Zum Einzug in die Playoffs hat es für die Phoenix Suns in dieser Saison nicht gereicht. Dennoch hat sich die Franchise mit Rookie Devin Booker einen Spieler gesichert, der die Zukunft der Organisation entscheidend beeinflussen kann. Und der es verdient ins All-Rookie-Team geschafft hat.
Als Devin Booker am 10. April 2016 gegen die Pelicans per Layup die 1.000 NBA-Punkte „voll macht“, ist er 19 Jahre und 162 Tage alt. Jünger waren beim Erreichten dieser Marke in der Geschichte der NBA nur drei Spieler: LeBron James, Kevin Durant und Kobe Bryant. Der Teenager wurde mit diesem Korb also Mitglied eines illustren Klubs. Seine Posts in den sozialen Medien zeigen, dass ihm dies viel bedeutet, mit solchen Spielern in einem Atemzug genannt zu werden. Gerade mit Kobe Bryant, der ihn in Kinder- und Jugendtagen prägte wie kein zweiter Baller.
Devin Booker wurde vier Tage vor dem NBA-Debüt der Lakers-Legende geboren. Die Tatsache, dass Kobe der NBA 20 Jahre treu blieb und der Fact, dass Booker bereits mit 19 Jahren in der besten Liga der Welt spielt, machten es möglich, dass Devin Booker und sein Idol in dieser Saison gegeneinander auf dem Court standen. Diese Chance nutzte der Youngster am 23. März 2016: Wie ein Fan saugte er die Aura der „Black Mamba“ auf. Nach dem Spiel nimmt sich Kobe Zeit für seinen inzwischen berühmten Fan und redet 20 Minuten mit ihm. Dann signiert er ein Paar weiße „Nike Kobe 11“ für ihn und fügt die Worte „To Book: Be legendary“ hinzu. Noch wichtiger für die Entwicklung des Rookies sind die Ratschläge, die er vom fünffachen NBA-Champ erhält. Eine solche Aufmerksamkeit erhält nicht jeder Rookie, und das ist ein klares Anzeichen für das Potenzial von Devin Booker, das offensichtlich auch der künftige Hall of Famer erkannt hat.
Im Schatten der Stars
Der Shooting Guard mit dem heißen Handgelenk ist der geborene Shooter und hat zudem das Talent in die Wiege gelegt bekommen. Sein Vater Melvin Booker spielte zwischen 1995 und 1997 kurzeitig in der NBA, für Houston, Denver und die Golden State Warriors, und später in Europa (Italien, Türkei, Russland). Während andere junge Athleten an ihrer Physis arbeiten, hat Devin Booker schon früh von seinem Vater vermittelt bekommen, wie wichtig der oft zitierte Basketball-IQ ist. Die taktische Schulung und der daraus resultierende Instinkt für Laufwege ist für sein Alter sehr stark ausgeprägt und sein tatsächliches Potenzial noch immer gar nicht ganz abschätzbar.
Am College schloss er sich den Kentucky Wildcats an, einer der Top-Adressen schlechthin. Und auch heute noch sind die Wildcats fast täglich Gesprächsthema für Booker. Das liegt daran, dass fast der gesamte Backcourt der Phoenix Suns aus ehemaligen Wildcats besteht: Eric Bledsoe, Brandon Knight, Archie Goodwin und eben Devin Booker. Als Freshman war er Bestandteil des Teams, das eine 37:0-Serie auflegte und dann bei den prestigeträchtigen amerikanischen College-Meisterschaften im Final Four den Wisconsin Badgers und Frank Kaminsky unterlag. Er musste sich, meist als Sixth Man agierend, die Aufmerksamkeit mit Karl-Anthony Towns (späterer First Pick), Willie Cauley-Stein (6. Pick) und Trey Lyles (12. Pick) teilen. Er war nie die zweite oder gar erste Scoring-Option, sondern wurde aus Mangel an Alternativen oft nur als Spot-up-Shooter genutzt. Böse gesagt: Er war nur ein Rollenspieler.
Seine neue Rolle
Nie machte er 20 Punkte in einem College-Spiel. Durch den frühen Ausfall von Bledsoe und Knight änderte sich dies in dieser Saison für ihn. Die Aussichten auf die Playoffs waren schnell vom Tisch, und so konnte Booker ohne viel Druck in seine Rolle hineinwachsen. Et voilà, er wurde der einzige Teenager neben LeBron James, der je zwei Spiele mit 30 Punkten oder mehr in Folge hatte. Wieder ein ganz elitärer Verein, diesmal sogar ohne Kobe. Dieses neue Selbstvertrauen spiegelt sich in seinen genommenen Würfen wider. Im College waren es noch 7,6 Würfe pro Spiel, bei den Suns stieg der Wert diese Saison auf 13,8 (in den letzten fünf Spielen gar auf 17 Würfe). Seine Leistungen wurden honoriert, und so durfte er für das Team USA bei der Rising Star Challenge im Rahmen des Allstar-Weekends in 18 Minuten 23 Punkte erzielen.
Doch immer noch wird sein Spiel unterschätzt und oftmals auf seinen Wurf reduziert. Seine Stärken in der Transition werden häufig übersehen. Beim NBA Combine wurde bei ihm die größte Schnelligkeit aller Teilnehmer gemessen. Eine Verbesserung seines Ballhandlings wäre enorm wichtig, um diese Schnelligkeit auch mit dem Ball im One-on-One zu nutzen. Aber ebenso steht auch fest, dass Devin Booker einen enormen Vorteil hat: Er ist sehr jung. Man muss ihm auch keinen Wurf und kaum mehr Taktik einbläuen. Muskeln kann man trainieren, aber eine basketballerische Sozialisation, wie er sie von seinem Vater und später durch Wildcats-Coach John Calipari erfahren hat, lässt sich nur schwerlich nachholen. Dwight Howard beispielsweise hatte von Anfang an einen Körper, der bereit war für die NBA, doch an seiner limitierten Spielweise hat sich bis heute nichts geändert und auch einen Wurf konnte er bis heute seinem Repertoire nicht hinzufügen.
Die Frage der Zukunft für Booker und natürlich auch für die Suns wird sein, wie er mit Brandon Knight und Eric Bledsoe harmoniert. Man könnte einen der drei traden, um eine andere Position zu stärken. Doch solchen Spekulationen schob GM Ryan McDonough jüngst einen Riegel vor. Es sei die zentrale Aufgabe in der Offseason, die drei Guards zusammen zu entwickeln und die 96 Minuten auf der Eins und der Zwei zu dritteln, sodass jeder seine 32 Minuten auf dem Parkett sieht. Eine Taktik, die Phoenix mit Isaiah Thomas und Goran Dragic neben Bledsoe nach kurzer Zeit verworfen hatte. Doch Booker könnte, wenn er physisch stärker wird, künftig auch auf die Small-Foward-Position ausweichen.
STECKBRIEF
Devin Booker
| Geboren am 30. Oktober 1996 in Grand Rapids, Michigan
| Größe 1,98 m
| Gewicht 93 kg
| Posi-tion Shooting Guard
| Gedraftet 2015 an 13. Stelle von den Phoenix Suns
| Team Phoenix Suns
| Saison-Stats 13,8 Punkte, 2,6 Assists, 2,5 Rebounds
| Erfolge SEC Sixth Man of the Year 2015, SEC All-Freshman Team 2015, McDonald‘s All-American 2014
Hinterlasse einen Kommentar