PG – Point Guard, auch „Eins“ oder „Playmaker“ genannt. Die wohl wichtigste und zugleich schwierigste Position im Basketball. Eine Position, deren Interpretation in den letzten zehn Jahren eine Revolution erlebt hat. Während die Point Guards in den 90er Jahren noch für einen sicheren Ballvortrag, ein gutes Auge und starke On-Ball-Defense bekannt waren, glänzt die heutige Generation ebenso mit Athletik und Scoring. Ein blitzschneller Drive zum Korb sowie ein sicherer Abschluss am Brett und von jenseits der Dreierlinie sind im 21. Jahrhundert Grundvoraussetzungen, um sich bis an die Spitze der NBA-Point-Guards zu kämpfen.
John Wall von den Washington Wizards hat jüngst behauptet genau dort angekommen zu sein. Er sei der beste Point Guard in der NBA versicherte der 23-Jährige und trat damit nicht nur bei uns auf der Facebook-Seite eine hitzige Diskussion los. Ein guter Grund, um die Top PGs der NBA genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Resultat zeigt ein Urteil, mit dem der No. 1 Pick des 2010er Drafts wohl nicht einverstanden sein wird.
Platz 3: John Wall – 19,0 PPS; 9,2 APS; 2,3 SPG, 3,3 TOS, 41,6 % FG
Denn leider wird die Nummer Zwei der Wizards seinem eigenen Anspruch nicht gerecht. Keine Frage, Wall kann tolle Statistiken vorweisen – er verbucht ligaweit die zweitmeisten Assists (9,2) und stibitzt die viertmeisten Bälle (2,3). Doch ein guter Point Guard muss auch konstant und effektiv performen. Und hier hat John noch viel Luft nach oben. 41,6 Prozent Trefferquote aus dem Feld sowie 34,3 Prozent von Downtown sind ausbaufähig. Ferner liegt er mit 2,77 Assists pro Turnover nur auf Rang 13 der NBA-Point Guards. Letztlich muss ein Point-Guard souverän die Fäden in der Hand halten und das eigene Team zum Erfolg führen. Die Wizards konnten bisher jedoch nur eines von fünf Duellen gegen Teams mit einer positiven Siegesbilanz für sich entscheiden. Jüngst wurde Wall beim Aufeinandertreffen mit den Indiana Pacers (73:93) kalt gestellt. Gegen die beste Defense der Liga lauteten seine nackten Zahlen: 8 Punkte bei 4-14 FG sowie 9 Assists , 3 Turnover und 0 Steals. Und überhaupt: Wieviele All-Star-Nominierungen oder Playoff-Teilnahmen hat der Überathlet vorzuweisen? Exakt, zero! Dass er beim Player-Efficiency-Rating nur den siebten Platz unter den Point Guards belegt und bei meiner Top-3 die meisten Minuten spielt, sei in diesem Fall sogar geschenkt.
Platz 2: Stephen Curry – 22,3 PPS; 8,7 APS; 1,7 SPG, 3,8 TOS, 46,0 % FG
Stephen Curry auf Platz 2 wird den einen oder anderen von euch sicherlich überraschen. Schließlich wird Steph in einigen Fankreisen noch immer als Pure-Shooter und nicht als Playmaker wahrgenommen. Doch der 25-Jährige verteilt nicht umsonst die drittmeisten Vorlagen (8,7) aller NBA-Spieler und steht seinen Konkurrenten auf der Eins damit in Nichts nach. Zudem ist er nach „CP3“ der effektivste Playmaker (23,71 PER) -phänomenalen Wurfquoten (46,0 FG%; 44,3 3P%; 88,6 FT%) sei Dank! Denn im Assists per Turnover-Ranking liegt er mit 2,28 AST/TO nur auf Rang 24 (die 19 Ballverluste aus den ersten drei Saisonspielen belasten diese Statistik massiv.) Doch es sind vor allem Currys Wurfqualitäten, die ihn so unberechenbar und damit zu einem der stärksten Point Guards der Liga machen. Wer gefühlt von jeder Position auf dem Court werfen und treffen kann, der zieht jede Verteidigung auseinander und ist der personifizierte Match-Up-Alptraum eines jeden NBA-Coaches. Im Vergleich mit den eher wackeligen Schützen a lá Westbrook, Wall, Rubio und Co. also ein gewaltiger Pluspunkt für SC30!
Platz 1: Chris Paul – 18,9 PPS; 12,1 APS; 2,3 SPG, 2,8 TOS, 45,3 % FG
Bei allem Selbstbewusstsein, Mr. Wall. Wer sich zurzeit nicht eingesteht, dass Chris Paul der beste Point Guard der NBA ist, der hat ein gewaltiges Problem mit der Selbstreflexion. Paul passt besser, trifft besser, rebounded besser, stealt besser und spielt effektiver! Er ist Wall in fast jeder Statistik (0,1 Punkte macht er weniger) eine Manu Ginobili große Nasenspitze voraus. 12,1 (!) Assists pro Partie, sowie überwältigende 4,36 Assists pro Ballverlust sprechen Bände. Ohne Paul könnten die Verantwortlichen im Clippers-Land schon längst die Lichter ausknipsen. Er dirigiert sein Team wie kein Zweiter und ist damit maßgeblich am Teamerfolg beteiligt. Nicht umsonst, debattieren die US-Kollegen derzeit darüber, ob Paul vielleicht sogar das Zeug dazu hat, um Magic Johnson/Oscar Robertson als besten Point Guard aller Zeiten abzulösen. „CP3“ ist derzeit ohne jeden Zweifel „The Best“ unter den Playmakern und steht mit 34,9 Minuten pro Partie noch verhaltnismäßig kurz auf dem Parkett. Klar, als sechsfacher All Star und zweifacher Olympiasieger verfügt der 28-Jährige auch über die meiste Erfahrung, aber wir suchen schließlich den derzeit besten Playmaker. Steve Nash und Jason Kidd hätten sonst ja schon lange nicht mehr in der PG-Elite auftauchen dürfen.
Weitere Top-Kandidaten (ohne Reihenfolge): Russell Westbrook (Thunder), Ty Lawson (Nuggets), Tony Parker (Spurs), Eric Bledsoe (Suns), Kyrie Irving (Cavs), Damian Lillard (Blazers)
Wegen Verletzungen außen vor gelassen: Rajon Rondo (Celtics), Derrick Rose (Bulls), Deron Williams (Nets)