Mit dem Trade nach New York hat „D-Rose“ erstmals seine Bulls verlassen. Ein Neustart für die Karriere des Ex-MVP? Oder ist die vielleicht schon nicht mehr zu retten? Die BASKET-Redakteure haben unterschiedliche Ansichten:

Derrick Rose von den New York Knicks zieht im Spiel gegen die Memphis Grizzlies drei Gegenspieler auf sich.

Pro Partie steht Derrick Rose 33 Minuten auf dem Court und erzielt knapp 17 Punkte.
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Marvin Scheben, Praktikant: „Er ist immer noch ein Superstar!“

Es war eine der perfekten Storys der NBA: Ein Junge aus Chicago- wird von seinem Hometown-Team an erster Stelle gepickt. Er führt die Mannschaft zu alter Stärke- und wird zum MVP gewählt-. Aber dann kommen Verletzungen dazwischen, und der Junge kann nicht mehr an seine alte Form anknüp-fen. Die perfekte Story ende-te im Sommer mit dem Trade von Derrick- Rose zu den New York Knicks. Doch für den 28-Jährigen ist dieser Trade genau das, was er braucht. „Die Leute in Chicago haben mich in meiner Prime gesehen, die ich, glaube, ich noch einmal erreichen kann, aber sie haben sich dann an mich gewöhnt“, sagt der MVP von 2011. Doch nicht nur die Fans hatten sich an die Situation gewöhnt, auch er selbst. In New York spürt der Point Guard nun endlich wieder die Wertschätzung und das Vertrauen.

Sein Auftreten wirkt ganz anders- als in den letzten Jahren. „Man kann einen anderen Derrick sehen- als in den letzten Jahren. Sein Gesichts-ausdruck ist ganz anders. Man kann es sehen“, bestätigt sein neuer Teamkollege Carmelo Anthony die Aufbruchsstimmung. Derrick Rose hat wieder Spaß am Sport und wieder Lust auf Basketball. Nach all den großen Verletzungen blieb er letzte Saison davon größtenteils verschont. Er ist hungrig auf Erfolge: „Wir haben die Erwartung an uns, jedes Spiel zu gewinnen.“ In Chicago war der Druck immens- für ihn. Alle haben nur auf ihn geachtet. In New York ist Anthony der aktuelle Star, und mit Porzingis steht sein Nachfolger bereits bereit. D-Rose kann sich auf sein Spiel konzentrieren. Szenarien, die er nicht kennt. Dennoch weiß der Aufbauspieler, dass er liefern muss. In den vergangenen Jahren wurden die Kritiker immer mehr und immer lauter. Sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus. Er will wieder angreifen und seinen Kritikern zeigen, dass er noch immer- einer der besten Point Guards der Liga ist. Dass er noch immer ein Superstar ist. Und das wird er.

Thomas Werner, Redakteur: „Er hat leider keinen Plan B“

Eines steht für mich definitiv fest: Wenn Derrick Rose in der Offseason so viel trainiert hat wie er in irgendwelchen Interviews neue Top-Leistungen seinerseits angekündigt hat, sehen wir einen „D-Rose“ in Top-Form. Denn so viel in Mikrofone, Kameras und Diktiergeräte durfte gefühlt kein anderer NBA-Profi sprechen. Eigentlich kaum verwunderlich, immerhin ist die Frage, ob der MVP von 2011 noch mal zu alter Stärke findet, unheimlich spannend. Und: Die Antwort darauf wird mitentscheidend für den Erfolg der Knicks in der neuen Saison sein.

Was mir an der ganzen Sache zu denken gibt und was mich insgesamt eher skeptisch macht, ist ein rein logischer Ansatz: Mit welchen Attributen, mit welchen Stärken hat Rose denn die Liga in seiner besten Zeit dominiert, fasziniert? Athletik, Tempo, ein Stück weit auch Sorglosigkeit. Unglaublich brutale Stopps aus dem Sprint, Richtungswechsel bei Highspeed – grob gesagt: alles, was einen NBA-Körper auf die Dauer zum Wrack macht! Und genau das ist passiert! Durch seine vielen Verletzungen hat er nicht nur unheimlich an Speed verloren, sondern sein Körper gibt das, was Derrick Rose mal in Perfektion gespielt hat, einfach nicht mehr her. Das heißt noch nicht einmal, dass er nicht mehr vereinzelt Top-Leistungen bringen kann. Aber über die komplette Dauer eines- NBA-Jahres? Nein! Und dann muss man leider festhalten: Wenn Rose seinen Speed und seine Athletik nicht wiedererlangt (wovon wir ausgehen müssen), ist er mit seinen sonstigen Fähigkeiten nicht mehr als ein leicht überdurchschnittlicher NBA-Guard, der an seiner Effizienz arbeiten muss.

So leid es mir tut, das sagen zu müssen: Dass wir den besten Derrick Rose aller Zeiten noch vor und nicht schon lange hinter uns haben, fällt mir enorm schwer zu glauben. Vielleicht lernt er stattdessen in New York, dass auch Point Guards à la Chris Paul die Liga rocken können.

Was denkt ihr: Wie wird sich D-Rose im Big Apple machen? Schreibt in die Kommentare oder per Mail an redaktion@basket.de!