Tibor Pleiß (Anadolu Efes) ist ein vielbeschäftigter Mann – nimmt sich für BASKET jedoch jeden Monat Zeit, um über seine Erlebnisse in der Türkei und der Basketballwelt in einer Kolumne zu berichten. Passend zur heute erscheinenden BASKET hat er sich auch seine Gedanken zu Kobe Bryant gemacht und ordnet die „Black Mamba“ aus seinem persönlichen Blickwinkel ein.

Kobe

Machs gut, Mamba! (Foto: getty images)

Hallo zusammen,

das ist meine erste Kolumne nach dem tragischen Tod von Kobe Bryant. Eigentlich wollte ich an meiner vergangenen Kolumne zum Thema – was braucht es um Basketballprofi zu werden – anknüpfen und Erfahrungen aus meiner Karriere teilen. Wer aber, wenn nicht Kobe, ist das beste Beispiel zu diesem Thema. Er war mit 17 Jahren einer der jüngsten Spieler der NBA-Geschichte. Damals sogar der Jüngste überhaupt. 20 Jahre später hat er etliche Rekorde aufgestellt und ist aus den NBA-Geschichtsbüchern nicht mehr wegzudenken. 20 Jahre auf höchstem Level bei ein und demselben Verein. Eine herausragende Leistung, ohne Wenn und Aber.

Sicher ist diese Karriere eine Ausnahme, keine Frage. Aber wie kommt man überhaupt in die Nähe eines Kobe Bryants und wie hält man sich dann über einen so langen Zeitraum im Profibusiness? Natürlich mit Talent, aber ebenso mit viel Ehrgeiz und Willensstärke, den drei wichtigsten Faktoren, die einen Profi ausmachen.

Kobe hatte sicher mehr Talent, als viele andere. Sein Vater war ja schon Basketballprofi in den USA und Italien und seine Mutter Basketballtrainerin. Er hatte also recht früh Bezug zum Spiel und konnte das in seine DNA aufnehmen. Es braucht aber mehr als nur Talent. Kobe hatte unendlich großen Ehrgeiz und Willen. Immer wieder in den entscheiden Phasen im Spiel die Verantwortung zu übernehmen und dabei natürlich auch mal zu scheitern. Es wurde des Öfteren kontrovers diskutiert, dass er zu viele schwere Würfe nimmt und zu egoistisch spielt. Klar hat er auch nicht jeden Wurf getroffen. Mehr noch, er ist der Spieler der NBA mit den meisten Fehlwürfen… Man kann aber nur daneben werfen, wenn man auch wirft und den Mut dazu hat in schwierigen Momenten Verantwortung zu übernehmen.

Er hatte den Siegeswillen und dafür hat er alles getan. Bekannt sind die Geschichten, wie man für Kobe bei Road Trips des Öfteren mal nachts eine Halle organisieren musste, weil er unbedingt Schusstraining machen wollte. Und zwischen zwei Auswärtsspielen ist manchmal nur mitten in der Nacht Zeit für so etwas.

Das ist es, was vor allem bei mir in Erinnerung geblieben ist: Er wollte immer besser sein, als andere und hat alles dafür investiert. Deswegen steht Kobe bei mir vor allem für harte Arbeit.

Ich habe während meiner Zeit bei den Jazz ein paarmal gegen Kobe gespielt. Zweimal in der Preseason und dann einmal im Januar 2016 in der Regular-Season. Das Spiel haben wir 109:82 gewonnen und Kobe hatte einen überschaubaren Abend. Am 13. April, seinem Abschiedsspiel, habe ich leider nur auf der Bank gesessen. Das war mir an diesem Abend aber ziemlich egal. Ich war live dabei und dürfte die Atmosphäre in L.A. miterleben, wie einer der größten Basketballspieler der Welt sein letztes Spiel bei seinen Fans, seinem Team, seiner Familie spielt. Eine Erinnerung, die ich nie vergessen werde – Dear Kobe – thanks for loving and living basketball! –

Bis zum nächsten Mal,

Euer Tibor

TIbor

Tibor Pleiß ist seit vielem Jahren für BASKET als Kolumnist tätig und will in diesem Jahr mit Anadolu Efes die EuroLeague holen (Foto: getty images)