Für die NBA Summer League war Maodo Lo gut genug, für die NBA leider (noch) nicht. Darum will der 24-Jährige jetzt in Bamberg auf hohem europäischen Niveau spielen und sich weiterhin empfehlen. Doch wie realistisch ist es für den Aufbauspieler, die NBA und damit seinen großen Traum doch noch zu erreichen?

Maodo Lo von der deutschen Basketball-Nationalmannschaft im Duell mit seinem niederländischen Gegenspieler.

Maodo Lo will die deutsche Nationalmannschaft zur EM 2017 führen.
Foto: imago

Gerade einmal seit elf Monaten steht Maodo Lo wirklich im Fokus deutscher Basketballfans und -experten. Bei der EM-Vorrunde im eigenen Land beeindruckte der heute 24-Jährige aus Berlin nicht nur die Zuschauer mit guter Defense, guter Team-Organisation und einem sicheren Wurf – sondern auch Dirk Nowitzki. „Maodo hat mich direkt beeindruckt. Er ist ein supersmarter Typ, ist sehr athletisch, hat einen guten Zug zum Korb und eine gute Übersicht“, sagte der beste deutsche Basketballer aller Zeiten. Für Lo, der als Backup von Dennis Schröder agierte, quasi der ultimative Ritterschlag. Seitdem ist der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen auch vielen Basketball-Laien ein Begriff. Seine Entwicklung ging seit der EM weiter nach oben, in diesem Sommer wollte der 1,91-Meter-Mann dem Ganzen die Krone aufsetzen und einen Vertrag in der NBA ergattern. Das hat nicht funktioniert. Lo wurde weder gedraftet, noch konnte er sich bei seinen Summer-League-Einsätzen bei den Sixers für einen Vertrag in der besten Liga der Welt empfehlen. Stattdessen geht es nun für drei Jahre zu den Brose Baskets Bamberg in die BBL. „Maodo ist ein sehr talentierter Guard, der bereits jetzt eine große Wertschätzung in Deutschland erfährt. Wir sind uns sicher, dass wir sein bereits vorhandenes großes Potenzial auf das nächste- Level bringen werden“, sagt Sportdirektor Daniele Baiesi über den Neuzugang.

Einige Vorzüge
Klar, für den Deutschen Meister ist die Verpflichtung des Nationalspielers ein Move, der das Team – beson-ders nach dem Verlust von Brad Wanamaker – auf der Eins verstärken wird. Doch was bedeu-tet der Schritt für Maodo Lo selbst? Ist der Traum von der NBA damit ausgeträumt, oder gibt es noch Chancen? Die Bamberger jedenfalls haben sich die Dienste des Point Guards gesichert in dem Wissen, dass die Zusammenarbeit theoretisch auch schon nach einem Jahr wieder vorbei sein könnte. „Die NBA ist noch immer Maodos Traum“, sagt Geschäftsführer Rolf Beyer. Zu Recht, immerhin bringt Lo einige Vorzüge mit, die ihn für die NBA interessant machen.

Da wäre vor allem sein Wurf: In seinen vier Jahren am College von Columbia hat der Aufbauspieler nicht nur den Rekord für die meisten Dreier seiner Uni gebro-chen (277), sondern aus seiner Schwachstelle Wurf auch eine seiner Stärken gemacht. Mittlerweile ist Lo sogar so weit, dass er auch in der NBA ein brauchbarer Distanzschütze sein könnte, die Range für die etwas weiter entfernte Linie hat er jedenfalls. Ein großer Vorteil gegenüber vielen amerikanischen Point Guards, die neben ihrer Schnelligkeit und der Fähigkeit zur Organisation oftmals bestenfalls solide Würfe aufbieten können. Hinzu kommt – auch wenn sich der Basketball in der NBA noch einmal deutlich von dem am College unterscheidet –, dass Lo die amerikanische Spielweise nun bereits vier Jahre kennengelernt und sich daran gewöhnt hat. Bei den Auftritten mit Bamberg in der Euroleague kann der Rechtshänder weiter an seinem Game feilen und neue Dinge lernen. „Ich freue mich darauf, meine professionelle Karriere in Bamberg zu beginnen. Ich bin mir der Herausforderungen bewusst. Ich bin motiviert, bereit, hart zu arbeiten, zu lernen und mich zu verbessern. Ich wünsche mir, mit der Mannschaft erfolgreich zu spielen und dabei bestmöglich helfen zu können“, sagt Lo, der auch mit dem FC Bayern Basketball und ALBA Berlin im Kontakt gestanden haben soll.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Die Spielweise des DBB-Guards- passt zu den Vorstellungen der US-Scouts: „Ich liebe es, den Ball in der Hand zu haben, eins gegen- eins zu gehen und Würfe für mich oder meine Mannschaft zu kreieren. Außerdem verteidige ich sehr gern und störe den gegnerischen Aufbau“, beschreibt sich Lo selbst. Die Fähigkeit, eigene Würfe zu kreieren und zu treffen, gepaart mit einer guten Verteidigungsarbeit, wird in den USA ganz groß geschrieben. Gut für Lo, denn auch in diesen Bereichen hat er durchaus noch Entwicklungspotenzial. Und genau das wollen die Bamberger ausschöpfen. „Wir haben schon bewiesen, dass sich Spieler bei uns weiterentwickeln können“, sagt Beyer. Und auch er weiß um einen Vorzug, den Maodo- Lo in Bamberg gesehen hat: Daniele- Baiesi. Der Sportdirektor ist aus seiner Zeit als Chefscout bei den Detroit Pistons in der NBA bestens vernetzt, sein Wort hat auch bei einigen GMs durchaus Gewicht. Ein Vorteil, der Lo noch zugutekommen könnte. Sollte in der Association mal wieder ein Backup-Point-Guard gesucht werden, weiß er, dass sein Name alleine durch Daniele Baiesi in der Diskussion sein wird.

Bis es so weit ist, kann der lebens-frohe Baller weiter an seinem Game und seiner Entwicklung arbeiten. Vorbei ist der Traum von der NBA in keinem Fall, vielmehr hat er durch seine Auftritte in der Summer League (10,5 PPS in 23 MIN) weiteres Futter bekommen. Und Maodo Lo hat noch einige Trümpfe in der Hinterhand, die den Traum tatsächlich noch wahr werden lassen könnten.

Der Artikel ist in der aktuellen BASKET-Ausgabe (seit 17. August am Kiosk) zu lesen!
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