Im Konfettiregen von Abu Dhabi krönte sich Fenerbahce Istanbul zum zweiten Mal zum EuroLeague-Champion.

Vier europäische Topteams, ein Ziel: der EuroLeague-Thron. In Abu Dhabi kämpften die Giganten aus Griechenland, Frankreich und der Türkei um die Krone des europäischen Basketballs. Wer triumphierte – und wer enttäuschte? BASKET-Autor Benjamin Krek war vor Ort und blickt zurück auf einen Showdown, der die Fans des europäischen Spitzenbasketballs in Atem hielt.

Heiß, heißer … Abu Dhabi! Während Außentemperaturen von 40 Grad die Straßen der orientalischen Metropole förmlich zum Schmelzen brachten, strömten leidenschaftliche Fans vom 23. bis 25. Mai in die Etihad Arena und verwandelten die moderne Spielstätte in das Epizentrum des europäischen Basketballs. Mit Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus, zwei griechischen Schwergewichten, dem Traditionsverein Fenerbahçe aus Istanbul und dem französischen Meister AS Monaco war das Teilnehmerfeld hochkarätig besetzt. Diese Qualität zeigte sich auch auf dem Parkett – beide Halbfinalpartien entwickelten sich zu hitzigen Duellen.

Wiedersehen mit alten Bekannten

Den Auftakt machten am Freitagabend Titelverteidiger Panathinaikos Athen und Fenerbahçe Istanbul, die um das erste Finalticket kämpften. Anders als im Vorjahr präsentierte sich Fenerbahçe stark und riss von Beginn an die Kontrolle über die Partie an sich. Zu den Matchwinnern zählten vor allem der Ex-Bamberger Devon Hall und Forward Tarik Biberović, die 18 bzw. 15 Punkte beisteuerten und damit den Titelverteidiger entthronten. Bei Panathinaikos überzeugte Ex-NBA-Profi Cedi Osman mit 22 Punkten und sechs Rebounds. MVP Kendrick Nunn hingegen erwischte einen ernüchternden Abend. Sechs Minuten vor Schluss musste er nach seinem fünften Foul das Spielfeld verlassen und mitansehen, wie seine Mannschaft Fenerbahçe mit 76:82 unterlag.

„Von Beginn an haben wir mit Kampfgeist und Herz gespielt. Wir haben angefangen, die 50/50-Bälle zu holen. Genau das, was wir letztes Jahr im Halbfinale in Berlin gegen PAO nicht gemacht haben. Es wurde, wie immer in solchen Partien, schwierig, aber wir haben Spieler gefunden, die Verantwortung übernommen haben,“ bilanzierte ein zufriedener Šarunas Jasikevičius.


Im zweiten Halbfinale trafen AS Monaco und Olympiakos Piräus aufeinander. Bereits ihr letztes Aufeinandertreffen 2023 war ein denkwürdiges Duell. Damals brach Monaco nach starker erster Hälfte im dritten Viertel komplett ein und erzielte nur zwei Punkte. Diesmal jedoch blieb das Team von Headcoach Vassilis Spanoulis stabil und lieferte eine Partie wie aus dem Lehrbuch. Defensiv hielt der französische Meister Piräus’ Offensiv-Ass Sasha Vezenkov bei lediglich sieben Punkten. In der Offensive überzeugte die mannschaftliche Geschlossenheit: Alpha Diallo (22 Punkte), Mike James (17), Jaron Blossomgame (12) und Mouhammadou Jaiteh (11) rückten ins Rampenlicht und übertrafen selbst die eindrucksvollen 31 Zähler von Evan Fournier. Am Ende siegte Monaco verdient mit 78:68.

Ziemlich beste Freunde

Vor dem großen Showdown zwischen Fenerbahçe Istanbul und AS Monaco standen die Trainer Šarunas Jasikevičius (Fenerbahce) und Vassilis Spanoulis (Monaco) im Mittelpunkt. Einst Mitspieler, nun Rivalen an der Seitenlinie. „Ich hätte nie gedacht, dass Billy (Vassilis Spanoulis) und ich einmal auf der Pressekonferenz vor dem EuroLeague-Finale sitzen würden. Das ist unglaublich“, so Jasikevičius. 2009 gewannen beide im Trikot von Panathinaikos die EuroLeague. Obwohl dieses Kapitel schon lange zurückliegt, spürte man bei beiden noch die Leidenschaft.

Spanoulis scherzte: „Weißt du, was das Schlimmste ist? Wir haben nicht den Ball in der Hand.“

Besonders Jasikevičius weiß, wie man Titel gewinnt. Als Spieler holte er mit Maccabi, Barcelona und Panathinaikos gleich dreimal den Pokal. Als Trainer blieb ihm der Triumph bislang verwehrt. Nach mehreren gescheiterten Anläufen u.a. mit Žalgiris Kaunas (2018) und FC Barcelona (2021, 2022, 2023) und Fenerbahce (2024) sollte nun im sechsten Anlauf der Fluch gebrochen werden. Spanoulis, als Coach neu in der EuroLeague, überzeugte direkt in seinem ersten Jahr mit dem Finaleinzug.

Kampf um Bronze

Bevor aber Champion gekürt wurde, standen sich im Spiel um Platz drei die beiden griechischen Teams gegenüber. Was auf dem Papier vielversprechend klang, entwickelte sich zu einem müden Duell. Auch EuroLeague-CEO Paulius Motiejunas denkt über eine Abschaffung des Spiels um Platz drei nach.

„Wir analysieren das gerade und wollen den Klubs die Option geben, dieses Spiel künftig abzuschaffen. Vielleicht ersetzen wir es durch das NextGen-Finale oder ein anderes Event“, so Motiejunas.

Im Duell mit dem Erzrivalen Olympiakos Piräus unterlagen Jurian Grant
und Panathinaikos Athen denkbar knapp mit 93:97.

Im Spiel selbst hatte Olympiakos am Ende knapp die Nase vorn. Nach zwischenzeitlicher 15-Punkte-Führung besiegten sie Panathinaikos mit 97:93. „Ich denke, es war ein gutes Training – nicht mehr und nicht weniger. Es war gut, rauszukommen, den Ball zu bewegen und wieder ‚Olympiakos-Basketball‘ zu spielen“, resümierte der Ex-Ludwigsburger Thomas Walkup.

Das beste Gefühl der Welt

Im Finale gegen Monaco wollte Fenerbahçe nach dem Titelgewinn 2017 und der bitteren Niederlage 2023 endlich wieder triumphieren. Monaco setzte allerdings stark dagegen. Angeführt von Mike James erspielten sich die Monegassen rasch ein Neun-Punkte-Polster. Fenerbahçe kam jedoch noch im ersten Viertel wieder auf zwei Punkte heran. Im zweiten Viertel lag Monaco vier Minuten vor der Pause mit 32:23 in Führung, ehe Fenerbahçe mit einem 12:1-Lauf die Partie drehte und mit 35:33 in die Halbzeit ging.

Im sechsten Anlauf als Trainer gewann Jasikevičius 2025 zum ersten Mal die EuroLeague.

Auch nach dem Seitenwechsel blieb das Spiel offen. Fenerbahçe erarbeitete sich einen Zehn-Punkte-Vorsprung, Monaco verkürzte durch zwei Freiwürfe von Matthew Strazzel nochmals auf 69:64. Näher kamen sie jedoch nicht mehr heran. Marko Gudurić und Final-Four-MVP Nigel Hayes-Davis sorgten für die Entscheidung. Unter Konfettiregen und tosendem Applaus reckte Fenerbahçe schließlich die begehrte Trophäe in die Höhe. „Es ist das beste Gefühl der Welt, Champion zu sein“, sagte Jasikevičius sichtlich bewegt.

Fotos: IMAGO / NurPhoto, IMAGO / One Inch Productions
Text: Benjamin Krek

BASKET-Autor Benjamin Krek nach Apfiff in der Ethiad Arena in Abu Dhabi.

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