Massenweise Marihuana, Körperverletzungen, Disziplinlosigkeit und sogar illegale Hundekämpfe: Obwohl Portland zu Beginn der 2000er-Jahre immer in den Playoffs vertreten war, ist die Zeit der „Portland Jail Blazers“ das dunkelste Kapitel in die Geschichte der Franchise.

Es ist der 21. November 2002. Nach einem 89:85-Erfolg über die Seattle SuperSonics fahren Rasheed Wallace und Damon Stoudamire in dessen gelbem Hummer zurück nach Portland. Wegen einer Überschreitung des Tempolimits wird der Wagen von der Polizei angehalten. Die Beamten bemerken direkt den Marihuana-Geruch im inneren des Autos und finden anschließend noch etwa 40 Gramm Gras. Ein Gerichtsurteil bleibt wegen einer außergerichtlichen Einigung allerdings aus.

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Zach Randolph (Foto: Getty Images).

Zu Beginn der 2000er-Jahre sind solche Meldungen bei den Portland Trail Blazers nichts besonderes. Gleich mehrere Spieler fallen abseits des Courts immer wieder durch Straftaten auf. Auch auf dem Parkett spielen die Trail Blazers mit außergewöhnlicher Härte. Rasheed Wallace beispielsweise kommt in der Saison 2001/02 auf stolze 41 technische Fouls, bis heute NBA-Rekord. In seiner gesamten Karriere bringt er es sogar auf 317 „Technicals“. Man kann den Power Forward also zweifelsohne zu den größten „Bad Boys“ der NBA-Geschichte zählen. Noch dazu wird er immer wieder wegen Marihuana-Konsums festgenommen. Kaum zu glauben: Trotz aller Skandale bleibt die Franchise äußerst ­erfolgreich. Zum Kern der Mannschaft gehören Spieler wie Scottie Pippen, der von 1999 bis 2003 in Oregon spielt, Arvydas Sabonis (1995–2001 und 2002/03) und der jetzige Warriors-Coach Steve Kerr (2001/02). Sogar Detlef Schrempf spielt von 1999 bis zu seinem Karriereende 2001 in Portland. Trotzdem sind es vor allem Skandalspieler wie Rasheed Wallace und Bonzi Wells, die mit guten Leistungen das Team tragen. Letzterer hält mit 45 Punkten noch immer den Franchise-Rekord für die meisten Punkte in einem Playoff-Spiel.

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Qyntel Woods (Foto: Getty Images)

Ein Team Voller Unruhestifter

Dass die Trail Blazers sich überhaupt kontinuierlich für die Playoffs qualifizieren können, grenzt an ein Wunder. Im Team gibt es immer wieder Streitigkeiten, auch Coach Maurice Cheeks muss sich einiges gefallen lassen. Von seinen Spielern wird er nicht respektiert und oft übel beleidigt. Die Teamchemie erreicht den absoluten Nullpunkt. Steve Kerr ­äußerte sich zu seinem Jahr in Portland: „Was für eine großartige ­Erfahrung! Das war vielleicht das lustigste Jahr meiner Karriere. Ein so schlecht funktionierendes Team habe ich nie zuvor gesehen.“

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Darius Miles (Foto: Getty Images)

2001 draften die Trail Blazers Zach Randolph. Der heute als ruhiger Spieler bekannte „Z-Bo“ ist zu Beginn seiner Karriere allerdings kein Kind von Traurigkeit. Außerdem stößt in diesem Jahr mit Ruben Patterson der nächste Skandalspieler zum Team. Dieser spielte zuvor bei den Seattle SuperSonics, wurde dort allerdings nach einem 15-tägigen Gefängnisaufenthalt entlassen. Er hatte versucht, die Babysitterin seiner Kinder zu vergewaltigen. Bei seiner Vorstellung meint er: „Ich bin kein schlechter Typ. Ich bin kein Vergewaltiger, sondern ein großartiger Mensch.“ Pattersons Verpflichtung fördert das Ansehen des Teams nicht unbedingt. Statt einer Verbesserung der Situation werden immer mehr Unruhestifter verpflichtet. Im Volksmund wird die Franchise nur noch „Portland Jail Blazers“ genannt (jail = „Knast“). Selbst die eigenen Fans sind nicht mehr gut auf ihr Team zu sprechen. Die Aussage, die Bonzi Wells 2001 bei „Sports Illustrated“ trifft, stellt das Verhältnis zwischen Team und Fans auf drastische Art und Weise dar: „Uns interessiert nicht, was die Fans über uns denken. Sie sind uns egal. Sie können uns jeden Tag ausbuhen, werden uns auf der Straße aber trotzdem nach Autogrammen fragen. Deshalb sind sie Fans und wir NBA-Spieler.“

Lukas Claus

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