Generalprobe missglückt! In einer über weite Strecken einseitigen Partie lässt die französische Basketballnationalmannschaft ihre Muskeln spielen und besiegt die ersatzgeschwächte DBB-Auswahl deutlich mit 66:90.
Während die Fußball-Europameisterschaft aktuell zum Hauptgesprächsthema der Sportwelt avanciert, blicken alle Basketballliebhaber bereits gespannt den Olympischen Spielen entgegen, welche am 26. Juli zeremoniell eröffnet werden. Wie auch im Jahr 2021 wird das globale Großereignis hierbei mit deutscher Beteiligung stattfinden. Um sich optimal für das internationale Kräftemessen vorzubereiten und nach dem sensationellen Gewinn der Bronzemedaille bei der EuroBasket 2022 und dem märchenhaften Weltmeister-Titel vergangenen Jahres zum dritten Mal in Folge einen Podiumsplatz zu erringen, kehrten die Schützlinge von Head Coach Gordon Herbert an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Zum Auftakt des olympischen Sommers empfing der amtierende Weltmeister Powerhouse Frankreich rund um Basketball-Alien Victor Wembanyama in der Kölner Lanxess Arena zum Duell. Dieser zog bereits beim Warm-Up die Massen in seinen Bann. So gestaltete sich die Pre-Game-Routine des 2,24 m großen Franzosen so unkonventionell, wie sein Spielstil selbst. Seien es spezielle Dehnübungen, der Bärengang oder das graziöse jonglieren mit gleich drei Tennisbällen … Es gibt quasi kein Kunststück, welches der 20-Jährige nicht beherrscht. Allerdings bereitete Bundestrainer Gordon Herbert im Vorfeld der Begegnung nicht nur jene Vielseitigkeit Kopfzerbrechen. Vielmehr musste sich der Stratege mit zahlreichen teaminternen Ausfällen auseinandersetzen. So fehlten mit den Wagner-Brüdern Franz und Moritz sowie Los Angeles Clippers Big Daniel Theis gleich drei NBA-Legionäre wegen ihres Status als Free Agent. Jener Liste gesellten sich zudem die zwei Bundesliga-Stars Johannes Thiemann und Nick Weiler-Babb hinzu, welche wegen Angeschlagenheit respektive Trainingsrückstandes ebenfalls dazu gezwungen waren das anstehende Spektakel von der Seitenlinie aus als Zuschauer zu verfolgen. Diese missliche Lage nutzten die Franzosen gnadenlos aus. Auf Anhieb offenbarte der Europameister aus dem Jahr 2013 seine vermeintlich simple Taktik und dominierte mit seiner physischen Präsenz die Zone.
Groß, Größer, Wemby
Allen voran die Twin Tower, bestehend aus Victor Wembanyama und Rudy Gobert, erwiesen sich für die DBB-Korbjäger als unüberwindbare Hürde. Viel besser wurde es nach der Auswechslung der beiden NBA-Center indes nicht. So setzte sich die Überlegenheit der Franzosen auch mit EuroLeague-Champion Mathias Lessort und Real-Forward Guerschon Yabusele auf den Front-Court-Positionen fort. Folglich erarbeiteten sich die Schützlinge von Trainer Vincent Collet bereits nach den ersten zehn Spielminuten ein zweistelliges Polster (11:23). Dieses erreichte in dem zweiten Spielabschnitt neue Höhen. Zwar leistete allen voran DBB-Kapitän Dennis Schröder mit einigen zielstrebigen Drives vehemente Gegenwehr, ernsthaft abkühlen, konnte der Weltmeister seinen Rivalen jedoch nicht. Ganz im Gegenteil! Nachdem der französische Guard Evan Fournier knapp zwei Minuten vor der Halbzeit Dennis Schröder beim Zug zum Korb körperbetont stoppte, kommt es zur Eskalation. Nach einem kurzen verbalen Austausch umgriff Fournier den Hals des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft mit beiden Händen! Sofort bildete sich ein durchmischtes Rudel beider Lager. Glücklicherweise konnten die hitzigen Gemüter jedoch schnell beruhigt werden. Nach jener Handgreiflichkeit wurde der französische Nationalspieler, welcher zurzeit vereinslos ist, sanktioniert und von der Partie disqualifiziert. Nichtsdestotrotz musste sich der DBB jedoch mit einem Rückstand von 28:48 in die Halbzeitpause verabschieden. Nach dem Seitenwechsel machten die Franzosen munter weiter, wo sie aufhörten und versenkten prompt einen Dreier. Von Downtown ließ es auch Wemby regnen. Der mensch gewordene Eiffelturm versenkte einen Wurf nach dem anderen und brachte seine Kontrahenten zum Verzweifeln. Dunks, Catch-And-Shoot-Treffer aus der Transition, Dreier mit Brett und Fadeaway-Würfe fanden alle ihren Weg ins Ziel und hielten die Hausherren auch vor dem finalen Spielabschnitt auf Distanz (45:68). „In zwei Jahren wird er der beste Spieler auf der Welt sein und das Gesicht der Liga in meinen Augen. Er hätte schon dieses Jahr Defensive Player of the Year werden sollen und ist ein sehr talentierter Spieler. Wir müssen schauen wie wir es schaffen ihn als Team zu stoppen, aber wir fokussieren uns immer auf uns und wenn wir unsere Sachen machen, dann sind wir in Ordnung,“ schwärmte auch WM-Held Schröder. In Ordnung waren auch die letzten zehn Spielminuten aus deutscher Sicht. Die Hypothek aus den ersten drei Vierteln erwies sich letztlich allerdings als zu hoch. Mit einem krachenden Dunk über Louis Olinde setzte Mathias Lessort einen exklamatorischen Schlusspunkt und zementierte den 66:90-Triumph der Franzosen.
Nach dem Regen scheint die Sonne
Trotz jener herben Niederlage darf die DBB-Auswahl dennoch von einem erfolgreichen Sommer träumen. „Ich glaube das gute bei einer Niederlage ist, dass man immer viel daraus lernt und darum geht es jetzt vor allem in der Situation, in der wir gerade sind. Wir waren nicht so physisch wie die Franzosen, vor allem in der ersten Halbzeit. Man hat jedoch während des Spiels gesehen, dass das mit ein bisschen mehr Rhythmus alles besser aussah,“ zeigte sich Magic-Star Franz Wagner optimistisch. Eine ähnliche Meinung teilt auch Anführer Dennis Schröder: „Wir hatten jetzt zwei Trainingseinheiten gehabt mit dem Team. Ich habe drei vier Monate nicht gezockt … Wir versuchen jetzt besser zu werden und dann zusammen, wenn die Jungs auch spielen können, ready zu sein.“ Ein weiterer Lichtblick sind zudem die 18.500 Fans, welche es an jenem Nachmittag in die Lanxess Arena verschlug, wie der DBB-Kapitän erklärt: „Das zeigt, dass Basketball nach vorne geht. Wir bedanken uns natürlich bei allen Fans, die hier waren. Das bedeutet uns sehr viel. Leider haben wir nicht das gebracht, wofür sie gekommen sind. Das tut mir ein bisschen weh, für meine Familie natürlich auch. Das wird in den nächsten Tagen und Wochen jedoch anders aussehen.“ Hierbei dürfte sich der Guard der Brooklyn Nets den 2. August im Terminkalender markiert haben. So erwartet die DBB-Auswahl in knapp vier Wochen in Lille gegen Gastgeber Frankreich im Rahmen der Olympischen Spiele eine Revanche. Auf der größtmöglichen Bühne …
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