Die Leistungsträger der Los Angeles Lakers sind allesamt blutjung und extrem hungrig. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Coach Luke Walton das Team einen großen Schritt nach vorne bringen. BASKET erklärt, was noch für die Playoffs fehlt.

Die Fans der Los Angeles Lakers gehören zu den anspruchsvollsten, die es in der gesamten NBA gibt. Zum einen sind die Anhänger von „Purple & Gold“ daran gewöhnt, mit hochattraktivem Basketball verwöhnt zu werden, daran erinnern nicht zuletzt die Jerseys von Legenden wie Kareem Abdul-Jabbar, Wilt Chamberlain, Elgin Baylor, James Worthy, Magic Johnson, Jerry West, Shaquille O’Neal und neuerdings auch Kobe Bryants Nummern 8 und 24 unter dem Hallendach des Staples Centers. Zum anderen ist regelmäßig die glamouröse Prominenz aus der Glitzerwelt Hollywoods zu Besuch. In der letzten Saison sahen die Lakers-Fans jedoch weder attraktiven oder gar erfolgreichen Basketball, noch versprühte die erfolglose Truppe Glamour. Vor dieser Saison kehrte die Hoffnung zurück, wieder mehr Spektakel in Los Angeles zu sehen. Der Hauptgrund hierfür war der gewaltige Hype um Lonzo Ball. Der Boulevard dürfte nicht zuletzt dank Lonzos mediengeilem Vater LaVar in höchstem Maße­ zufrieden sein, denn an Storys mangelt es nicht. Doch auch sportlich bringt die junge Mannschaft von Coach Luke Walton nach Jahren der Tristesse wieder Ansehnliches aufs Parkett.

Noch viel zu ungestüm

Die Lakers dieser Tage sind jung, wild und hungrig. Das spiegelt sich auch in ihrem Spielstil wider­. Der sechzehnmalige NBA-Champion spielt nämlich den schnellsten Basketball der gesamten Association. Kein zweites Team schafft es, binnen 48 Minuten 105,6 Angriffe zu fahren. Das enorm hohe Tempo ist spektakulär! Mit 88,7 Würfe pro Partie haben die Lakers in dieser Saison einen weiteren Spitzenwert inne. Leider fehlen jedoch noch die Reife und Erfahrung, um diese Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Denn die allenfalls durchschnittliche Wurfquote von nur 45,6 % sorgt dafür, dass trotz der vielen Abschlüsse die Siege oftmals ausbleiben und sich die zarten Hoffnungen auf die ersehnte­ Playoff-Teilnahme bereits früh in der Saison in Luft aufgelöst haben­. Vor allem die vielen Turnover (12,2 pro Partie, NBA-Rang 29) sind dafür verantwortlich, dass die Postseason in dieser Spielzeit noch kein Thema sein wird. Den hochveranlagten Talenten fehlen noch die Routine und Sicherheit, um Abend für Abend an die Leistungsgrenze gehen zu können. Mit 19,2 gegnerischen Punkten nach Turnovern schneiden nur die Denver Nuggets (20,2) noch schlechter ab. Jedem Mitglied der Starting Five unterlaufen mindestens 1,6 Turnover pro Partie. Beson­ders sorglos gehen die Herren Lonzo Ball (2,6 TO), Brandon Ingram (2,5 TO) und Julius Randle (2,2 TO) mit dem orangen Leder­ um. Coach Luke Walton hat sich bereits etwas Besonderes ausgedacht, um die kollektive Schlampigkeit auszumerzen. In Trainingsspielen zählt er die Turnover jedes Spielers. Im Anschluss an die Einheit muss jeder Spieler entsprechend seinen Ballverlusten sogenannte „Suicide Sprints“ absolvieren. Bei dieser Maßnahme­ aus dem Strafenkatalog, die jedem deutschen (Hobby-)Basketballer unter dem Begriff „Linien­pendel“ bekannt sein dürfte, muss die Strecke zwischen den unterschiedlichen Linien (Grund­linie, Freiwurflinie, Mittellinie, gegnerische Freiwurflinie und gegenüberliegende Grundlinie) doppelt zurückgelegt werden.

Coach und Spieler im Lernprozess

Doch zu viel Strenge ist fehl am Platz, denn das junge Team befindet sich noch immer in einem Lernprozess. Das sieht auch der President of Basketball Operations Magic Johnson für gewöhnlich so, doch nach einer unglücklichen Niederlage gegen den Stadtrivalen fällt es dem ehrgeizigen Johnson schwer, seine Unzufriedenheit zurückzuhalten: „Es gibt zwei Dinge, die wir wirklich besser machen müssen: Zum einen müssen wir an unserer Defense­ arbeiten, und zum anderen müssen wir unser Tempo besser kontrollieren und variieren“, sagte Magic aufgebracht gegenüber der lokalen Presse. „Ebenso wie unsere Talente­ Ball, Ingram, Kuzma, oder wie sie alle heißen, braucht auch Luke Walton noch Zeit“, fuhr die Lakers-Legende fort. „Als Coach ist er noch immer Lehrling, aber wir sind zufrieden mit ihm, er macht einen guten Job. Er pflegt eine ganz enge und intensive Beziehung zu seinen Spielern. Er versteht die Belange der jungen Spieler wie kein Zweiter.“ Doch nach den zunächst versöhnlich klingenden Worten platzt es noch einmal aus Magic heraus: „Kyle Kuzma und Jordan Clarkson haben heute fantastisch gespielt, waren gut im Spiel, und dann hat Luke sie nicht mehr eingesetzt. Das war ein Fehler, der uns heute den Sieg gekostet hat. Wir haben­ außerdem verloren,, und das ist Lukes zweiter Fehler, weil wir Lou Williams in den letzten fünf Minuten einfach nicht gedoppelt haben.“ Harte und deutliche Kritik, die Zweifel aufkommen lässt, ob Magic­ Johnson tatsächlich so zufrieden mit seinem 37-jährigen Coach ist. Und auch seine Beschwerde über die schlechte Defense­ lässt sich statistisch belegen. Nur sechs der 30 NBA-Teams lassen noch mehr Zähler zu (108,8 gegnerische Punkte pro Spiel).

Zwei weitere Baustellen

Klar sind die Spiele der Lakers schön anzusehen, es muss aber konstatiert werden, dass es zwei weitere Baustellen gibt. Wirklich ernst zu nehmende Probleme haben­ die Kalifornier von der Freiwurflinie. Mit 70,2 % sind sie mit deutlichem Abstand letzter in dieser Kategorie. Wie schlecht diese Ausbeute von der Linie ist, wird beim Vergleich mit den Portland Trail Blazers deutlich, die 81,6 % ihrer „Freebies“ verwandeln. Besonders stark ausgeprägt ist die Freiwurfschwäche bei Lonzo Ball. Der „Big Baller“ trifft, wie sonst nur Big Men, unterirdische 47,1 % seiner „Freeballs“. Luke Walton antwortete zuletzt auf die schwache Performance seiner Mannschaft von der Freiwurflinie angesprochen, wie folgt: „Wir arbeiten bislang konservativ an dieser Schwäche, aber vielleicht greife ich bald zu Methoden, wie sie mein früherer Coach Phil Jackson einsetzte. Der lief, ohne­ ein Wort zu sprechen, mit einem brennenden Bündel Salbei durch den Locker-Room. Zudem war Meditation unter Jackson für jeden von uns Pflicht. Vielleicht versuche ich diese Dinge auch bald einmal“, sagte Walton heiter, um kurz darauf mit ernster Stimme zu erklären: „Ich denke, wir werden bald einen externen Freiwurf-Spezialisten verpflichten müssen.“ Und dies ist nicht der einzige externe­ Helfer, der den Lakers in die Erfolgsspur verhelfen soll. Auch ein „Wurf-Doktor“ wird händeringend gesucht. „Bereits in der Offseason wollte ich einen Shooting-Coach engagieren. Aber Coach Walton meinte, das sei nicht nötig. Das Resultat sehen wir jetzt. Nun habe ich entschieden, dass Luke keine Wahl hat. Wir müssen ja schließlich nicht nur Lonzos Wurf retten, wir sind hinsichtlich der Dreier das schlechteste Team der Liga“, maulte Magic Johnson. Und die Zahlen geben dem Hall-of-Famer recht: Auch von der Dreierlinie ist Lonzo Ball nicht ganz unschuldig an der miesen Teamquote von 31,9 %. Der No.-2-Pick von 2017 trifft nur 24,6 % seiner Dreipunktwürfe. Ganz nach dem Motto „Jugend forscht“ hält diese katastrophale Quote Ball allerdings nicht davon ab, 4,7 Dreier pro Spiel zu nehmen. Und auch Brook Lopez wirft angesichts seines inkonstanten Dreiers (30,2 %) mit durchschnittlich 4,1 Versuchen deutlich zu oft von jenseits der Dreierlinie.

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