Im Osten stehen die Cavs schon frühzeitig vor dem Aus: Als Viertplatzierter der Regular Season muss sich der Meister von 2016 mit den hoch motivierten Indiana Pacers rumschlagen und braucht einen überragenden LeBron James (34,4 PPS, 10,0 REB, 7,7 AS), um sich im siebten Spiel mit 105:101 in die zweite Runde zu retten. Ein Kraftakt, der die Cavs zwar nicht gerade wie einen Meisterkandidaten aussehen lässt, aber wenige Tage später auch schon wieder vergessen ist. In den Conference-Semifinals räumen LeBron und Co. die Toronto Raptors (Erster der Regular Season) auf beeindruckende Weise mit 4:0 aus dem Weg, das 128:93 in der Quicken Loans Arena zu Cleveland wird die abschließende endgültige Demütigung der Raptoren.

Zu diesem Zeitpunkt sind die Cavs wieder der ­Favorit im Osten. Denn die Boston Celtics, die eigentlich für diese Rolle vorgesehen waren, haben ganz andere Sorgen. Neben dem Langzeit-Ausfall von Gordon Hayward muss der Rekordmeister in der Postseason auch noch ohne Point Guard Kyrie Irving auskommen. „Chancenlos“, lautet daraufhin das Urteil vieler Experten. Und genau das scheint sich zu bestätigen, denn schon mit den Bucks haben die Celtics in Runde eins mächtig Schwierigkeiten, gewinnen mit 4:3. Doch auch die Celtics schlagen beeindruckend zurück, dominieren in Runde zwei die aufstrebenden 76ers mit 4:1. Ben Simmons, Joel Embiid und Co. hatten in Runde eins den Miami Heat mit 4:1 die Grenzen aufgezeigt.

Die eigentlichen Finals

Die Conference-Finals werden hart umkämpft. Die Cavs wollen mit aller Macht in die Finals und dort ­Rache nehmen an den Warriors. Doch die junge Garde der Celtics begehrt auf und wehrt sich: Jayson Tatum (17,9 PPS), Jaylen Brown (19,7 PPS) und Terry Rozier (15,2 PPS) halten die Serie spannend, in Spiel 7 profitieren die Cavs dann aber unter anderem von Roziers Totalausfall (vier Punkte, 2/14 FG) und sichern sich mit 87:79 den Spot der Eastern Conference in den Finals. „Das war eine überragende Teamleistung“, mühte sich LeBron James zu druckfähigen Aussagen. In Wirklichkeit hatte er mit 35 Punkten und 15 Rebounds das Spiel entschieden. Vom schwächsten Finals-Team seit 2007 (ebenfalls LeBron und die Cavs) ist vielerorts die Rede, doch LeBron ist zum achten Mal in Serie ein Teil der NBA-Finalserie.

Im Westen ist der Verlauf der ersten Runden ­etwas einseitiger als im Osten. Die Golden State Warriors haben mit den San Antonio Spurs und den New ­Orleans Pelicans ebenso wenig Mühe wie die topgesetzten Houston Rockets mit den Minnesota Timberwolves und den Utah Jazz – alle Serien enden mit 4:1. Das eigentliche Highlight ist die Serie der Pelicans (Nr. 6) gegen die Portland Trail Blazers (Nr. 3), die der Außenseiter um Anthony Davis (33,0 PPS, 11,8 REB) scheinbar mühelos mit 4:0 für sich entscheidet. Auch der gute alte „Playoff-Rondo“ ist wieder zur Stelle, Rajon Rondo dominiert mit 11,3 PPS, 13,3 AS und 7,5 REB den Backcourt. Die Utah Jazz schalten in Runde eins die Oklahoma City Thunder mit 4:2 aus, gegen die Übermacht der beiden überragenden West-Teams aus Houston und Oakland ist aber kein Kraut gewachsen.

Die Western-Conference-Finals sind dafür das eigentliche Highlight der NBA-Saison – und deren vorgezogenes Finale. Spiel 1 (119:106) und Spiel 3 (126:85) gehen deutlich an die Warriors, Spiel 2 (127:105) dafür an die Rockets, die nach Platz eins in der Regular Season als Top-Seed ins Rennen gehen. Ab Spiel 4 müssen die Warriors allerdings ohne ­Andre Iguodala auskommen und scheinen unter seinem Ausfall mehr als gedacht zu leiden zu haben – das Blatt wendet sich in Richtung der Texaner. Angeführt von den starken James Harden und Chris Paul, die aber von den Rollenspielern perfekt ergänzt werden, sichert sich Houston die Spiele 4 (95:92) und 5 (98:94).

Doch dann der Schock: Der bis dahin überragende Chris Paul verletzt sich am Ende von Spiel fünf und kehrt für den weiteren Verlauf der Serie nicht mehr zurück. Ein Ausfall, der schwerer wiegt als der Verlust von Iguodala bei den Warriors – und letztlich die Serie entscheidet: Vor heimischer Kulisse haben die Warriors keine Mühe, sich mit 115:86 ins entscheidende Spiel 7 zu ballern. Jedem der 18.055 Zuschauer im Toyota Center von Houston, ja im Grunde allen Basketball-Fans auf der Welt, ist klar: Wer am 28. Mai dieses Spiel 7 für sich entscheidet, wird der neue NBA-Champion sein. Und im wichtigsten Spiel des Jahres sind die Superstars zur Stelle: Kevin Durant (34 Punkte) und Steph Curry (27 Punkte, zehn Assists, neun Rebounds) entscheiden das Spiel – die Warriors erwarten die Cavaliers in den NBA-Finals 2018.

Smiths Aussetzer im falschen Moment

Ein anderes Team als die Cavaliers hätte die kräfte­zehrende Serie der Warriors vielleicht zu seinen Gunsten ausnutzen können. Doch Cleveland hat selbst sieben Spiele gegen Boston in den Beinen – und dem Ost-Champion fehlt für diese Warriors schlichtweg die Qualität. Lediglich in Game 1 haben LeBron und Co. den Sieg buchstäblich in den eigenen Händen, als J.R. Smith beim Stand von 107:107 und noch fünf Sekunden auf der Uhr den Offensiv-Rebound holt. Doch statt per Layup den Sieg zu ­sichern, sprintet J.R. mit dem Spalding aus der Zone und bekommt trotz eines emotionalen Ausbruchs von LeBron keinen Wurf mehr hin. Nach dem Spiel schieben sich Smith und Coach Tyronn Lue gegenseitig die Schuld zu. „Er hat einfach den Spielstand vergessen. Er dachte, wir wären vorne“, so Lue. Smith hält dagegen: „Der Coach hätte eine Auszeit nehmen sollen.“ Was auch immer die Wahrheit sein mag: Spiel 1 geht in Overtime an die Warriors, genauso wie die nächsten drei Spiele. Ein „Sweep“ in den Finals beendet die NBA-Saison.