Der erste Weg durch den Jahresrückblick 2018 führt uns ins Jahr 1983. Hört sich komisch an, ist aber so. Im Alter von fünf Jahren nämlich soll Kobe Bryant seine Liebe zum Basketball entdeckt haben. Und aus dem kleinen Kobe, der den orangenen Spalding so sehr liebte, wurde einer der größten Superstars der NBA-Historie. Um 2016 seinen Abschied zu verkünden, hatte ­Kobe, der im August 2018 auch seinen 40. Geburtstag feierte, das Gedicht „Dear Basketball“ verfasst, das in sehr persönlicher Form seinen Aufstieg darstellt. Mit Zeichnungen von Künstler Glen Keane entstand ein Animationsfilm, der im März 2018 mit dem Oscar in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ ausgezeichnet wird. Doch die Ehrung bleibt – wie so vieles in Kobes ­Leben – nicht frei von Kritik. Gerade im Zug der #MeToo-Debatte ­rücken die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Bryant aus dem Jahr 2003 wieder ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Kritiker fordern sogar, dass Kobe den Preis zurückgibt, was er aber nicht tut.

Das Personalkarussell dreht sich

Das große sportliche Thema in den ersten Monaten des neuen Jahres: Trades! Zumindest, wenn man von den unzähligen Gerüchten absieht, die sich schon zu diesem Zeitpunkt um die Free Agency von LeBron James rankten. Aber dazu später mehr. Der erste Blockbuster-Deal des neuen Jahres umfasste insgesamt sechs Spieler, einer davon dominierte allerdings die Schlagzeilen: Blake Griffin. Die Detroit Pistons waren bereit, ein fettes Paket für die Los Angeles Clippers zu schnüren, um den Power Forward in die „Motor City“ zu locken: Für Griffin, Willie Reed und Brice Johnson schickte Detroit Avery Bradley, Tobias Harris, Boban Marjanovic, einen First-Round- und einen Second-Round-Pick nach Los Angeles.

Für die Clippers, die ihre Stars Griffin, DeAndre Jordan und Lou Williams für junge Spieler und Picks auf den Markt warfen, ein reizvoller Deal, für die Pistons zunächst ein Risiko. „Aber Chancen wie diese gibt es nicht oft. Der Deal ist nicht ohne Risiko, und wir haben einiges bieten müssen, um Blake zu bekommen. Aber uns ist klar, dass er es wert ist“, sagte Pistons-Owner Tom Gores. Heute ist klar: Im Grunde haben beide Teams das bekommen, was sie wollten. Die Clippers rebuilden auf hohem Niveau, die Pistons haben den Superstar, den sie gesucht haben.

Im Zentrum anderer viel diskutierter Trade-­Geschäfte stand kein einzelner Spieler, sondern eine gesamte Franchise: die Cleveland Cavaliers. LeBron und Co. waren auf bestem Wege, die Regular Season komplett in den Sand zu setzen und chancenlos in die Playoffs zu gehen – es musste etwas passieren. Und dann krempelte GM Koby Altman in nur einer Nacht das Cavs-Roster komplett um. In einem Deal mit den Lakers kamen Jordan Clarkson und Larry Nance Jr. nach Ohio, dafür wurden Isaiah Thomas, Channing Frye und ein First-Round-Pick (2018) in die andere Richtung geschickt. Gleichzeitig fädelte Altman einen Drei-Team-Trade ein, der Jae Crowder, Derrick Rose (Utah) sowie Iman Shumpert (Sacramento) kostete und George Hill sowie Rodney Hood nach Cleveland lotste. Außerdem wurde der unglückliche Dwyane Wade auf eigenen Wunsch für einen Zweitrunden-Pick zurück zu „seinen“ Heat getradet.

Die Diskussionen, ob die Moves der Cavs – besonders für den damals schon wahrscheinlichen Fall eines LeBron-Abschieds – klug waren, halten bis ­heute an. Fest steht: Altman schaffte es nicht nur, den ­Altersschnitt des Teams deutlich zu senken (Hallo, Rebuild!), sondern durfte sich auch am Ende der Saison 2017/18 immerhin über den vierten Finals-Einzug in Serie freuen. Allerdings hatten die Dauer-Rivalen der Finals, die Golden State Warriors und eben die Cleveland Cavaliers, in den NBA-Playoffs 2018 mehr denn je zu kämpfen und standen jeweils mindestens einmal kurz vor dem Ausscheiden, bis das vierte Duell in Folge auf der größten Bühne der NBA feststand.