Dwight Howard, Jeff Teague und Dwyane Wade haben eines gemeinsam: Sie laufen in dieser Saison erstmalig für die Franchise ihrer Heimatstadt auf. Doch hiermit enden die Gemeinsamkeiten bereits, denn die Motive für die Heimkehr der NBA-Stars sind völlig unterschiedlich.  

Die NBA ist ein riesiges Geschäft, bei dem es um große Millionensummen geht. Spieler erhalten unfassbare Gehälter, sind gleichzeitig aber im Gegenzug willenloses Trade-Material. Im Juni 2015 wurde Luke Ridnour, der sich inzwischen im Ruhestand befindet, innerhalb von sechs Tagen vier Mal getradet: Am 24. Juni wurde der Point Guard für die Rechte an Jänis Timma von den Orlando Magic zu den Memphis Grizzlies transferiert. Diese schickten ihn für Matt Barnes zu den Charlotte Hornets. Am selben Tag wechselte der 14. Pick von 2003 für einen Zweitrunden-Pick und Jeremy Lamb zu den Oklahoma City Thunder. Doch auch OKC wurde nicht zu Ridnours Arbeitgeber, sondern schon am 30. Juni tauchte der damals 34-Jährige bei den Toronto Raptors im Roster auf, aus dem er jedoch neun Tage später wieder gewaived wurde. Anschließend beendete Ridnour entnervt nach zwölf Jahren seine NBA-Laufbahn.

Diese Anekdote dient nicht ­dazu, Mitgefühl vom Leser für einen vom Leben privilegierten Multimillionär zu erpressen. Nein, vielmehr soll durch diesen Wechselwahnsinn verdeutlicht werden, dass es nur wenigen Superstars möglich ist, ihr Team selbstbestimmt zu wählen. Nur wer sich durch kontinuierlich gute Leistungen bei einem Team unentbehrlich macht, verhindert einen Trade. Oftmals trifft solch ein erzwungener Ortswechsel, gegen den ein gewöhnlicher Spieler kein Veto besitzt, diesen völlig unvorbereitet. So auch Serge Ibaka in diesem Sommer:„Ich ­habe nie um einen Trade gebeten. Auch wenn es viele Gerüchte in den Medien gab, dass ich mit meiner Rolle unzufrieden sei. Ich hatte nach der Saison gute Gespräche mit Billy Donovan und wäre gerne bei den Thunder geblieben. Aber es ist immer noch ein Business.“ Bei einer Franchise aus der eigenen Heimatstadt zu spielen, ist folglich ein wahres NBA-Märchen, das sich für nur ganz wenige Spieler erfüllt.

Dwight Howard, Dwyane Wade und Jeff Teague haben alle drei in der Offseason den Weg in ihre Heimatstadt gefunden (Foto: BASKET).

Dwight Howard, Dwyane Wade und Jeff Teague haben alle drei in der Offseason den Weg in ihre Heimatstadt gefunden (Foto: BASKET).

Home Sweet Home

Noch  märchenhafter  ist  die  Geschichte  von  LeBron  James,  der aus Akron, Ohio stammend 2003 ausgerechnet von seinen Cleveland Cavaliers mit dem 1. Pick verpflichtet wurde. Als „King James“ letzte Saison den Titel gewann, kamen Emotionen zum Vorschein, die verdeutlichen, welchen Stellenwert dieser Gewinn mit seinem Heimat-Team für ihn hat. Keiner seiner Titel mit den Miami Heat scheint diese Bedeutung zu haben, die der mit seinen Cavs besitzt. Er hat sich dort, wo es zählt, ein Denkmal gesetzt. Fünf Jahre später gab es das nächste Wunder, und die gesamte Stadt Chicago feierte, dass Derrick Rose, der geliebte Sohn der Stadt, ein Bulle wurde. Heimat bedeutet für jeden etwas anderes. Für die einen ist Heimat zu einem kitschigen,  ausgelutschten  Konzept geworden, das in einer modernen Welt, die Flexibilität und Mobilität erfordert, zu einer leeren Worthülse verkommen ist. Bereits die Metal-Veteranen von Metallica titelten in ihrem Song „Wherever I may roam“ von 1991: „Where I lay my head is home“ (deutsch: „Wo ich meinen Kopf niederlege, ist ­Heimat“). ­Heimat verkommt für diese Menschen zu einem Ort, an den viele nur einmal im Jahr, ­beispielsweise zum 60. Geburtstag des ­Onkels oder an Heiligabend, reisen. Für andere ist die Heimat enorm wichtig, keine sinnentleerte Wort­hülse, sondern Halt, ­Identifikation  und  Sehnsuchtsort.  In  diesem  Sommer  kehrten Dwight Howard, Jeff Teague und Dwyane Wade in die Städte ihrer Kindheit zurück. ­Selbstverständlich inszeniert ein Profi eine solche Heimkehr als Rückkehr an den Sehnsuchtsort und nicht als eine von ­zahlreichen Stationen in einer langen ­NBA-Karriere.

Weiterlesen? Die komplette Story „Coming Home“ findet ihr in der aktuellen BASKET-Ausgabe (seit 9. November am Kiosk).basket1216_cover_3d_rgb_150x200