Ein äußerst humorvolles und über alle Maßen selbstbewusstes Großmaul, das es sportlich, aber auch verbal mit jedem Gegenspieler auf der Welt aufnehmen kann – das ist Joel Embiid. Ein Mix, der Parallelen zu Shaq erkennen lässt, denn ganz nebenbei ist der furchtlose Kameruner im Begriff, der dominanteste Center seiner Generation zu werden.

Wie bitte, habe ich richtig gelesen? BASKET will mir echt Joel­ Embiid­ als den neuen Shaquille O’Neal verkaufen? Der Vergleich hinkt doch vorne und hinten!“ So oder so ähnlich könnte die erste Reaktion auf die gewagte Überschrift „Einer wie Shaq?“ ausfallen. Und selbstverständlich unterscheiden sich die beiden Center hinsichtlich ihres basketballerischen Ansatzes gehörig voneinander: Embiid wiegt weder über 160 Kilogramm, noch hat er Probleme beim Freiwurf. Der Kameruner besticht vielmehr durch ein vielseitiges Repertoire, das einen soliden Wurf samt akzeptablem Threeball beinhaltet. Zwei Facetten, die man bis zuletzt Shaq nicht in seinen Scouting-Report schreiben konnte. Zudem kann der Sixer den Ball dribbeln und die klassische Center-Rolle sehr viel moderner interpretieren. Doch der Haupteinwand ist sicherlich der, dass Embiid nicht ansatzweise so dominant ist, wie es „Shaq Attack“ war. In seiner Prime bei den Lakers gab es nichts und niemanden, der das phänomenale Kraftpaket hätte stoppen können. Mit seiner Masse schob O’Neal wie ein wütender Büffel jeden Big Man problemlos aus dem Weg, um anschließend mit Urgewalt die Korbanlage zu testen. Bekanntermaßen schaffte es „Diesel“ mehrfach in seiner Karriere, dass es nach einem Akt der Zerstörung aus 3,05 Meter Höhe Glas regnete. Doch so groß der Unterschied hinsichtlich der Spielanlage auch sein mag, es existieren doch unzählige Parallelen zwischen den beiden Centern. Sowohl der beste­ Fünfer der 2000er-Jahre als auch der potenziell prägendste der 2020er-Jahre sind unwiderrufliche Alphatiere par excellence.

Der legendäre Rihanna-Tweet

Embiid ist darüber hinaus dermaßen extrovertiert, dass er seit seinem ersten Tag in der nordamerikanischen Elite-Liga der Liebling der Medien ist. Der Afrikaner ist enorm unterhaltsam, ein Entertainer eben. Eben so, wie es Shaq bis heute in seiner Funktion als Analyst ist. Doch Embiid nutzt nicht nur die große Bühne der TV-Übertragung, sondern ist auch in den sozialen Medien längst zu einem großen Star avanciert. Legendär ist sein Tweet, in dem er verkündet, dass er ein Auge auf die attraktive Pop­ikone Rihanna geworfen habe. Die von Barbados stammende Sängerin antwortet: „Melde dich wieder, wenn du All Star bist!“ In der Folge versucht der selbstbewusste Big Man alles, um seine All-Star-Kampagne erfolgreich zu gestalten. Virale Unterstützung erhält der Mann, der rund drei Millionen Follower auf Instagram besitzt, beispielsweise vom französischen Fußball-Nationalspieler Paul Pogba.

Als es dann endlich so weit ist und Embiid als dritter Frontcourt-Spieler hinter LeBron James und Giannis Antetokounmpo als All-Star-Starter gewählt wird, hat er jedoch eine überraschende Nachricht für Rihanna: „Sie hat mir damals einen Korb gegeben, also warum sollte ich es erneut versuchen. Da muss ich wohl weitermachen und zur Nächsten übergehen“, sagt der Spieler der Philadelphia 76ers mit einem verschmitzten Lächeln und verschwindet anschließend mit lässigem Gang in den Katakomben.

Embiid

Joel Embiid (Foto: Getty Images).

Doch auch für seinen digitalen Trash Talk ist der 24-Jährige berüchtigt. Was Gary Payton einst auf dem Court war, ist Embiid im World Wide Web. „Du wirst vermöbelt werden“, textet er kurz vor dem Saisonstart in Richtung des 2018er First-Picks Deandre Ayton, weil es ihm zuvor gewaltig auf den Zeiger ging, dass der Rookie der Suns in den Medien mehrfach als „der neue Embiid“ tituliert wurde.

Auch Orlandos Neuling Mo Bamba gerät ins Visier des unterhaltsamen Großmauls. Der Superstar spielt in einem Preseason-Game Katz und Maus mit dem Magic-Center, doch der Fight findet nicht auf dem Court statt, sondern wird in den sozialen Medien ausgetragen. Bamba postet ein Bild, das auf den Betrachter so wirkt, als hätte er über Embiid gedunkt. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um eine Szene, in der Bamba nur haarscharf einem Block entging und anschließend mit jeder Menge Glück den Ball im Korb unterbrachte. „Boah, das ist ein Block, okay, ein Layup … oder so etwas Ähnliches. Du wurdest den ganzen Abend im Post gegrillt. Du hattest vier Fouls in acht Minuten gegen mich, junger Mann. Ich könnte dich in zehn Minuten ausfoulen. Das war dein Begrüßungsgeschenk. Lerne erst einmal, mich ohne Fouls zu verteidigen. Alles Liebe, haha“, postete Embiid und hatte damit wieder einmal das letzte Wort.

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