Knapp eine Woche vor Beginn der NBA Finals sind die Augen bereits jetzt auf die beiden Endrunden-Teams und ihre Stars gerichtet. Für viele heißt das Match-Up dabei nicht nur Golden State Warriors gegen Cleveland Cavaliers, denn das Finale ist neben dem Aufeinandertreffen der besten Teams der beiden Conferences auch das Duell zweier MVPs, LeBron James und Stephen Curry, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

LeBron hat die Cavs fast im Alleingang in die Finals geführt (Foto: Getty Images)

LeBron hat die Cavs fast im Alleingang in die Finals geführt (Foto: Getty Images)

Der Weg zum Star

Der heute 30-jährige James kam 2003 bereits als „The Chosen One“ in die Liga. Jeder Experte sagte ihm eine unglaubliche Karriere voraus. James wurde den Ankündigungen von Beginn an gerecht und über die Jahre nur noch besser und erfahrener. Zwar musste er teils auch Rückschläge hinnehmen, jedoch nur um stärker zurückzukehren und aus seinen Fehlern zu lernen. Die Folge: Vier MVPs, zwei Championships, zwei Finals-MVPs. „King James“ ist tatsächlich zum König der NBA avanciert, zuletzt fünf Mal in Folge mit seinen jeweiligen Teams ins Finale eingezogen. Die Erfahrung und der Erfolg sprechen für LBJ.

Steph Curry hält den Rekord für die meisten Dreier in einem Playoff-Run (Foto: Getty Images)

Steph Curry hält den Rekord für die meisten Dreier in einem Playoff-Run (Foto: Getty Images)

Wardell Stephen Curry hingegen wurde erst 2009 im Draft ausgewählt. Als Shooter, bei dem nicht einmal sicher war, ob er nun auf der eins oder der zwei spielen sollte, wurde er an siebter Stelle gewählt. Als Franchise-Player- oder gar MVP-Kaliber galt er damals sicher nicht. Doch in den letzten drei Jahren erfährt der Playmaker einen raketenhaften Aufstieg. Er fasziniert mit seinem Handling und vor allem seinem unfassbaren Shooting mehr und mehr NBA-Fans und erreicht mit seinem Team seit 2013 jedes Jahr die Playoffs. Dabei ist nie ein großer Exzentriker, steht lange nicht so im Fokus wie James. Diese Saison ist dann das Jahr des „Babyfaced Assassin“. Er stellt Rekorde am laufenden Band auf, sein Team gewinnt die meisten Spiele aller Franchises und „Chef“ Curry wird zum MVP der aktuellen Spielzeit gekürt. Nun steht er mit den Dubs im Finale, so weit ist Steph in seiner Karriere zuvor noch nie gekommen. Doch hat auch der Warrior dem Druck bisher in den Playoffs standgehalten.

Von Grund auf verschieden

Doch nicht nur die Erfahrung unterscheidet die beiden Superstars von einander. Auch die Spielweisen, obgleich ähnlich dominant, sind grundverschieden: Der 2,03 m große James lebt von seiner Athletik, ist seinen Gegnern oft nicht nur spielerisch sondern auch körperlich überlegen und nutzt seine Masse und Geschwindigkeit, um dorthin zu gelangen, wo er will. Curry hingegen ist nur 1,91 groß und nicht annähernd so kräftig wie LeBron, hat aber eine unschlagbare Waffe: Der Guard trifft seine Würfe aus allen Lagen, teils auch dann, wenn sie eigentlich gut verteidigt sind. Gerade den Drei-Punkte-Wurf beherrscht der zweifache All-Star wie kein Zweiter. Starke 41,5% trifft er in den Playoffs aus der Distanz. Dem gegenüber stehen 17,6% von der Dreierlinie für den „King“. Tatsächlich ist also offenbar die Stärke des Einen eine der wenigen Schwächen des Anderen. Diese auszunutzen wird in den Finals die Aufgabe der Defenses sein.

Curry und James wurden beide in Akron, Ohio geboren (Foto: Getty Images)

Curry und James wurden beide in Akron, Ohio geboren (Foto: Getty Images)

Dabei haben die Superstars gemeinsam, dass sie von einem Mann alleine nicht zu stoppen sein werden. Das haben die bisherigen Playoffserien gezeigt, in denen die beiden unaufhaltbar ihr Spiel durchzogen und durchschnittlich je mehr als 25 Punkte und fünf Vorlagen auflegten.

Dennoch sind die Spielanlagen der beiden Teams komplett verschieden. Während die Cavs einen Großteil ihrer Angriffe über LeBron laufen lassen und Cleveland die meisten Isolations aller Playoffteams spielen, bezieht Golden State seine offensive Stärke aus einem starken Passspiel und der Vielzahl an Schützen – Die Warriors sind in dieser Saison das Team mit den meisten Assists!

Das Duell Curry vs. James wird also auch ein Wettstreit der Philosophien. Welche sich durchsetzt, lässt sich bei zwei so starken Teams vor Beginn der Serie nicht sagen. Deshalb kann das Aufeinandertreffen der so ungleichen MVPs nicht schnell genug kommen…