Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis Kobe Bryant in der All-Time-Scoring-List die nächste Schallmauer durchbrechen würde – und in der zurückliegenden Nacht war es dann soweit. Im Auswärtsspiel bei den Atlanta Hawks verbuchte der Superstar der Los Angeles Lakers 28 Zähler und knackte damit die 32.000-Punkte-Markte. Er ist erst der vierte Spieler in der NBA-Geschichte, dem dieses Kunststück glückte.

Applaus, Applaus: Kobe hat die 32.000-Punkte-Marke durchbrochen. (Foto: Getty Images)

Applaus, Applaus: Kobe hat die 32.000-Punkte-Marke durchbrochen. (Foto: Getty Images)

Mit nun insgesamt 32.001 Regular-Season-Points hat der Shooting Guard damit weiter Boden auf die vor ihm stehenden Michael Jordan (32.292), Karl Malone (36.928) und Kareem Abdul-Jabbar (38.387) gutgemacht. „Es war ein verdammt harter Weg bis hier zu kommen. Und es wird nicht leichter“, sagte Bryant nach der Partie gegen die Hawks über seine neue Bestmarke. Doch es gibt einen faden Beigeschmack.

Aufstieg dank Ego-Trip

Pro Partie nimmt Kobe in den bisherigen elf Saisonspielen sagenhafte 23,8 Würfe! Nur ein einziges Mal in seiner 19-jährigen Karriere feuerte der Superstar im Schnitt öfter auf den Korb (2005/06: 27,2). Soweit so gut, doch es gibt einen großen Haken dabei: Bryant versenkt lediglich 9,3 seiner Wurfversuche, das entspricht einer richtig schwachen Quote von nur 38,9 %. Damit liegt seine Feldwurfquote zum ersten Mal unter 41,7 Prozent – schwach. Diese Zahlen zeigen aber auch, dass Kobe nur ein einziges Ziel verfolgt: seinen Status als „Super-Scorer“ zu festigen.

Die Leidtragenden sind dabei seine Teamkollegen und die Lakers: Von ihren ersten elf Begegnungen in dieser Saison gewannen die „Purple-&-Yellow“ nur magere zwei Partien. Ein entscheidender Grund dafür: Kobes Ego-Trip. Er nimmt Würfe am Fließband, konzentriert sich nur auf das Scoring und kümmert sich nicht um seine Mitspieler. Seine 3,7 Assists pro Spiel unterstreichen das. Nur in seinen ersten beiden NBA-Spielzeiten markierte der 1,98-Meter-Mann weniger Assists (1996/97: 1,3 AS, 1997/98: 2,5 AS). Die Tatsache, dass Kobe sich mehr seiner individuellen Rekorde widmet als dem Teamspiel und vor allem dem Teamerfolg, wirft aktuell einen dunklen Schatten auf seine Rekord-Tour.

Allerdings: In fünf Jahren wird darüber niemand mehr reden. Dann wird sein Name unter den Top-3 der NBA-All-Time-Scoring-List stehen. Denn alles, was dann zählen wird, ist sein Rang in dieser Liste. Und deswegen wird Bryant weiter Gas geben. Er will so hoch rücken, wie er nur kann. Und da die Lakers ohnehin keine Titelchancen in dieser Saison haben, denkt sich Kobe eben: „Dann hole ich das Beste für mich persönlich raus.“ Schade nur, dass er damit den Ruf als „Ego-Shooter“ und „Ego-Zocker“ bekräftigen wird. Aber was soll’s: Kobe Bryant ist eben Kobe Bryant.