am Ende mit dem „Summer League MVP“-Titel dafür belohnt.
Simmons ist ein Super-Athlet, der immer wieder mit krachenden Dunks überzeugen konnte. Der Shooting Guard, der im letzten Jahr für das D-League-Team der Spurs aufgelaufen war, erspielte sich mit seinen Leistungen in der Summer League schon nach wenigen Tagen seinen ersten NBA-Vertrag, der ihn für zwei Jahre an die texanische Franchise bindet. Gestern Nacht konnte er dann seinen Sommer endgültig krönen: Nach einer 23-Punkte-Performance im knappen 93:90-Finalsieg seiner Spurs über die Phoenix Suns wurde er zum MVP des Spiels gewählt. Eine tolle Geschichte für den 25-Jährigen, der selbst in Texas geboren wurde.
Mrs. Mastermind
Die vielleicht größte Geschichte des Sommers für die Spurs und die NBA im Ganzen ist aber eine andere, eine die am Rande des Spielfeldes stattfindet. Denn „Summer League Head-Coach“ Becky Hammon ist nicht mehr nur die erste Frau in einem NBA-Trainerstab, nicht mehr nur die erste Frau die ein Summer-League-Team coacht, sondern auch die erste Frau, der es gelingt, als Head-Coach-Rookie einen NBA-Summer-League-Titel einzufahren. Doch während die Basketball-Welt von den Leistungen der 38-jährigen ehemaligen professionellen Spielerin angetan ist, gibt sich diese bescheiden: „Alles Lob geht an meine Spieler. Sie kennen sich erst sehr kurze Zeit, haben sich zusammen gerauft, haben trotz der Erschöpfung alles gegeben und sich diesen Sieg verdient.“
Doch die Strategin hat bewiesen, dass in der Liga, die bislang eine reine Männer-Domäne war, Platz für Frauen wie sie sein muss. Und wer weiß, vielleicht berichten wir demnächst über Becky Hammon als den ersten weiblichen Head-Coach einer NBA Franchise. Das Zeug dazu – und soviel ist klar – hat sie allemal.
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