Auf dem Court ist Kyrie Irving ein Draufgänger,der keine Angst kennt. Mit Moves, die nicht zu stoppen sind. Doch so stürmisch und selbstsicher kommt er abseits des Courts selten rüber. Ein BASKET-Interview, das hinter die Fassade von „Uncle Drew“ schaut.

Auf dem Court wissen NBA-Fans meist sehr genau, was sie von Kyrie Irving zu erwarten haben. Spektakuläre Crossover, Drives in die Zone, hochkomplizierte Layups mit Kontakt – der Point Guard der Boston Celtics gehört zum Attraktivsten und Spektakulärsten, was die beste Basketball-Liga der Welt zu bieten hat.

Außerhalb des Hardwoods ist „Uncle Drew“ schwieriger zu greifen. Die einen haben seinen Abschied aus Cleveland egoistisch genannt, die anderen konnten verstehen, dass er nach Jahren in LeBrons Schatten nun selbst mal der Star sein wollte. Die einen haben über seine Aussage, die Erde sei eine Scheibe, Tränen gelacht, die anderen hatten das sofort als den Witz interpretiert, der es gewesen ist. Wer also ist Kyrie Irving wirklich? Was macht ihn aus? Wie lässt sich sein Charakter beschreiben? Was sind seine Ziele, was seine Gedanken? Fragen über Fragen, deren Antwort von außen schwer zu finden ist. BASKET hat mit dem Celtics-Anführer ein Gespräch geführt, das sich der Wahrheit über ihn zumindest annähert.

Kyrie

Kyrie Irving trifft diese Saison 48,6 Prozent seiner Würfe aus dem Feld – Career High (Foto: Getty Images).

Hi Kyrie, du gehörst mittlerweile zu den großen Stars der NBA, sowohl auf dem Court als auch daneben. Blickst du in Gedanken oft zurück auf den Weg, den du gehen musstest?

Der Weg bisher war unbeschreiblich. Heute bekomme ich durch Basketball unheimlich viele Möglichkeiten, spannende Dinge zu machen, durch die Welt zu reisen. Aber ich bin mir sehr bewusst darüber, dass der Weg, den ich gegangen bin, nicht selbstverständlich ist. Es gab frustrierende Momente, als Kind, als Jugendlicher, aber auch in der NBA. Aber wir werden von den Fans echt geliebt, und zwar für eine Sache: Basketball spielen. Diese Sichtweise darf man nicht verlieren. Mein Leben ist so einfach, wenn man Folgendes bedenkt: Alles, was ich tun muss, ist einen Ball in einen Korb zu werfen. Das ist alles. Dabei musst du besser sein als alle anderen.

Also empfindest du Basketball als einfach?

Nein, nicht, wenn du die besten Gegenspieler hast. Aber vor dem Spiel sage ich mir immer: Es geht um zwei Körbe und einen Ball, den du da reinwerfen sollst. Sei der Beste, der du sein kannst, in der Sache, die du so gut kannst wie sonst nichts: Bälle in einen Korb werfen. Natürlich gehören dazu auch einige Opfer, um an diesen Punkt zu kommen. Aber man darf nicht vergessen, wer man wirklich ist, und was wirklich wichtig ist im Leben. Und das wäre? Familie, Freunde, das wahre Leben eben. Basketball ist so wichtig in unserem Leben. Das ist auch okay, aber es darf nicht unser Leben sein. Das versuche ich mir selbst – bei allem sportlichen Ehrgeiz – immer zu zeigen. Was motiviert dich, jeden Tag auf dem Court dein Bestes zu geben? Man muss sich klarmachen, dass es immer neue Herausforderungen gibt, wenn man als Profisportler lebt. Das habe ich verinnerlicht, und aus meiner Sicht ist das eine Sichtweise, die du brauchst, wenn du langfristigen Erfolg haben willst. Es gibt immer noch mehr zu erreichen, selbst dann, wenn du gerade etwas Großartiges geschafft hast. Du feierst mit deinen Jungs, mit deiner Familie, genießt den Moment. Aber es gibt immer ein Morgen. Das gibt uns Brad Stevens (Celtics-Headcoach, d. Red.) auch immer mit: Ob du gewinnst oder verlierst, es gibt immer ein Morgen. Damit musst du umgehen können.

Du bist der neue Anführer der Celtics, aber die Region um Boston ist eigentlich Hoheitsgebiet von NFL-Superstar Tom Brady von den New England Patriots. Kommen da schon mal Vergleiche auf?

Nein, wir sind ja in zwei komplett verschiedenen Sportarten unterwegs. Klar, die Karriere, die Tom Brady gemacht hat, ist unglaublich. Er ist einer der Besten aller Zeiten. Ich bin noch auf dem Weg, meine Karriere hoffentlich in eine ähnliche Richtung zu lenken. Was ich sagen muss: Brady ist ein Gewinner. Er bringt seine Top-Leistungen, wenn er gefordert ist, aber zeigt auch extreme Konstanz in seinen Performances. Das imponiert mir. Aber ich vergleiche mich mit niemandem. Ich will meine eigenen Erfahrungen machen, meinen eigenen Weg gehen. Trotzdem habe ich gewaltigen Respekt vor diesen Legenden und ihrer Legacy, sei es im Football, im Basketball oder anderswo. Denn dazu gehört auch viel Arbeit, die niemand sieht, durch die aber auf dem Feld oder auf dem Court dann nachher alles einfach aussieht.

Thomas Werner

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