Beginnen wir mit den nüchternen Fakten. Die Toronto Raptors gewinnen Spiel eins der NBA-Finals 2019 mit 118:109 und gehen mi 1:0 in Führung.

Ein Heimsieg! Ja ein Pflichtsieg könnte man emotionslos sagen. Denn sind wir ehrlich: Hätten die Kanadier das Heimspiel verloren, würde nun jeder von den unbezwingbaren Golden State Warriors sprechen. Von jenem Überteam, das zum fünften Mal in Folge in den Finals steht und drei der letzten vier Meisterschaften gewinnen konnte.

Game 1
Pascal Siakam gelangen in Game 1 erst zum zweiten Mal in seiner Karriere über 30 Zähler in den Playoffs (Foto: Getty Images).

Doch der Sieg war mehr als nur ein schnöder Pflichtsieg. Er war ein eindrucksvolles Statement!

Und er stopfte all jenen „Experten“ das Maul – entschuldigt meine vulgäre Sprache – die zuvor ernsthaft dafür argumentiert hatten, dass die Warriors ohne Kevin Durant gar besser seien. Das sind sie gewiss nicht! Kevin Durant ist offensiv anno 2019 der beste Spieler der Welt – besser als James Harden – und durch seine Abstinenz fehlte den „Dubs“ die Varianz, die sie sonst so unberechenbar macht.

Doch sprechen wir nicht über KD, den Superstar, der verletzungsbedingt passen musste, sondern über jene, die in Game one der Finals gefragt waren: Vor dem Spiel fokussierte sich alles auf Kawhi Leonard und Steph Curry. Doch es war Pascal Siakam, der an diesen Abend für die Raptors den Unterschied machte! 32 Zähler und unglaubliche 14 Field Goals bei 17 Versuchen (82,4%) waren schlichtweg zu viel für Steve Kerrs Team. Über die gesamten 48 Minuten fand die Defense der Warriors keine Antwort auf den Kameruner, der immer wieder gradlinig zum Korb zog und scorte. „Spicy P“, wie er nun überall in den sozialen Netzwerken genannt wird, war Mann des Tages!

Kevin Durant gewann mit dem Team USA zweimal olympisches Gold. (Credit: Getty Images)

Doch die Warriors machten es den Finals-Debütanten aus dem hohen Norden auch viel zu leicht. Gerade in der Anfangsphase hätten die Warriors ihre Erfahrung ausspielen müssen, aus der Nervosität des Gegner Kapital schlagen müssen. Stattdessen konnte sich Toronto zahlreiche freie Dreier herausspielen. So konnte selbst Danny Green, der bislang schwache Playoffs spielte, Selbstvertrauen tanken.

Dabei hätte die Franchise aus der „Bay Area“ gewarnt sein müssen. Bereits in der Regular Season gingen beide Partien an die Kanadier. Vielleicht war sich der amtierende Meister aber auch zu sicher, denn in der Kerr-Ära ging bislang kein einziges Finals-Auftaktspiel verloren. Dass diese Serie nun beendet ist, war in erster Linie das Resultat einer überzeugenden Mannschaftsleistung. Und das macht den Sieg noch eindrucksvoller. Ein mittelmäßiger Kawhi Leonard reichte aus, um die „Unbesiegbaren“ zu schlagen.

Game 1
Charles Barkley (Foto: Getty Images

Charles Barkley scheint es bereits vor dem Start der Finals geahnt zu haben: Ohne mit der Wimper zu zucken prognostizierte der Hall of Famer den Ausgang der Serie mit 4:1 für die Raptors.

Steve Kerr muss nun analysieren und taktische Anpassungen vornehmen. Die Hauptpunkte auf seiner To-Do-Liste sollten sein: 1) eine Antwort auf Pascal Siakam finden! 2) Draymond Greens Abschlüsse minimieren (2/9 FG). Green spielte trotz eines Triple-Doubles (zehn Punkte, zehn Rebounds, zehn Assists) eine durchwachsene Partie (sechs Turnover). 3) Das dauerhafte Doppeln von „The Claw“ überdenken, denn so entstanden große Lücken für Siakam, Marc Gasol (20 Punkte, 6/10 FG) und Fred VanFleet (15 Punkte, 578 FG) 4) Bessere Verteidigung der „Transition“.

Spiel zwei der NBA-Finals 2019 findet in der Nacht von Sonntag auf Montag statt (2 Uhr deutsche Zeit).