Wie mies die Saison der New York Knicks in diesem Jahr ist, wird spätestens dann deutlich, wenn man einen Blick auf die Tabelle wirft und sieht, dass sie tatsächlich hinter den Philadelphia 76ers stehen. Die Knickerbockers sind noch schlechter als die Loser-Franchise – allerdings nur auf den ersten Blick. Im Gegensatz zu den 76ers verfolgen die Knicks nämlich einen klaren Plan: Carmelo Anthony Zeit geben, damit er top-fit in die neue Saison starten kann und zwar gemeinsam mit neuen Kräften, NBA-Elite-Playern, die im Sommer kommen werden …

Traden die 76ers im Sommer auch Nerlens Noel weg? (Foto: Getty Images)

Traden die 76ers im Sommer auch Nerlens Noel weg? (Foto: Getty Images)

Ganz anders verhält sich das bei den 76ers, denn was die Knicks in „Melo“ haben, sucht man in Philadelphia vergebens: einen Star! Der Club befindet sich gefühlt seit dem Igoudala-Abgang im Rebuild und wartet, wartet, wartet … Aber worauf eigentlich? In Michael Carter-Williams, Nerlens Noel und Joel Embiid hatte sich der Club in den letzten beiden Jahren gleich drei Top-Rookies geholt und hatte die Zukunft mehr oder weniger gesichert. Jedenfalls vom Talent-Status her. Es fehlte lediglich an einem erfahrenen Top-Mann, der die junge Truppe anführen kann.

Anstatt sich aber einen dieser Jungs zu holen – die Mittel hatten die 76ers in jedem Fall – und das Team zusammenwachsen zu lassen, kam den Verantwortlichen um General Manager Sam Hinkie anderes in den Kopf. Der PoB des Clubs zeigte keinerlei Anzeichen, sich einen dicken Fisch zu angeln. Er handelte sogar entgegengesetzt und schickte den guten K.J. McDaniels nach Houston. Und Carter-Williams, der lediglich amtierender Rookie of the Year ist, schob er nach Milwaukee ab.

Was Hinkie und Co. in Philly vorhaben, bleibt ihr Geheimnis. Aber wenn man versucht, diese Moves nachzuvollziehen, dann geht einem unter anderem der Gedanke durch den Kopf, dass sie sich im Sommer mit einem Top-Mann … ach ne, warum sollten sie? Das hätten sie schon in den letzten beiden Sommern tun können. Und mal ehrlich: Welcher Top-Star will schon zu den 76ers?

Kann Joel Embiid wirklich zum Gesicht der Franchise werden? (Foto: Getty Images)

Kann Joel Embiid wirklich zum Gesicht der Franchise werden? (Foto: Getty Images)

Also, wenn wir das ausschließen, was wollen Hinkie und Co. dann? Einen weiteren Top-Pick. Okay, den werden sie bekommen. Und der kann dann mit Nerlens Noel und Joel Embiid – Moment, Embiid ist ja bereits seit dem Sommer verletzt und schaut nur zu, ohne auch nur ein einziges Spiel absolviert zu haben … wie fit ist der überhaupt?! – ein neues Trio bilden.

Der perfekte Sommer für Philly sieht recht einfach aus: Embiid wird fit und ruft sein Potenzial ab; Nerlens Noel hat die erste Saison genutzt, um sich in der zweiten Saison neben Embiid auf der Vier zu etablieren; der neue Rookie schlägt direkt ein; und zusätzlich locken die 76ers noch einen Top-Mann zu sich, der das Team anführen und endlich Chef sein kann. Rein finanziell kein Problem, denn für 2015/16 stehen nur noch sechs Akteure fest unter Vertrag. Und Spieler, die gerne mal die Leader-Rolle übernehmen würden, gibt es auch einige.

Allerdings laufen nur wenige Dinge im Leben perfekt und daher könnte der Sommer auch ganz anders aussehen: Embiid kommt nach seiner Verletzung nicht auf die Beine und wird nicht zu dem, den sich die Club-Führung erhofft hat; Noel kann auf der Vier nicht überzeugen und harmoniert deshalb nicht mit Embiid; kein Top-Mann will nach Philadelphia wechseln; der Top-Pick muss verletzungsbedingt mal wieder seine erste Saison aussetzen oder schlägt einfach nicht ein; die 76ers bleiben im Keller.

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Beide Sommer-Versionen sind denkbar, doch es gibt noch eine weitere: Philly setzt alles auf eine Karte und tradet Nerlens Noel gegen künftige Draft-Rechte oder in einem Paket für einen elitären Spieler weg und baut ein komplett neues Team um seinen neuen Top-Rookie sowie Joel Embiid auf. Ja, ich denke dasselbe wie ihr: Alle drei Wege sind denkbar und das macht Philadelphia so schlecht. Der Club hat keinen erkennbaren Plan. Warum sollten Free Agents a la LaMarcus Aldridge, Marc Gasol und Co. nach Philly wechseln, wenn Los Angeles und New York locken beziehungsweise ihre Clubs um den Titel spielen?

So lange ich auch nachdenke: Die 76ers wissen selbst nicht, wohin sie wollen. Ein Team nur auf Talenten aufzubauen, klappt wunderbar – an der PlayStation oder Xbox. Aber wir sprechen über die NBA, die beste Basketballliga der Welt, wo Talente lernen müssen, um sich entwickeln zu können – Jordan, James und Co. waren klare Ausnahmen. Daher kann es, rein logisch betrachtet, nur einen einzigen Weg geben: Philly muss erfahrene Spieler verpflichten, die bestenfalls noch gut sind. Und dann brauchen sie Kontinuität, um endlich rauszukommen aus dem Tabellenkeller. Andernfalls, und das zeigen die letzte sowie aktuelle Saison, wird die NBA-Welt über die Franchise wirklich nur noch lachen können …

Wohin wollen die 76ers? (Foto: Getty Images)

Wohin wollen die 76ers? (Foto: Getty Images)