Rund drei Wochen verbleiben, ehe die Deutsche Nationalmannschaft in die Europameisterschaft starten und um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro kämpfen wird. Um einen der ersten sieben Ränge erreichen und mit der Konkurrenz mithalten zu können, muss sich das DBB-Team allerdings noch deutlich steigern – das wurde im jüngsten Test gegen Kroatien deutlich. Bei der 63:80-Niederlage wurden gleich mehrere Baustellen sichtbar, die es bis zur EM zu beheben gilt.

Das DBB-Team hat bis zum EM-Start noch einige Schwachstellen zu beheben (Foto: Getty Images)

Das DBB-Team hat bis zum EM-Start noch einige Schwachstellen zu beheben (Foto: Getty Images)

Jeder kennt die Basketballweisheit: „Offense wins games, defense wins championships!“ Und daran ist auch nichts zu rütteln – nur: Wer keine Zähler auflegt, wird auch mit der besten „D“ nichts gewinnen. Daran muss auch das DBB-Team arbeiten, denn die Offense sogte nicht nur beim jüngsten Test gegen Kroatien für Kopfschmerzen. Um das zu schaffen, müssen die Deutschen an einigen Stellen abeiten.

In ester Linie muss das Team verstehen, wie es Dirk Nowitzki einsetzt. Der Superstar erzielte gegen Kroatien nur sieben Punkte. Der Grund dafür war aber keineswegs seine Trefferquote und auch nicht die überragende kroatische Defense. Dirk hatte einfach viel zu wenige Würfe, wurde zu selten im Post angespielt. Natürlich ist es richtig, nicht jeden Angriff über den 37-Jährigen zu laufen, allerdings müssen mehr Plays über ihn gehen. Dafür sind seine Qualitäten schlicht zu gut!

Mehr Post-Play

Zudem zieht Nowitzki weiterhin die Defense auf sich, was nicht nur während der Pick-and-Rolls deutlich wurde, sondern auch in seinen wenigen Postszenen. Dadurch wiederum ergeben sich mehr Freiräume für seine Mitspieler, die diese dann ausnutzen können. In erster Linie die Schützen um Heiko Schaffartzik und Niels Giffey werden sich darüber freuen. Und die Deutschen würden durch dieses Inside-Out-Game noch unberechenbarer werden.

Entscheidend dafür ist jedoch, dass der Ball insgesamt mehr in den Post wandert. Nicht nur Dirk, sondern auch Maik Zirbes, der im ersten Spiel gegen Kroatien einen super Job ablieferte, und vor allem Tibor Pleiß – der deutlich besser rebounden muss – müssen dort mehr Gefahr ausstrahlen, um ihre Defender zu binden oder Lücken, die speziell Dennis Schröder durch seinen Zug zum Korb reißt, auszunutzen. Die bisherigen Partien haben gezeigt, dass das Gleichgewicht zwischen Inside- und Outside-Game noch nicht stimmt. Daran wird das Team in den kommenden Tagen und Wochen besonders arbeiten müssen.

Tibor Pleiß muss mehr Verantwortung in der Offense übernehmen (Foto: Getty Images)

Tibor Pleiß muss mehr Verantwortung in der Offense übernehmen (Foto: Getty Images)

Zusätzlich scheint es, als müsse immer ein „D“ auf dem Court stehen. Sowohl Dennis als auch Dirk haben einen entscheidenden Einfluss auf das Offensiv-Game der Deutschen, weshalb einer der beiden NBA-Profis auf jeden Fall spielen und das DBB-Team führen sollte. Die beste Defense hilft nicht, solange es in der Offense nicht läuft. Und schlussendlich geht’s beim Basketball ja nunmal darum, Körbe zu erzielen …

Defensive Achillesferse

Zumal die Deutschen in der Verteidigung anfällig auf Distanzschützen sind! Durch die extreme Rotation in der Defense, die typisch für Chris Flemings Teams ist (das war bereits in Bamberg zu sehen), ergeben sich für die Kontrahenten, wenn der Ball denn schnell durch die Reihen wandert, offene Würfe. Je höher die gegnerische Dreierquote, desto gefährlicher wird es für die DBB-Herren – das war auch in der Kroatien-Partie zu sehen: Zu Beginn trafen die Gäste kaum ein Scheunentor, doch ab dem zweiten Viertel drehte sich das … und damit auch das Spiel.

Sorgen brauchen sich die Fans allerdings nicht zu machen, denn die gute Nachricht lautet: Auf der einen Seite sind Dirk Nowitzki und Anton Gavel frisch im Mannschaftstraining und auf der anderen Seite hat das DBB-Team (noch) Zeit! Rund drei Wochen bleiben Fleming und Co., um sich zu finden und die finalen Schritte zu setzen.