Früher war alles besser. Es gibt kaum etwas, das ich so verabscheue wie diesen Satz. Oder besser: Das Gesprächsumfeld, in dem dieser Satz meistens gebraucht wird. Das Problem an der Sache: In manchen Fällen steckt in diesen vier Worten einfach unheimlich viel Wahrheit. Bestes – oder zumindest überaus passendes – Beispiel: das All-Star-Game der NBA. Denn das war früher wirklich besser. Und zwar viel besser. Damals hatte noch niemand Angst, sich ausgerechnet in diesem Spiel zu verletzen. Und wenn doch, dann hätten es sich Kaliber wie Michael Jordan, Karl Malone, Hakeem Olajuwon oder Magic Johnson niemals anmerken lassen. Nein, beim All-Star-Game ging es noch um etwas! Respekt. Anerkennung. Rivalitäten. Die Abneigung zwischen Ost- und West-Spielern war ständig zu spüren. Allein das vierte Viertel der All-Star-Games in den 80ern und 90ern war von Playoff-Spielen in Sachen Intensität kaum zu unterscheiden.
Und heute? Freier Drive durch die Zone, LeBron mit dem Monster-Dunk. Einwurf, Pass, Alley-Oop-Anspiel von Paul auf Durant. Und so weiter, und so fort. Klar, in Sachen Athletik oder Finesse (Curry!) ist immer etwas dabei. Aber die Langeweile des Spielverlaufs wird nur noch von der Unwichtigkeit des Endergebnisses getoppt.
Und so traurig das bei der Tradition des All-Star-Games auch ist: In dieser Form macht das Spiel einfach keinen Sinn mehr! Die Zuschauer? Können sich coole Dunks auch bei Youtube oder bei „normalen“ Spielen ansehen. Die Spieler? Haben sich teilweise schon von der Veranstaltung abgewandt. „Das wird das beste All-Star-Game, das ich je hatte“, sagte Tim Duncan einmal. Leider in dem Jahr (2012), als er erstmals nicht nominiert war. Aber: Dass das Spiel wieder interessanter wird und die ganze Veranstaltung nicht nur ein Interview-Marathon bleibt, haben die Akteure selbst in der Hand. Und zwar, indem sie das Spiel wieder ernst nehmen.
Thomas Werner
Der Kommentar ist der Ausgabe 03/2016 entnommen (ab 10. Februar am Kiosk)
Naja