Vor Beginn der Serie Spurs vs. Thunder hatten die meisten Experten und Fans zwar prognostiziert, dass San Antonio nach maximal sieben Spielen als Sieger vom Platz gehen wird. Eine enge Serie wurde erwartet, an deren Ende die Thunder den Kürzeren ziehen sollten. Aber dass sich eines dieser Spiele als eine solche Demütigung herausstellen würde, wie es der 124:92-Blowout-Sieg der Spurs in Game Eins am Samstag war, überraschte dann doch einige.

Kevin Durant von den Oklahoma City Thunder zieht im NBA-Spiel gegen die San Antonio Spurs an seinem Gegenspieler Kawhi Leonard vorbei.

Kevin Durant scorte in Spiel eins gegen die Spurs für seine Verhältnisse schwache 16 Punkte.
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Hier nochmal ein paar Zahlen: zwischenzeitlich lagen die Texaner mit sage und schreibe 43 Zählern in Front – die größte Playoff-Führung der Spurs in der Popovich-Ära! (Der Mann coacht das Team übrigens seit 1994). Allein im ersten Viertel überrollten Kawhi Leonard und Co. ihre Gegner aus Oklahoma City mit 43:20 – der größte Playoff-Rückstand nach dem ersten Viertel in OKCs Franchise-Historie. In jenem Viertel brachten die Sporen auch noch sensationelle 81,8% ihrer Feldwürfe im Korb unter… Durant (nur 16 Zähler) und Westbrook (14 Punkte) hatten dem Turbo-Start für den Rest des Spiels wenig bis gar nichts entgegen zu setzen und mussten dabei zusehen, wie ihr Team heftig unter die Räder geriet und schließlich unterging.

Woran das lag? Nicht immer eindeutig zu sagen. Es lassen sich trotzdem ein paar Defizite erkennen, welche Oklahoma City im Optimalfall beheben sollte, um weiteren Blamagen in den kommenden Spielen Einhalt zu gebieten:

Hexenkessel at&t-Center: In San Antonio hat OKC in den Playoffs noch nie gut ausgesehen. Ein einziges Spiel gewann die Franchise von GM Sam Presti bei insgesamt sechs Aufeinandertreffen – durch einen James Harden-Buzzerbeater im Jahre 2012. Allein die letzten vier Trips in die Texas-Metropole gestalteten sich mehr als negativ: die engste Partie war dabei eine 17-Punkte-Niederlage der Thunder. Kein Wunder also, dass KD und Co. am Samstag vor fremder Kulisse erneut auseinander genommen wurden – das kennen sie ja bereits. Allen OKC-Spielern sollte aber auch unmissverständlich klar sein, dass ein erfolgreicher Ausgang der Serie nur dann realistisch ist, wenn wenigstens ein Spiel im at&t-Center gewonnen werden kann; ansonsten kann Billy Donovans Team einpacken. Doch das ist leichter gesagt als getan: Nicht umsonst beendete San Antonio die Regular Season mit einer Heimbilanz von 40:1…

 

Schwachpunkt Defense: Dass eine der größten OKC-Schwächen ihre Defense ist, dürfte bekannt sein – in Spiel Eins wurde dies erneut offensichtlich. Vor allem in der Transition wurden die Thunder regelmäßig überlaufen und zeigten zuweilen auch schlicht fehlende Motivation bei der Verteidigung des eigenen Korbes. Und die Spurs wären nicht die Spurs, wenn sie das nicht gnadenlos ausgenutzt hätten. Warum die Thunder aus der Regular Season nicht gelernt haben (102,9 gegnerische PPS, NBA-Rang 15) bleibt unverständlich, denn oft genug kann man es einfach nicht sagen: eine gute Defense ist Grundvoraussetzung, um in der Postseason (speziell gegen ein Top-Team wie die Spurs) zu bestehen.

 

Sharing is Caring: Was im ersten Spiel der Serie ebenfalls extrem offenbar wurde, ist der Unterschied zwischen beiden Teams in Sachen Team-Basketball: Während Popovichs Jungs das orangene Leder neun Mal nach keinem Pass und acht Mal nach fünf oder mehr Pässen Richtung Reuse beförderten, nahm OKC ganze 20 Würfe nach keinem Pass und nur einen mauen Wurf nach fünf oder mehr Pässen. Eines ist also auch klar: will die Franchise aus Oklahoma erfolgeich sein, muss sie in der Offensive mehr als Team agieren, den Ball vermehrt laufen lassen. Denn San Antonios „D“ ist ja bekanntlich auch nicht die schlechteste (Regular Season: 92,9 gegnerische PPS, NBA-Rang 1).

 

„KD“ und Russell müssen liefern: Dieser Punkt ist eigentlich vollkommen offensichtlich und muss nicht groß ausgeführt werden. Will die Donner-Franchise gegen San Antonio triumphieren, haben ihre Superstars Kevin Durant und Russell Westbrook gefälligst zu performen. 16 Punkte, sechs von 15 aus dem Feld, null von zwei von der Dreipunktelinie (Durant), sowie 14 Zähler, fünf von 19 aus dem Feld, null von drei von „Downtown“ (Westbrook) sind eines All Star-Duos einfach nicht würdig! Da muss mehr kommen…