Der alte Kontinent findet morgen seinen rechtmäßigen Herrscher! Nach zwei elektrisierenden Halbfinalpartien sind Titelverteidiger Real Madrid und Panathinaikos Athen die letzten verbliebenen Mannschaften, welche nach einer langen sowie kräftezehrenden Spielzeit um die heiß begehrte EuroLeague-Krone kämpfen.

Facundo Campazzo und Real Madrid behielten gegen Olympiakos Piräus die Oberhand. (Fotocredit: Halil Sagirkaya/Anadolu via Getty Images)

Von Erfolgen und Tragödien

Bereits zum dritten Mal findet das Finalturnier des prestigeträchtigsten europäischen Vereinswettbewerbs in der Hauptstadt Deutschlands statt. Jede Auflage hinterließ hierbei bleibende Spuren und ging dank ikonischer Momente in die Basketballgeschichte ein. Dies kann auch Šarunas Jasikevičius beteuern. Der litauische Stratege leitet derzeit die Geschicke des türkischen Schwergewichts Fenerbahçe und stand 2009 selbst als Spieler im grünen Trikot von Panathinaikos Athen im Halbfinale der Königsklasse: „Woran ich mich erinnern kann, wenn ich an das Jahr 2009 zurückdenke? An das beste Final Four. Das beste Final Four, was die Qualität und die Spiele angeht. Vier Partien wurden mit dem letzten Wurf entschieden.“ Während sich die Athener damals hauchdünn mit zwei Zählern gegen ihren erbitterten Erzrivalen Olympiakos Piräus durchsetzten, triumphierte ZSKA Moskau im Duell der Giganten mit 82:78 gegen den FC Barcelona und ergatterte das Finalticket. Die Intensität und Anspannung der Halbfinalbegegnungen machte sich anschließend auch im antizipierten Endspiel bemerkbar. Vor 13.238 Zuschauern entschied erneut lediglich ein Korb über das Schicksal der zwei ebenbürtigen Kontrahenten. Letztlich war es der Traditionsverein aus Griechenland, welcher das Parkett als Sieger verließ und die Trophäe dank eines denkbar knappen 72:70-Siegs nach Athen entführte. Ähnlich dramatisch gestaltete sich auch die zweite Finaledition in Berlin sieben Jahre später. Insbesondere Fenerbahçe-Fans dürften sich jedoch an jene notorische Nacht weniger gerne erinnern. So durchlebten alle Anhänger des Istanbuler Spitzenvereins eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle, welche zunächst mit einem steilen Absturz in Form eines mehr als 20 Punkte umfassenden Rückstandes startete, in einem heroischen Comeback kulminierte und abschließend mit einem Herzschmerz endete. So zerbrach Feners Traum vom ganz großen Coup nach einer nervenaufreibenden Schlussphase durch die Hände von Victor Khryapa, welcher sich knapp drei Sekunden vor dem finalen Buzzer in der Luft einen Fehlwurf von Mitspieler Nando de Colo schnappte und diesen noch vor seiner Landung Richtung Ring tippte. Kurz blieb die Zeit stehen, ehe das Spielgerät durch die Reuse kullerte und ZSKA Moskau in die Verlängerung rettete. Beflügelt von der spektakulären Aktion stürmten die Mannen aus dem Kreml nach fünf weiteren Extraminuten ans Ziel und sicherten sich die schillernde EuroLeague-Trophäe. „Das wird mich bis zum Ende meines Lebens verfolgen,“ gesteht auch Guard Kostas Sloukas, welcher im gelb-dunkelblau-gestreiften Fenerbahçe-Trikot mit gesenktem Kopf den zweiten Platz auf dem Siegertreppchen einnehmen musste. 

Mathias Lessort von Panathinaikos Athen legte gegen Fenerbahce ein Double-Double aus 17 Punkten und 10 Rebounds auf.(Fotocredit: Tolga Adanali/Euroleague Basketball via Getty Images)

Totgesagte leben länger?

Im zweiten Halbfinalduell maßen der ewige Rivale der grünen Kleeblätter, Olympiakos Piräus, und Titelverteidiger Real Madrid ihre Kräfte um zu ermitteln, wer weiter vom Titel träumen darf. Schnell schien eine Antwort auf diese Frage gefunden zu sein. So machten es die Königlichen Panathinaikos nach und erwischten Olympiakos auf dem falschen Fuß. „Wir hatten das Pech gegen ein solch starkes Real Madrid zu spielen und müssen akzeptieren, dass ihr Talent, ihre Erfahrung, ihr kompletter Kader und die Führung ihres Coaches großartig sind. Ich bin ein bisschen betrübt, dass wir die Partie nicht so angefangen haben, wie wir es hätten machen sollen,“ weiß auch der Cheftrainer der Erythorolefki, Georgios Bartzokas. Auf den Flügeln des kroatischen Superstars Mario Hezonja zündeten die Madrilenen ein wahres Offensivfeuerwerk und standen nach den ersten zwei Vierteln quasi mit einem Bein bereits im Endspiel (56:37). „Die erste Halbzeit war sehr gut, weil wir die ganze Zeit die Rebounds sowie den Spielrhythmus unter Kontrolle hatten und gut verteidigten,“ zeigte sich der Stratege der Los Blancos, Chus Mateo zufrieden.

Olympiakos‘ Thomas Walkup und Real Madrids Walter Tavares schenkten sich nichts. (Fotocredit: Luca Sgamellotti/Euroleague Basketball via Getty Images)

Auf dem komfortablen Vorsprung wollte sich der Strippenzieher der Königlichen allerdings nicht ausruhen: „Als wir in die Umkleidekabine gingen wussten wir natürlich, dass dies nicht genug sein würde. Wir mussten weiterkämpfen, da uns klar war, dass sie zurückkommen würden, weil ihnen dies immer gelingt.“ Mit jener These sollte Mateo richtig liegen. Peu à peu pirschte sich der griechische Topclub an den Titelverteidiger und schaffte es mit zahlreichen Bomben von Downtown die Führung der Königlichen zwischenzeitlich bis auf acht Zähler zu verkürzen. Die Starpower der Spanier erwies sich letztlich jedoch als eine unüberwindbare Hürde. 20 Zähler von Topscorer Džanan Musa sowie kaltblütige Treffer von Urgestein Sergio Llull erstickten die letzten Hoffnungen der Griechen im Keim und resultierten in einem 87:76 Triumph der Los Blancos. Diese treffen nun im großen Finale morgen um 20:00 Uhr auf Panathinaikos Athen. Olympiakos muss sich auf der Gegenseite mit dem Spiel um Platz drei begnügen, welches am selben Tag um 18:00 Uhr auf dem Programm steht, und sieht sich Fenerbahçe Istanbul gegenübergestellt.

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