Wie sehr hat dich die offensive Last, die du in dieser Saison tragen musstest, in der Defense beeinträchtigt?

LeBron James: Ich glaube, es hatte gar keinen Einfluss. Im Angriff musste ich viel machen, aber das hatte die Saison nunmal so verlangt. Wir hatten einfach nicht viele Playmaker in dieser Saison, also musste ich oft diese Aufgabe übernehmen. Defensiv haben wir diesmal mehr Wing-Verteidiger gehabt, was es mir erlaubte dort nicht zuviel Energie zu verbrauchen. Aber jedes Mal, wenn es an mir lag zu verteidigen, habe ich meine Aufgabe gemacht. Ich denke nicht, dass sich daran etwas geändert hat.

Es gibt viele Gespräche darüber, wie gut die Offensive der Warriors ist, aber was macht ihre Defensive so einzigartig?

LBJ: Draymond Green. Er ist der Katalysator und Anker der Verteidigung und auf diser Seite des Feldes sehr, sehr clever. Jedes unserer Spielsysteme ist ihm geläufig. Er ist sehr mobil und dirigiert in der Verteidigung entweder an der Dreierlinie oder beschützt den Ring.

Nach dem Mid-Season-Trade gab es von dir und Dwyane Wade wenig Kommentare zu der Trennung. Würdest du dir wünschen, dass ihr noch miteinander spielen würdet?

LBJ: Ja, absolut. Nicht nur weil wir wie Brüder sind, sondern auch wegen seiner Erfahrung. Er hätte uns in der Postseason sehr gut getan. An diesem Punkt in seiner Karriere ist er praktisch für die Playoffs gemacht.

Was für positive Dinge kannst du mitnehmen, wenn du zurück auf die Saison blickst?

LBJ: Das kann ich erst sagen, wenn diese Serie vorbei ist. Keine Saison meiner Karriere hat mich mehr herausgefordert. Nicht nur spielerisch, sondern auch durch die Roster-Änderungen, verletzte Mitspieler und ähnlicher Sachen. Es war zu Beginn der Saison noch einfacher. Mittlerweile fühlt es sich auf jeden Fall so an, als ob es vier oder fünf Saisons in einer waren.

LeBron James

Auch in seinem 15. Jahr spielt LeBron überragend. (Foto: Getty Images)

Die Golden State Warriors haben es diese Saison schwerer gehabt, als in den letzten paar Jahren. Das erste Mal gab es Zweifel, ob sie es in die Finals schaffen. Was haben dir die Warriors dir in Sachen Willensstärke in dieser Postseason gezeigt?

LBJ: Am Ende des Tages kann man nie einen Champion abschreiben, ganz egal was in der Saison abläuft. Es ist unmöglich, weil sie aus einem anderen Holz geschnitzt sind und ich weiß das aus erster Hand. Wenn man einen Titel gewinnt, ist es nur wichtig, dass alle gesund bleiben, dann kann man fast alles schaffen.

Das beste an Golden State ist, dass einer der besten Spieler ausfallen kann und es trotzdem noch zwei oder drei Stars gibt, die das Team über Wasser halten können. Es hilft dem Verletzten ungemein, wenn er sich nicht beeilen muss, um wieder fit zu werden. Die Warriors kann man nicht abschreiben, egal in welcher Situation.

Wie sehr wird das Ergebnis dieser Serie deine Liebe zum Wettkampf verändern?

LBJ: Ich liebe es mit anderen zu konkurrieren. Egal wer am Ende gewinnt, ich liebe es auf dieser großen Bühne Teil des Wettbewerb zu sein. Meine Liebe für das Spiel wird nur noch größer. Ich hoffe, ich habe noch viele Jahre in mir, um das noch weiter erleben zu können.

Nach Spiel eins hast du zu Kevin Love gesagt, dass du dich noch nie besser gefühlt hast. Fühlst du dich stolz alle Spiele auf diesem Level bestritten haben zu können? Und fühlst du dich auch körperlich so gut?

LBJ: Ich bin nur stolz darauf, jede Nacht mit meinen Teamkollegen auf dem Platz stehen zu können. Ich nehme nichts für selbstverständlich. Aber ich bin auch stolz darauf, dass ich jeden Tag an meinem Körper arbeite, um weiter fit zu bleiben. Ich fühle mich einfach, als wäre ich in Topform. Auch wenn ich mir in Spiel drei umgeknickt bin oder mir ein Finger im Auge landete und es ganz Rot war. Egal was passiert, ich bin immer aufgeregt mein Trikot anzuziehen.

Was sind die positiven Dinge, die du aus den ersten Niederlagen dieser Finals-Serie mitnehmen konntest?

LBJ: Wir hatten gute Momente, aber ich bin kein Typ, der positive Dinge mitnimmt. Wenn wir verlieren, konzentriere ich mich auf das, was man besser machen kann.

Damals war es in deiner Zeit bei den Heat ja schon so, dass Boston Ray Allen und Kevin Garnett verpflichtete, um euch zu stoppen. Jetzt geschah in Golden State mit Kevin Durant etwas ähnliches. Glaubst du Superstars in dieser Liga haben ihr Schicksal nicht ganz in der eigenen Hand? Fühlt es sich nicht frustrierend an, immer zu arbeiten, nur damit ein anderes Team zusammengestellt wird, was noch viel besser ist?

LBJ: Ja, aber so ist das nunmal in der NBA. Ich glaube, jede Franchise will einfach das wettbewerbsfähigste Team kreieren. Aber es geht nicht nur darum gute Spieler zu haben, du musst schlaue Spieler haben. Spieler, die die richtige Einstellung haben, um mit den besten mithalten zu können. Manchmal denken Leute: Oh, LeBron ist größer und stärker als alle anderen und deswegen zieht er jedes Mal zum Korb, macht einen Slam Dunk und wird nie müde. Man muss verstehen, dass es um viel mehr als um das geht. Wenn man ein Team bauen will, das Golden State schlagen kann, braucht man die richtigen Köpfe.

In vergangen Jahren standest du schon mit besseren Teams in den Finals. Wie fühlt es sich an mit dieser Truppe gegen die Warriors zu spielen?

LBJ: Lass uns ernst sein: Wenn man sich das Roster der Warriors anguckt, sind sie weitaus besser als wir. Sie haben zwei MVPs, Klay Thompson, der selber ein Team führen könnte, Draymond Green, der einer der besten Verteidiger der Liga ist und einen Haufen guter Rollenspieler. Wir haben aber auch gute Spieler und Chancen gehabt ein paar Spiele zu gewinnen. Es geht jetzt nur darum alles zu geben und keine Fehler zu machen. Gegen Golden State darf man sich nur wenig bis gar keine Fehler erlauben. Es ist, als ob man gegen die New England Patriots oder die San Antonio Spurs spielt. Wenn du einen Fehler machst, nutzen sie ihn knallhart aus. Nicht nur weil sie bessere Spieler haben, sondern auch weil sie das richtige Denken und die Championship-DNA haben.