Wie ein Phönix aus der Asche! Nach einer langen Leidenszeit von 13 Jahren sichert sich Panathinaikos Athen zum insgesamt siebten Mal die EuroLeague-Trophäe und bezwingt Titelverteidiger Real Madrid nach einer dominanten zweiten Spielhälfte souverän mit 95:80. Das zuvor stattfindende Spiel um Platz drei avanciert lediglich zur Randnotiz.
Dass der 26. Mai 2024 ein historisches Datum sein würde, war ein offenes Geheimnis. So fieberten seit der Veröffentlichung des EuroLeague-Spielplans Mitte Juli des vergangenen Jahres alle Basketballliebhaber auf dem alten Kontinent dem prestigeträchtigen Endspiel der europäischen Königsklasse entgegen. Nach sieben Monaten und insgesamt 325 absolvierten Aufeinandertreffen voller emotionaler Achterbahnfahrten, spektakulärer Dunks, eleganter Zuckerpässe sowie dramatischer Schlussphasen kulminierte die laufende Spielzeit gestern in der Berliner Uber Arena mit dem antizipierten Duell zwischen Titelverteidiger Real Madrid und dem griechischen Powerhouse Panathinaikos Athen!
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Vor dem sehnlichst erwarteten Match-Up der beiden Giganten stand indes zuvor das obligatorische Spiel um Platz drei auf dem Programm. Die „Ehre“ um Bronze kämpfen zu dürfen, hatten in diesem Jahr hierbei Fenerbahçe Istanbul und Olympiakos Piräus. Auf jenes Privileg hätten jedoch vermutlich beide Parteien gerne verzichtet. „Niemand möchte die Partie spielen oder anschauen. Es ist nicht leicht. Um ehrlich zu sein hoffe ich, dass sie das Spiel einstellen werden, weil es sinnlos ist. Wir haben auch nationale Ligen, in welchen wir spielen und für welche wir uns vorbereiten müssen. Es ist was es ist. Wir müssen die Partie spielen und werden natürlich versuchen sie zu gewinnen,“ gesteht Fenerbahçe-Star Marko Gudurić. Jene Meinung teilt auch der Head Coach des Serben, Šarunas Jasikevičius: „Es ist sch***ße. Wir reden darüber, aber niemand möchte etwas ändern. Ich wiederhole mich immer wieder. Du musst den Menschen, welche nach Berlin gekommen sind, Respekt entgegenbringen. Ich bin mir allerdings nicht wirklich sicher, ob selbst diese Menschen das Spiel überhaupt sehen wollen. Ich verstehe den Sinn dieser Partie nicht …“ Trotz der berechtigten Kritik beider Akteure blieb die Begegnung zwischen dem Istanbuler Spitzenverein und dem letztjährigen Finalisten aus Piräus bis in die Schlusssekunden überraschend spannend. Obwohl sich der griechische Vertreter während des Spielverlaufs mehrfach ein zweistelliges Polster erarbeitete, musste das Team von Head Coach Georgios Bartzokas immer wieder engagierte Comeback-Bemühungen ihrer Kontrahenten abwehren. Letztlich kam der griechische Traditionsverein allerdings lediglich mit einem Schrecken davon. So war Sertaç Sanlis Buzzerbeater von Downtown zum Ausgleich wenige Millisekunden zu spät und konnte die 84:87-Niederlage nicht abwenden.
Das Warten hat ein Ende!
Jene Dramatik bot einen Vorgeschmack auf die Partie, welche jeder spielen und ansehen möchte: Das EuroLeague-Finale! Während Real Madrid als Titelverteidiger und vermeintlich dominanteste Mannschaft des alten Kontinents erwartet im Finale stand, kämpfte sich Panathinaikos nach zuletzt verhältnismäßig erfolglosen Jahren zurück auf die größtmögliche Bühne. Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen und zum siebten Mal den europäischen Thron zu erklimmen, ersetzten die grünen Kleeblätter in der Sommerpause nahezu den kompletten Kader inklusive Trainer. Trotz jener großen Veränderungen glaubte Head Coach Ergin Ataman an die Umsetzung jenes Traums: „Wenn du ein Team, welches zuvor den 17. Tabellenplatz einnahm, übernimmst und alles veränderst außer ein bis zwei Spieler, dann musst du ihm große Ziele geben. Während meiner ersten Trainingseinheit mit der Mannschaft zeigte ich den Spielern die Banner, welche in der OAKA hängen. Da hängen sechs Stück und ich sagte ‚Ich bin hierher gekommen, um ein weiteres aufzuhängen.‘ Auch nach der letzten Trainingseinheit vor unserer Reise nach Berlin zum Final Four zeigte ich meinen Spielern erneut diese und sagte ihnen ‚Nur wenn wir gewinnen, wird unser Banner da oben hängen.‘“ Um jenen historischen Moment live zu erleben, suchten mehr als 10.000 Panathinaikos-Fans den Weg nach Berlin auf und verwandelten die Uber Arena in einen grünen Hexenkessel! Nicht schlecht staunten alle passionierten Anhänger des Athener-Vereins jedoch als in den einleitenden Spielminuten Real Madrids Rohdiamant, Eli John Ndiaye, aus dem Nichts zum Schlüsselakteur avancierte und die ersten acht Zähler der Los Blancos im Alleingang erzielte. Unterstützung erhielt der 19-Jährige infolgedessen auch von Superstar Džanan Musa. Der bosnische Swingman markierte im ersten Spielabschnitt zehn Zähler von insgesamt sage und schreibe 36 Punkten, welche die Madrilenen Panathinaikos im ersten Spielabschnitt einschenkten! Auch die Mannen von Taktikfuchs Ataman zeigten sich zumindest am offensiven Ende des Hardwoods motiviert und erzielten ihrerseits ebenfalls stolze 25 Zähler. Den hohen Offensivrhythmus konnten die Königlichen infolgedessen indes nicht halten und erzielten in den nächsten zehn Spielminuten „nur“ 18 weitere Punkte. Nichtsdestotrotz genügte dem Rekordsieger der fulminante Start, um mit einem fünf Punkte umfassenden Vorsprung in die Halbzeitpause zu gehen (54:49).
Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften
Was nach dem Seitenwechsel folgte, schien anschließend niemand für möglich gehalten zu haben. Alles in allem sieben mickrige Pünktchen zauberten die mit offensiven Ausnahmekönnern, wie Džanan Musa, Mario Hezonja und Facundo Campazzo, gespickten Los Blancos im dritten Viertel aufs Parkett und mussten scheinbar machtlos zuschauen, wie Panathinaikos beflügelt von der lautstarken Unterstützung seiner Fans die Partie drehte. „Wir haben das Spiel nicht gut angefangen und im ersten Viertel 36 Zähler zugelassen. Die meisten haben anschließend vermutlich gedacht, dass es ein langweiliges Finale werden würde. Darüber haben wir uns jedoch nie Gedanken gemacht … In der Umkleide haben wir besprochen, dass wir unsere Defense und Aggressivität verbessern müssen, um wieder zurück in die Partie zu finden,“ offenbarte Stratege Ergin Ataman den Schlüssel zum Erfolg. Die physische Spielweise beider Kontrahenten spiegelte sich in Foul-Problemen diverser Leistungsträger wider. Diese Umstände limitierten auf Seiten Reals insbesondere Point Guard Facundo Campazzo und Center Walter „Edy“ Tavares. „Ich weiß nicht, wie ich das genau sagen soll, aber mich hat die Schiedsrichterleistung heute etwas verwirrt. Es ist wahr, unsere Big Men hatten auf Anhieb Foul-Probleme und diese hatten wir im Verlauf des Jahres in dieser Liga nicht sehr oft,“ kommentierte Madrids-Coach Chus Mateo jenes Phänomen. Auf der Gegenseite musste der Leistungsträger und Energizer der Athener, Mathias Lessort, zu Beginn des vierten Viertels früh Platz auf der Bank einnehmen, nachdem er sein viertes persönliches Foul einheimste. Folglich entschied sich Coach Ataman dazu die Aufstellung anzupassen und die Center-Position mit Dinos Mitoglou zu füllen. „Der Trainer hat mir vor dem Spiel gesagt, dass ich bereit sein soll auch ein bisschen auf der Fünf zu spielen. Das haben wir zuvor schon oft in Griechenland und in anderen EuroLeague-Spielen genutzt. Ich bin froh, dass es funktioniert hat. Ich kam in einem entscheidenden Augenblick in die Partie, habe die Würfe genommen und sie auch getroffen.“ Einen dieser verwandelte der Grieche beim Stand von 68:65 zu Gunsten seines Teams, als er zu Beginn des finalen Abschnitts kaltblütig den Dreier von der Birne versenkte und die Arena zum Explodieren brachte! Während den abschließenden zehn Spielminuten stellten die Athener eindrucksvoll unter Beweis, dass sie nicht nur exzellent verteidigen, sondern den Ball auch ganz gut durch die Reuse werfen können. Angeführt von Final Four MVP Kostas Sloukas und Ex-NBA-Profi Kendrick Nunn, welche 24 respektive 21 Zähler auflegten, trennten die Mannen in grün lediglich wenige Minuten vom ultimativen Triumph. Den finalen Schlusspunkt hinter das elektrisierende Finale setzte Kendrick Nunn, als er 47 Sekunden vor Schluss prompt Guerschon Yabusele hinter sich ließ und mit einem krachenden Dunk die Arena zum Beben brachte. Nach dem Ertönen der Schlusssirene brachen alle Dämme. Sowohl die nahezu komplett grüne Arena als auch die Meisterschaftshelden selbst konnten nicht so recht fassen, welch bedeutsames Kunststück ihnen gelungen ist. Unter einem goldenen Konfetti-Regen mit dem ikonischen Lied „We Are The Champions“ von Queen stemmten Kostas Sloukas, welcher nach Šarunas Jasikevičius erst der zweite Spieler ist, welcher mit drei verschiedenen Vereinen die EuroLeague gewann, und Cheftrainer Ergin Ataman zusammen mit dem gesamten Team die begehrte EuroLeague-Trophäe empor. „Es ist ein unglaubliches Gefühl! Ich denke, dass wir heute Nacht eines der beeindruckendsten Ergebnisse in der Geschichte des europäischen Basketballs realisiert haben,“ weiß auch der türkische Stratege, welcher mit seiner Mannschaft zeigte, dass es wichtig ist nach den Sternen zu greifen. Im wahrsten Sinne des Wortes …
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