Die Denver Nuggets stellen auch in der zweiten Runde der Playoffs ihre Nervenstärke unter Beweis. Wie zuvor gegen die Utah Jazz konnten sie auch gegen die Clippers einen 1:3 Serienrückstand ausgleichen. Zur Pause von Spiel 6 sah alles danach aus, als würde es in den Conference Finals zum „Battle of LA“ kommen. Im dritten Viertel kämpften sich die Nuggets, angeführt von Jokić und Murray, jedoch zurück ins Spiel und erzwangen mit einem 111:98 Erfolg Spiel 7.
Jamal Murray & Jokic

Ein fulminantes Comeback im dritten Viertel beschert den Nuggets einen Sieg in Game 6.
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Seit dem Saisonstart sprechen NBA-Fans von den kommenden Conference Finals im Westen. Vielen scheint seit dem klar zu sein, dass sich LeBorn James und Kawhi Leonard in einer packenden Serie gegenüberstehen werden. Die Nuggets haben allerdings entschieden, dabei ein Wort mitzureden. Der Druck gegen das Ausscheiden zu spielen, scheint Denver zu beflügeln. Auch in ihrem fünften „do-or-die“ Spiel in dieser Postseason konnten sie siegen und stellen somit einen NBA-Rekord auf. In drei dieser Partien holten sie einen Rückstand von mindestens 15 Punkten auf und konnten die Spiele drehen. Das war seit dem Beginn der Datenerhebung im Jahr 1997 noch keiner Mannschaft gelungen.

Clippers brechen auseinander

Auch Game 6 gegen die Clippers war so eine Partie. LA spielte eine dominante erste Hälfte, in der die Nuggets streckenweise chancenlos wirkten. Die Bank der Clippers funktionierte gewohnt gut und Kawhi Leonard und Paul George legten gemeinsam 31 Punkte auf. Die Nuggtes wurden zu 9 Turnovern gezwungen, trafen auf eine gut organisierte Verteidigung und gingen mit 47:63 in die Pause. „Sie hatten uns im Sack“, kommentierte Superstar Jokić die Phase der Partie nach dem Spiel.

Dann zu Beginn des Dritten, als die Clippers ihre Führung noch auf 19 Punkte ausgebaut hatten, ging Jamal Murray nach einem Zusammenstoß mit Paul George zu Boden. Der Kanadier biss auf die Zähne und spielte weiter. Ein Wachrüttler für seine Nuggets! Die gleichen Clippers, die Denver zuvor durch eine geordnete Leistung kaum Luft zum Atmen ließ, wirkten plötzlich vollkommen desorientiert. Im weiteren Verlauf verpassten sie 10 Würfe in Folge und ließen einen 17:0 Lauf der Nuggets zu. Im gesamten dritten Viertel erzielten sie nur 2 Punkte in der Zone.

Denver konnte den Schwung mit ins vierte Viertel nehmen und dominierte mit viel Einsatz an beiden Enden des Courts. Der alles überragende Mann war dabei Nikola Jokić. Er versenkte drei Dreier in Folge, traf verrückte Midrange-Jumper und beendete die Partie mit 34 Punkten, 14 Rebounds und 7 Assists. Auch Jamal Murray, der weiterhin mit den Folgen der Kollision mit PG13 zu kämpfen hatte, zeigte wieder mal, wie effizient er unter Druck abliefern kann. Er verfehlte im zweiten Durchgang nur einen Wurf und erzielte in 20 Minuten 11 Punkte.

Fünf Minuten vor Ende bei einem Stand von 96:91 schien alles auf einer spannende Crunchtime hinaus zu laufen. Die Nuggets waren jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aufzuhalten. Gary Harris lief heiß, versenkte gleich drei Dreier und entschied das Spiel so frühzeitig.

Alles offen in Spiel 7

Nachdem das Team von Mike Malone bereits gegen Utah mit 1:3 hinten gelegen hatte und die Serie trotzdem für sich entschied, konnte auch gegen LA eine Aufholjagd eingeleitet werden. Die Clippers, die seit dem Saisonstart als Titelfavorit gelten, müssen also mindestens noch ein Spiel länger auf ihre erste Conference-Finals-Teilnahme der Franchise-Geschichte warten. Die Nuggets können sich zwei Tage erholen, bevor sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 3.00 Uhr die Chance zur Sensation bekommen. Der Joker scheint sich nach einem erneuten Comeback wohl in der Underdog-Rolle zu fühlen: „Wir haben keinen Druck. Ich glaube, all der Druck liegt bei ihnen“.