An Position 25 ist Moritz Wagner von den L.A. Lakers im NBA-Draft von 2018 gezogen worden – und hat damit seinen ersten NBA-Vertrag sicher. Doch wer ist dieser Wagner, der der nächste deutsche Star in der besten Basketball-Liga der Welt werden soll?„Alle Träume klingen verrückt. Bis sie wahr werden.“ Mit diesen Worten fängt „Moe“ Wagner die Mitteilung an, in der er bekannt gibt, dass er sich für den NBA-Draft 2018 anmeldet. Der Spruch steht auf einem Dirk-Nowitzki-Poster, das seit dem ersten Tag im College-Zimmer Wagners hängt.
„Dirk ist der lebende Beweis dafür, dass es möglich ist“, sagt der junge Michigan-Star, der sich nach langem Überlegen entschieden hat, in die NBA zu gehen. Wann und ob man sich für den Draft anmeldet, ist keine leichte Entscheidung. Aber für Moritz war der letzte Anreiz der, dass Dirk Nowitzkis kommende Saison seine letzte in der Liga sein wird. Jetzt in der NBA zu spielen, gibt „Moe“ die Chance, seinem Idol auf dem Feld noch zu begegnen. Und seit heute Nacht ist klar: Wagner hat seinen Spot in der NBA sicher, ist als eines von 30 Talenten in der ersten Runde gepickt worden. Diese Jungs müssen von den Teams auch unter Vertrag genommen werden.
„Danke Michigan“ sagt Moritz Wagner, der sein Zuhause der letzten drei Jahre jetzt verlässt. Er dankt dabei allen Mitspielern, Trainern und Fans der Wolverines und erklärt, dass eines der größten Argumente gegen den Draft seine Verbundenheit zu diesem College war. Verständlich, wenn man bedenkt, dass „Moe“ sein College ins NCAA-Finale brachte und dort jetzt als ein Held verehrt wird.
Der Weg zum Erfolg war eine kleine Cinderella-Story: Als Michigan-Coach John Beilein damals den 17-jährigen Moritz Wagner aus Berlin holte, begannen ein paar sehr aufregende Jahre für den Ex-ALBA-Spieler. Mit ungefähr 2,10 Metern und guter Technik hatte Wagner von Anfang an Potenzial, aber in seiner Freshman-Saison spielte er nur mickrige 8,6 MIN. Kein Wunder: Wagner musste sich an ein neues Land, eine neue Kultur und eine neue Sprache am College gewöhnen und an ein neues Level an Körperlichkeit und Niveau auf dem Basketballplatz. Moritz war damals auch noch ein Hänfling, der körperlich weit hinter der Konkurrenz stand.
In mehrerer Hinsicht spannend für die NBA
Aber Wagner ist jemand, der arbeitet. Er legte sieben Kilo Muskelmasse zu, nutzte seine Chancen bei den wenigen Minuten, die er bekam und entwickelte sich im zweiten Jahr zu einem der besten Spieler des Teams. Er ruhte sich danach nicht aus, war im dritten Jahr noch besser und wurde in der Endrunde der NCAA einer der besten Spieler des Turniers. „Er ist so viel besser geworden, weil er alles, was er tut, mit Enthusiasmus macht“, sagt der Kommentator der Wolverines beim Halbfinalspiel. „Moe“ spielte dabei überragend und machte 24 Punkte und 15 Rebounds. Werte, die letztmals Hakeem Olajuwon auf diesem Level erreichte. Auch emotional ist der extrovertierte Berliner mittlerweile der Leader von Michigan: „Ich bin voller Energie. Ich lebe von Emotionen und im Rampenlicht zu stehen, ist genau mein Ding.“ Er führte Michigan ins Finale und schlug dabei mächtig hohe Wellen. Spätestens im NCAA-Tournament fiel er auch den letzten NBA-Scouts auf, der Name des deutschen Hünen ist in NBA-Kreisen seitdem allseits bekannt.
Wagners Führungskompetenzen und seine Arbeitsmoral waren ein wichtiger Teil des Erfolges von Michigan, aber seine Fähigkeiten am Ball waren genau so beeindruckend. Im Klartext: Wagner ist ein begehrtes Exemplar des „modernen Big Man“. Trotz seiner Körpergröße traf er diese Saison 40 Prozent von jenseits der Dreierlinie und ist dabei besonders gefährlich im Pick-and-Pop. Dabei drückt er, selbst unter Druck, schnell und effizient ab und kann auch gegen größere Gegenspieler treffen. Die Verwicklung ins Pick-and-Roll kreiert dabei oft Mismatches, bei denen er über den kleineren Verteidiger hinweg werfen kann oder einen langsameren Big Man auf dem Weg zum Korb abhängt. Darüber hinaus ist Wagners Ballhandling solide und er kann sich, besonders in der Transition, mit einer Auswahl an Bewegungen immer geschickt den Weg zum Brett bahnen.
Ein Platz in der zweiten Runde? Von wegen!
Trotz aller Qualitäten, die Moritz Wagner mitbringt, vermissen viele Scouts aber immer noch einige Eigenschaften, die für einen Spieler seiner Größe in der NBA nötig sind. Zum einen sei seine Athletik zwar verbessert, aber immer noch nicht gut genug, um auf dem Profi-Level mitzuhalten. Es fehle Explosivität auf dem Weg zum Korb und weitere Muskelmasse. Darüber hinaus müsse sich das Rebounding und die Verteidigung verbessern, wenn er Spielzeit sehen will. Doch all diese Kritikpunkte sind für Moritz nichts Neues. Schon letztes Jahr wurde er zum NBA-Combine eingeladen und meldete sich für den Draft an, um sich den Scouts zeigen zu können und zu testen, wie der Markt für ihn aussieht. Letztendlich zog er seine Teilnahme zurück und spielte für ein weiteres Jahr in Michigan, weil er mit seinen Draft-Chancen nicht zufrieden war. Was den Einzug in die NBA angeht, ist Zeit aber ein großer Faktor und Wagner ist schon 21 Jahre „alt“. Auch 2018 galt er lange eher als Pick für die zweite Runde, doch die Lakers hatten seit dem Workout von Wagner in L.A. großes Interesse und schlugen an Position 25 zu.
Mit Selbstvertrauen in die NBA
Trotzdem ist „Moe“ kein Mensch, die sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben wird. Der aufgeweckte Charakter und die starke Arbeitsmoral des Deutschen haben ihn auf dem College bereits weit gebracht und man kann darauf vertrauen, dass diese Qualitäten ihn noch weiter bringen werden. „Ich bin bereit, erwachsen zu werden.“ Und jetzt müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn Wagner seinem Idol Dirk Nowitzki nicht auf dem Court begegnet. „Moe“ träumt schon heute von dem Tag: „Mit Dirk auf dem Platz stehen? Da muss ich lächeln. Das wäre das Beste auf der Welt.“
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