Russell Westbrook ist der neue Alleinherrscher in Oklahoma City und soll die Thunder an die Spitze der Liga führen. Er ist jedoch viel mehr als nur der neue Franchise-Player: Der Point Guard ist der Erbe, der Auserwählte – er soll den „Torch“, den schon Michael Jordan und Kobe Bryant trugen, übernehmen und weitergeben.

Es ist eine kaum bekannte Geschichte: Als sich das Team USA 2012 auf die Olympischen Spiele in London vorbereitet, kommt es beim Training in Barcelona zu einer bedeutsamen Szene. Nachdem sich der Weltmeister auf seine nächste Partie gegen Argentinien vorbereitet hat, stehen noch einige Minuten Schusstraining auf dem Plan. In einer Ecke der Halle wird es nach dem Werfen hitzig. „Kobe hat ein paar Postmoves trainiert, als Westbrook an ihm vorbei Richtung Kabine ging. Kobe warf ihm zwei Sätze mit herausforderndem Blick entgegen“, erinnert sich Tyson Chandler-, damaliger Center der US-Boys, und schildert: „Beide lieferten sich ein kleines Wortgefecht, nichts Wildes, gewöhnlicher Trash Talk. Nur Anthony Davis, ich und einer der Assistantcoaches waren noch in der Halle, weil wir noch Freiwürfe genommen hatten.“ Dann grinst der heutige Suns-Big-Man: „Russell stellte seine Tasche auf den Boden, schnürte sich die Schuhe zu und ging auf Kobe zu. Beide checkten den Ball und spielten Eins-gegen-eins. Ich dachte: ,Jungs, morgen haben wir ein Spiel!‘ Aber sie lieferten sich einige Minuten lang ein intensives Duell, ehe Coach K zurück in die Halle kam und das Ganze irgendwann beendete. Ich habe nicht mitgezählt und weiß daher nicht, wer gewonnen hat, aber ein so intensives One-on-one habe ich noch nie zuvor erlebt!“

Übergabe des „Torch“
Was diese Szene, die mittlerweile vier Jahre zurückliegt, mit dem Hier und Jetzt zu tun hat, zumal- Kobe Bryant im Sommer seine Karriere beendet hat? Ganz einfach: Für die „Black Mamba“ ist Russell Westbrook nicht nur irgendein Superstar der NBA, sondern der Spieler, der ihm am meisten ähnelt. Oder anders ausgedrückt: Kobe sieht im Thunder-Guard sich selbst – seinen Erben. „Wenn ich den Fernseher anschalte und mir NBA-Spiele anschaue, dann ist Russell der Mann, der mir am meisten ähnelt. Seine Emotionen, seine Leidenschaft, seine Wettkampf-Natur, seine Intensität – egal wann, wo, wie und gegen wen: Er gibt immer 110 Prozent. Immer. Als hätte er diesen Chip auf seiner Schulter, wie ich es damals hatte. Er spielt wie ich in meinen ersten Jahren, mit dieser unglaublichen Aggressivität. Dazu dieses Lächeln auf dem Feld, diese Energie. Er spielt nicht, um Freunde zu finden oder sich beliebt zu machen, sondern um zu gewinnen und immer besser zu werden.“

In den Worten der Lakers-Legende steckt jedoch mehr als ein Lob. In ihnen steckt eine Hoffnung. Die Hoffnung, dass es weitergeht. Dass ein Spieler Kobes Erbe antritt, seine Fußstapfen ausfüllt und den so oft zitierten „Torch“ übernimmt. Eine Aufgabe, die Bryant- selbst Ende der 90er von seinem großen Vorbild Michael- Jordan zugewiesen bekam.

Weiterlesen? Die ganze Story über Russell Westbrook findet ihr in der neuen BASKET-Ausgabe 12/2016 (seit 9. November am Kiosk).
10-11basket1216_cover_3d_rgb_150x200