Über die gesamte Saison gesehen hat Tom Thibodeau immer mal wieder gewackelt. Sein Job als Headcoach der Chicago Bulls stand 2014/15 fast regelmäßig auf der oft zitierten „Messers Schneide“. Und nun, nachdem die Franchise aus der „Windy City“ mit 2:4 gegen die Cleveland Cavaliers ausschied, ist die Zeit gekommen: Tom Thibodeau muss von den Verantwortlichen beurlaubt werden, der Club braucht einen neuen Chef-Trainer!
Der entscheidende Grund für diese Ansicht? Die Bulls haben sich nicht weiterentwickelt – ähnlich die Oklahoma City Thunder unter Scott Brooks. Seit dem Conference-Final-Aus 2011 hat der Club immer wieder einen Anlauf gestartet, um den Titel zu erobern. Klar, da waren die Verletzungen des Superstars, Derrick Rose. Aber Fakt ist auch, dass Chicago in dieser Saison die wohl beste Mannschaft seit vielen Jahren hatte (auf dem Papier zumindest): Joakim Noah, Pau Gasol und Taj Gibson bildeten zusammen mit Rookie Nikola Mirotic einen der besten sowie tiefsten Frontcourts der Liga! Derrick Rose und Jimmy Butler sind – trotz Derricks Verletzungen – eines der stärksten Backcourt-Dous der NBA, Aaron Brooks und Kirk Hinrich zwei ideale Backups mit Starter-Erfahrung. Und selbst auf der Drei standen Thibodeau starke Kräfte zur Verfügung: Mike Dunleavy kann zocken und ist erfahren, Rookie Dog McDermott kann jederzeit heiß laufen und Tony Snell ist wohl einer der unterschätzesten Spieler der Liga.
Warum also haben die Bulls nicht mehr erreicht? Nun, nicht wenige werden an dieser Stelle sagen, dass es an den Cleveland Cavaliers lag. Doch das ist nicht richtig, denn die Cavs waren schlagbar! Chicago hätte lediglich eine harmonischere und homogenere Truppe sein müssen – und das war Coach Thibodeaus Aufgabe! Mirotic beispielsweise sah während der Saison 20,2 Minuten pro Partie und bedankte sich mit guten Stats (10,2 PPS, 4,2 REB). In der Postseason blieb der Spanier häufig auf der Bank (14,9 MIN) und blass (5,7 PPS, 2,7 REB). Selbiges trifft auf Tony Snell zu, der während der Saison (19,6 MIN, 6,0 PPS, 2,4 REB) besser spielte als in den Playoffs (12,7 MIN, 3,9 PPS, 1,5 REB). Beim Wingman war aber vor allem entscheidend, dass er in der Defense Jimmy Butler hätte entlasten können, wodurch der All Star wiederum mehr Energie gehabt hätte.
Seit seiner Ankunft im Sommer 2010 stand Thibodeau bei den Bulls immer wieder in der Kritik, weil er den Bankspielern zu wenig Vertrauen schenkte und die Starter deshalb zu viel spielen müssten. Wer die Playoffs gesehen hat, wird sich speziell durch die Cleveland-Serie bestätigt gefühlt haben. „Thibs“ hatte volle fünf Jahre Zeit, um an seinem Stil etwas zu ändern … nun sollte er es in Chicago nicht mehr können.
Denn wie bereits erwähnt, war das Talent der Bulls seit Jahren nicht mehr so hoch wie in diesem Jahr. Und dann gegen ein Cavs-Team auszuscheiden, bei dem Kevin Love fehlte, Kyrie Irving angeschlagen war, J.R. Smith zwei Spiele aussetzen musste und der Chef-Trainer 0,0 NBA-Playoff-Erfahrung hatte, bedeutet sein Kündigungsschreiben.
Chicago muss sich weiterentwickeln, weil die Konkurrenz es ebenfalls tut. Und mit Tom Thibodeau wird das nicht funktionieren. Und da Pau Gasol nicht jünger wird, Jimmy Butler Free Agent ist und die gesamte Bulls-Gemeinde auf Erfolg wartet, können sich die Verantwortlichen ein weiteres „leeres“ Jahr nicht erlauben. Daher werden sie ihren Coach beurlauben und sich nach einem neuen Mann umschauen müssen. So leid es mir für „Thibs“ tut, so realistisch ist die Situation an dieser Stelle einzuschätzen: Er ist ein klasse Coach, aber nicht mehr der richtige für den Job in Chicago!
https://youtu.be/LPctVaN6oug
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