Die momentane Situation ist alles andere als einfach für Isaiah Thomas. Nach erfolgreichen Jahren bei den Boston Celtics wurde er über Nacht für Kyrie Irving zu den Cleveland Cavaliers getradet. Wo ist das Problem? Es gibt doch wirklich Schlimmeres, als an der Seite von LeBron James zu spielen, sollte man meinen. Doch das Timing ist denkbar schlecht! BASKET erklärt Isaiahs Problematik.

Es ist ein sonniger Spätnachmittag Ende September 2017, als Joyce­ Strong durch das Fenster ihrer Küche gedankenversunken die Korbanlage in ihrem Garten betrachtet. Wohl schon Jahrzehnte ist es her, dass dort zum letzten Mal ein Ball in Richtung Korb geflogen ist. Die 62-Jährige lebt in Westlake, Ohio. Hier, gut 20 Kilometer vor den Toren Clevelands, kennt man sich. In diesem Augenblick klopft es an ihrer Tür. Als sie vorsichtig öffnet, sieht sie sofort, dass sie nichts zu befürchten hat. Ein durchtrainierter junger Mann mit Muscle-Shirt und breitem Grinsen steht auf der Treppe vor ihrem Haus und stellt sich als neuer Nachbar vor. An seiner Hand ein etwa fünfjähriger kleiner Junge, der einen Basketball bei sich trägt. „Sorry für die Störung, Ma’am. Wir sind die neuen Nachbarn. Der kleine Mann hier heißt Jaiden. Ich bin Isaiah“, sagt der unangekündigte Gast. „Wir wollten fragen, ob wir ein paar Bälle auf ihren Korb im Garten werfen können“, fragt Isaiah, nachdem er und Joyce sich die Hand geschüttelt haben.

Joyce lacht. „Meine Tochter Terry war die Letzte, die hier Basketball gespielt hat. Sie ist vor 21 Jahren ausgezogen.“ Aber klar, wenn Papa und Sohn – Joyce vermutet, dass es so sein muss – kein Problem damit haben,­ dass der Korb seit dem letzten Winter etwas schief hängt, dürfen sie loslegen. Damals hatte ihr Ehemann Tom die Anlage mit einer Schneewalze gerammt.

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Immer wieder die gleichen Fragen

Während Isaiah und Jaiden, die von der Anlage aus sogar ihr Haus auf der gegenüberliegenden Seite der Straße sehen können, im Garten Körbe werfen, kommt Tom von der Arbeit nach Hause. Als er und Joyce die Jungs auf ihrem Grundstück beobachten, fällt ihnen schnell auf: Bei Isaiah sitzt fast jeder Wurf. Da geht Tom Joyce ein Licht auf. „Ich glaube, das ist der neue Point Guard,­ den die Cavaliers gerade verpflichtet haben“, sagt er und holt sich die Tageszeitung. Darin, so meint der 63-Jährige, habe er etwas über den neuen Spieler gelesen. Und tatsächlich: Da, im Sportteil, steht es: Isaiah Thomas, der neue Star der Cleve­land Cavaliers. „Ich weiß nicht“, sagt Joyce. In der NBA kennt sie sich zwar nicht aus, aber: „Ist der nicht ein bisschen klein für professionellen Basketball?“

Sechs Jahre lang haben sich die Männer in den Front Offices der NBA die gleiche Frage gestellt: Ist der nicht eigentlich zu klein, dieser Isaiah Thomas? Klar, ein paar Zentimeter mehr und er wäre womöglich ein Star, aber die hat er halt nicht. Er hat nur 1,75 Meter. Und scheitert damit auf dem Weg an die absolute NBA-Spitze womöglich an seinem eigenen Körper. Die Diskussionen waren allgegenwärtig, seit „IT4“ im Draft von 2011 an 60. Stelle von den Sacramento Kings in die NBA geholt wurde. Bis zur vergangenen Spielzeit 2016/17. Die Saison, in der Thomas mit 28,9 PPS, 5,9 AS und einem Player Efficiency Rating von 26,59 eine der besten Celtics-Performances aller Zeiten ablieferte. Und in der er die Kelten fast im Alleingang auf den Top-Seed im Osten brachte, kein Spieler der Eastern Conference lieferte ein besseres Scoring ab als Isaiah Thomas.

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Thomas Werner