Da darf man sich durchaus mal die Augen reiben: Die New York Knicks haben das Basketballspielen doch nicht verlernt? Hat die Franchise aus dem Big Apple etwa nicht verstanden, dass sie tanken sollte? Oder haben die Spieler in ihren Köpfen registriert, dass es nicht mehr schlimmer werden kann als in den ersten Monaten und deswegen können sie nun vollkommen frei aufspielen? Oder greift die Triangle-Offense langsam?

Alle Knicks-Fans haben jedenfalls durch die letzten Begegnungen ihrer Truppe endlich wieder ein wenig Freude gewonnen! Der jüngste 92:80-Heimerfolg aus der zurückliegenden Nacht war das bisherige I-Tüpfelchen auf eine fast schon unglaubliche Leistung: Von den vergangenen sieben Partien haben die Knickerbockers ganze fünf gewonnen. Kein Scherz! New York kann also doch noch mehr Punkte auflegen als der Gegner, und dafür gibt es drei Gründe:

Sieggarant der Knicks: Carmelo Anthony (Foto: Getty Images)

Sieggarant der Knicks: Carmelo Anthony (Foto: Getty Images)

Carmelo Anthony

Endlich! Endlich spielt der Knicks-Superstar wieder so, dass seine Wahl zum Starter in der Eastern Conference wenigstens ein bisschen verständlicher und gerechtfertigter ist. Denn „Melo“ hat nicht mehr länger nur seinen Beliebtheits-Bonus, sondern lässt endlich auch Taten folgen. In den vergangenen sieben Spielen (gegen Charlotte setzte er aus) legte der 2,03-Meter-Mann durchschnittlich 25,9 Punkte auf und gab dem Team damit das, was es am meisten braucht: Scoring (NYC rangiert mit 92,7 PPS auf NBA-Rang 28)! Als der 30-Jährige gegen Indiana nur sieben von 16 Würfen traf und 18 Zähler verbuchte, hagelte es direkt eine Niederlage; als er gegen Charlotte aussetzte dasselbe.

New York braucht seinen Star-Player, der nämlich noch einen weiteren Aspekt neben dem Scoring mitbringt: Einsatz. „Melo“ geht endlich mit gutem Beispiel voran und führt das Team – in den Siegen holte er mindestens sieben Rebounds. Die Faustregel lautet daher: Legt Anthony mindestens 20 Zähler und fünf Boards auf, gewinnen die Knicks … jedenfalls in den zurückliegenden Partien.

Passende Gegner

Allerdings werden diese Zahlen relativiert, wenn man einen Blick auf die Gegner wirft: Beim Sieg über New Orleans mussten die Pelicans auf Anthony Davis verzichten, beim Erfolg über OKC fehlte Kevin Durant und dass die Lakers, 76ers und Magic keine Übermannschaften sind, weiß jeder. Bedeutet: Die Knicks haben vermeintlich einfache Kontrahenten gehabt und diese Chance ausgenutzt – muss einem aber auch erstmal gelingen.

Die gute Nachricht für alle Knicks-Fans: Der Spielplan meint es auch weiterhin gut mit den Knickerbockers und wartet mit zwei Partien gegen ebenfalls machbare Gegner – Brooklyn und Boston. Ob der Aufwärtstrend der Knicks ernstzunehmen ist, wird sich aber erst danach zeigen, wenn es unter anderem gegen Golden State, Miami und Cleveland geht.

„Just do it!“

Damit jedoch sollten sich die Spieler und Verantwortlichen der Knicks überhaupt gar nicht beschäftigen. Das nämlich scheint ebenfalls ein entscheidender Grund dafür zu sein, weshalb es bei „Melo“ und Co. grad läuft. Frei nach dem Motto des berühmten Nike-Werbeslogans verfahren die Knickerbockers nach dem Prinzip „Just do it!“. Und das scheint zu helfen. Ausblenden, was in den ersten Monaten war; ausblenden, was die Presse schrieb; ausblenden, dass Derek Fisher und Phil Jackson arg in der Kritik standen/stehen; ausblenden, was in der Vergangenheit war; volle Konzentration auf die Zukunft! Schaffen es die Knicks sich mental zu befreien, dann werden sie dauerhaft besseren Basketball spielen.

Daran, dass sie die Saison im Tabellenkeller beenden werden, wird das aber nichts mehr ändern, denn der Kader ist zu schwach und die Konkurrenz zu stark, um noch in die Playoffs einziehen zu können. Das Ziel der Knicks bleibt also: Sich so teuer wie möglich verkaufen und sich dadurch attraktiv für Stars zu machen. So wie in den letzten Wochen eben – und das wird auch die Fans ein wenig aufheitern.