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Endlich Playoffs!

Ich liebe die NBA. Keine Frage. Aber die reguläre Saison kann sich ab und an schon etwas hinziehen. 82 Spieltage hat es gedauert, um die je acht besten Teams aus der Western und der Eastern Conference zu ermitteln. Ich sage ausdrücklich, dass es sich NICHT um die besten 16 Teams der NBA handelt, denn dann wären wahrscheinlich mindestens zehn bis zwölf Teams aus dem Westen dabei, aber das ist ein Thema, über das wir ein anderes Mal reden sollten. Denn für mich geht sie jetzt erst richtig los, die Saison 2017/18. Endlich Playoffs. Jedes Spiel, jeder Ballbesitz, zählt. Und die erste Runde, die einmal mehr nach dem Modus Best-of-Seven ausgetragen wird, hat es tatsächlich in sich. Natürlich könnte es den einen oder anderen „Sweep“ geben, aber das sehe ich nicht. Viel mehr stechen für mich tatsächlich einige Kandidaten heraus, die für eine Überraschung gut wären und den vermeintlichen Favoriten ein Bein stellen könnten. Schauen wir uns die Paarungen doch mal ein wenig genauer an…

Western Conference:

Houston Rockets (1.) vs. Minnesota Timberwolves (8.)
Außenseiterchance: 5%

Die Rockets werden als bestes Team der Saison keine allzu großen Probleme mit dem Tabellenachten des Westens bekommen. Obwohl Jimmy Butler wieder bei den Wölfen aufläuft und Luc Mbah a Moute bei den Texanern wegen einer ausgekugelten Schulter vermutlich die komplette erste Runde ausfällt, räume ich Minnesota nur marginale Chancen eines Weiterkommens ein. Karl-Anthony Towns dürfte zwar das Center-Duell gegen Clint Capela gewinnen, aber ich sehe einfach nicht, dass Andrew Wiggins aus seinem Dornröschenschlaf aufwacht, und die Serie dominiert. Genau das wäre allerdings notwendig, um das extrem tiefe Team aus Houston ins Wanken zu bringen. Zu stark sind die Topraketen James Harden und Chris Paul, die von etlichen Scharfschützen umgeben sind und das Tempo extrem hoch halten.
Tipp: 4:0 Rockets

Golden State Warriors (2.) vs. San Antonio Spurs (7.)
Außenseiterchance: 20%

Beide Teams müssen voraussichtlich ohne einen Superstar auskommen. Der Verlust von Kawhi Leonard (Oberschenkelverletzung) bei den Spurs wiegt meines Erachtens wesentlich schwerer als der Ausfall Steph Currys bei den Warriors. Ich habe das Gefühl, Kawhi hätte schon lange wieder mitspielen können, wenn er es wirklich gewollt hätte. Steph dagegen kann es gar nicht erwarten, wieder schnell genug dabei zu sein. Die Titelverteidiger haben auch ohne Steph – mit Kevin Durant, Klay Thompson und Draymond Green – immer noch drei NBA All-Stars in ihren Reihen. Dass ich den Spurs überhaupt eine Mini-Chance in dieser Serie einräume liegt einzig und alleine an Coach Pop und seinem unglaublichen Sachverstand.
Tipp: 4:0 Warriors

Portland Blazers (3.) vs. New Orleans Pelicans (6.)
Außenseiterchance: 40%

Trotz des Verlustes ihres All-Stars DeMarcus Cousins haben die Pelicans eine überraschend gute reguläre Saison gespielt. Anthony Davis ist der derzeit beste „Big“ in der NBA und dürfte zu den Top 5 Spielern der Liga zählen. Nun müssen die Pelicans gegen die Blazers ran, und die sind für viele überraschend, aber nicht unverdient, dieses Jahr Dritter im Westen geworden. Damian Lillard und C.J. McCollum sind ein enorm starkes Guard Duo. Besonders defensiv hat das Team diese Saison einen Schritt nach Vorne gemacht. „Rip City“ wird den Heimvorteil im Moda Center nutzen und New Orleans in den Urlaub schicken. Es wird jedoch kein Honigschlecken für die Blazers.
Tipp: 4:2 Blazers

Anthony Davis ist seit dem Ausfall von DeMarcus Cousins der absolute Go-To-Guy der Pelicans (Foto: Getty Images).

Oklahoma City Thunder (4.) vs. Utah Jazz (5.)
Außenseiterchance: 49%

Utahs Donovan Mitchell wird wahrscheinlich hinter Ben Simmons nur die Nummer 2 bei der Wahl zum „Rookie of the Year“, aber für mich ist er in vielen Bereichen heute bereits wesentlich weiter als Simmons. Mitchell trägt das Team auf seinen Schultern und wird auch in den Playoffs nicht enttäuschen. Coach Quin Snyder hat hervorragende Arbeit geleistet. Das Konzept von Spacing und Ball Movement haben die Jazz diese Saison sehr gut umgesetzt. Am Ende des Tages wird es gegen die „Big Three“ aber wohl nicht ganz reichen. Russell Westbrook, Paul George und Camelo Anthony werden am Ende des Tages mit ihrer Erfahrung das Ding nach Hause schaukeln.
Tipp: Thunder 4:3

Okay, kommen wir zur Eastern Conference

Eastern Conference:

Toronto Raptors (1.) vs. Washington Wizards (8.)
Außenseiterchance: 20%

Die Wizards haben diese Saison lange Strecken ohne John Wall auskommen müssen und dieses Phase mit Bravur gemeistert. Dank Tomas Satoransky lief der Ball besser denn je. All-Star Bradley Beal brachte es auf den Punkt, warum es auch ohne Wall so gut lief: „everybody eats“, jeder bekommt in der Offense mal den Ball zugespielt. Wenn Wall seine individuellen Fähigkeiten dem Teamspiel der Wizards unterordnen kann, ist in dieser Serie etwas drin. Doch da wird der Ost-Primus Toronto etwas dagegen haben. Das Team hat eine konstant gute Saison gespielt. DeMar DeRozan und Kyle Lowry müssen eine gute Postseason spielen, um auch in den Playoffs endlich mal für Furore zu sorgen. Und genau das werden sie tun.
Tipp: Raptors 4:2

DeMar DeRozan (Foto: Getty Images).

Boston Celtics (2.) vs. Milwaukee Bucks (7.)
Außenseiterchance: 51%

Hätten Kyrie Irving, Gordon Hayward, Marcus Smart und Daniel Theis sich nicht verletzt, wäre die Außenseiterchance der Bucks nur minimal. Aber eine so stark dezimierte Mannschaft wie die Celtics wird es schwer haben. Giannis Antetokounmpo ist der Leader des Teams, aber Malcolm Brogdon ist für mich der X-Faktor. Ein gut aufgelegter und vor allem gesunder Brogdon ist ein „Difference Maker“. Ich lehne mich weit aus dem Fenster mit meiner Prognose, aber ich traue den Bucks die Minisensation zu.
Tipp: Bucks 4:2

Philadelphia 76ers (3.) vs. Miami Heat (6.)
Außenseiterchance: 51%

Ja, ich bin mir bewusst, dass die Sixers die reguläre Saison mit 16 Siegen infolge abgeschlossen haben und gegen die Heat Heimvorteil genießen. Joel Embiid wird wegen seines gebrochenen Augenhöhlenknochens nicht hundertprozentig fit sein. Ich glaube, dass die mangelnde Playoff-Erfahrung Philadelphia wehtun wird. Die Heat sind kein Über-Team, aber sie sind sehr homogen und tief. All-Star Goran Dragic ist der Kopf des Teams und diktiert das Tempo. Für die Spieler und Coaches sind die Playoffs kein Neuland. Solche kleinen Dinge können am Ende den Unterschied ausmachen.
Tipp: Heat 4:3

Cleveland Cavaliers (4.) vs. Indiana Pacers (5.)
Außenseiterchance: 10%

Indianas Victor Oladipo ist mein „Most Improved Player“ des Jahres. Zusammen mit Darren Collison ist dort ein respektabler Backcourt gewachsen, der offensiv und defensiv nicht zu unterschätzen ist. Trotzdem glaube ich, dass es schwer sein wird ein Team mit LeBron James viermal in einer Serie zu schlagen. LeBron wird das Heft in die Hand nehmen und seine Cavs in die zweite Runde führen.
Tipp: Cavaliers 4:2

Der Autor:
Dean Walle ist Basketball-Journalist in den USA und schreibt direkt aus den Staaten für BASKET. Mit spitzer Feder und sportlichem Sachverstand nimmt er die Geschehnisse der besten Basketball-Liga der Welt in seiner neuen BASKET-Kolumne unter die Lupe.

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