Dirk Nowitzki hat beim 106:98-Erfolg gegen die Sacramento Kings am 11. November 2014 Hakeem Olajuwon von Platz neun in der All-Time-Scoring-Liste verdrängt. Damit ist er nun mit 26.953 Zählern der beste, nicht in den USA geborene, Punktesammler der NBA-Geschichte. BASKET sprach mit ihm über diese unglaubliche Leistung.
Dirk, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum nächsten großen Meilenstein in deiner NBA-Karriere. Wie muss man sich das eigentlich vorstellen – hast du während des Spiels darüber nachgedacht, dass dir nur noch 17 Punkte für den 9. Platz gefehlt haben?
Vielen Dank! Naja, du bekommst das vor dem Spiel durch die Medien natürlich schon mit, aber wenn das Spiel einmal läuft, hast du andere Dinge im Kopf. Also habe ich mich während des Spiels nicht damit beschäftigt, sondern mich einfach darauf konzentriert, gut zu spielen. Aber als ich den großen Wurf getroffen habe, wurde mir klar: „Das wars!“ – Anschließend wurde mir zu Ehren ein Video gezeigt. Das war dann ein ganz besonderer Moment und ich habe Gänsehaut bekommen.
Was ging in diesem Moment durch deinen Kopf?
Als ich das Video gesehen habe, hat Coach Carslisle gerade einen Spielzug aufgezeichnet und ich konnte mich darauf gar nicht mehr konzentrieren, weil ich von den Highlights auf dem Videowürfel abgelenkt wurde. Zum Beispiel als sie meinen ersten NBA-Punkt gezeigt haben, oder wie ich die 10.000-, 20.000- oder 25.000-Punkte-Marken geknackt habe. Da war ich sprachlos. Es war eine wahnsinnige Fahrt und mir ist klar geworden, wie glücklich ich hier bin. Und dir kommt die ganze harte Arbeit in den Kopf, die du Sommer für Sommer verrichtet hast. Das hat mich stolz über meine Leistungen gemacht und ich hoffe, dass ich in den nächsten drei Jahren weiterhin so verletzungsfrei und erfolgreich spielen kann.
Hast du über solche Rekorde nachgedacht, als du 1999 in die Liga gekommen bist?
Nein, wenn du mir vor 17 Jahren gesagt hättest, dass ich einmal mehr Punkte als Hakeem Olajuwon, einer der besten Center aller Zeiten, erzielen würde, hätte ich dir gesagt: Du bist absolut wahnsinnig!
An welchen deiner 26.953 Punkte erinnerst du dich am meisten?
Das ist eine schwere Frage. Die größten Körbe habe ich in den Playoffs erzielt und an die erinnere ich mich auch am meisten. Zum Beispiel den spielentscheidenden Korbleger in den Finals gegen Miami oder das Spiel sieben gegen San Antonio im Jahre 2006, als ich für den Ausgleich gesorgt habe. In den Playoffs habe ich also die denkwürdigsten Körbe erzielt, weil der Druck dort auch am größten ist. Aber die zählen in der Statistik gar nicht, denn diese ist nur für die reguläre Saison.
Wie ist die Einstellung der Amerikaner gegenüber internationalen Spielern – hat sie sich im Laufe der Jahre verändert?
Als ich gekommen bin, waren vielleicht ein bis zwei internationale Spieler in einem Team und heute gibt es Mannschaften mit sechs oder sieben. Das ist eine schöne Entwicklung und heute kennt jeder die Qualitäten der internationalen Spieler. Ich denke die Regeländerungen vor ein paar Jahren haben den Internationals geholfen und das Spiel in der NBA ist auch viel europäischer geworden. Es gibt zum Beispiel viele Pick-and-rolls und sehr viel Bewegung und fast jeder muss werfen können.
Was bedeutet es, so einen Meilenstein zu erreichen, während man die ganze Karriere lang für ein und dasselbe Team spielt?
Sehr viel. Anfangs war es schwierig. Mein erstes Jahr in Dallas war hart, weil ich nicht gut gespielt habe und deswegen auch nicht viel Spielzeit bekommen habe. Und alleine in Amerika war es damals auch abseits des Courts schwer, sich einzuleben. Aber ich fühle mich in Dallas sehr wohl, wir haben einen großartigen Trainer, einen großartigen Teambesitzer und großartige Spieler und so konnten wir die Dallas Mavericks in den vergangenen Jahren von einem Verliererteam zu einem Siegerteam umwandeln. Ich bin also stolz, diese Leistung im Trikot der Dallas Mavericks erreicht zu haben.
Dein Coach, Rick Carslisle, hat kürzlich die Mentalität der Mannschaft kritisiert. Teilst du seine Sorgen?
Wir haben ein gutes Team aber sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir machen vor allem in der Defensive noch viele Fehler und müssen den Ball besser bewegen. Es gibt also noch einiges, was zu tun ist. Aber andererseits ist es auch erst früh im November, das heißt wir haben noch viel Zeit dafür. Und gegen die Kings sind wir nach einem Rückstand in der zweiten Halbzeit sehr stark zurückgekommen. Genau so wollen wir auch zukünftig spielen.
Was hältst du von der Teamchemie und deinen neuen Mitspielern?
Die Teamchemie ist gut und wir haben viele neue Spieler. Tyson Chandler spielt schon richtig stark und Chandler Parsons wird auch noch besser werden, er ist offensiv sehr stark und vor allem vielseitig. Monta Ellis hat mir im letzten Jahr schon viel geholfen und ist ein einzigartiger, explosiver und schneller Spieler. Sein Zug zum Korb ermöglicht mir viele offene Würfe. Ich muss also nicht mehr so aggressiv sein wie früher. Niemand ist eigennützig, alle wollen den Ball teilen, zusammen spielen und zusammen gewinnen. Wir haben also einen guten Mix und können zusammen noch besser werden.
Was sind deine Ziele für diese Saison und die kommenden Jahre?
Ich will auf hohem Niveau spielen. Effizient, und wenn es darauf ankommt, die wichtigen Punkte machen. Mir kommt es dabei nicht so sehr auf Einzelleistungen wie eine Platzierung in der Scoring-Liste an, sondern darauf, erfolgreichen Teambasketball zu spielen. Wir haben dieses Jahr ein gutes Team und können einen tiefen Playoff-Run schaffen. Und das motiviert mich.
Hast du schon mit Chris Kaman über die deutsche Nationalmannschaft und die EM im kommenden Jahr gesprochen?
Die EM ist auf meinem Plan und es ist großartig für Deutschland und den deutschen Basketball, solch ein Turnier im eigenen Land auszurichten. Aber ich muss erst einmal die anstrengende NBA-Saison bewältigen und werde dann nächsten Sommer, wenn ich 37 bin, zusammen mit Chris eine Entscheidung treffen. Aber die EM ist definitiv auf meinem Radar und es würde mir Spaß machen, dort zu spielen. Aber wir müssen erst abwarten, wie ich durch die NBA-Saison komme.
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