Es war dieser eine Moment, während der Begegnung des Team USA gegen die Dominikanische Republik. Michael Körner, der übrigens einen richtig starken Job hinter dem Mikro leistet, spricht im dritten Viertel die folgenden Sätze aus: „Es ist schon komisch, wie ideenlos und unvorbereitet die Amerikaner auf die Zonenverteidigung ihrer Gegner reagieren. Das Team sollte doch eigentlich wissen, dass sie darauf treffen werden. Und Mike Krzyzewski sollte doch darauf aufmerksam gemacht haben.“

Sind Mike Mrzyzewski, Derrick Rose und Co. auf eine Zonenverteidigung vorbereitet? (Foto und Titelbild: Getty Images)

Sind Mike Krzyzewski, Derrick Rose und Co. auf eine Zonenverteidigung vorbereitet? (Foto und Titelbild: Getty Images)

Nun, das ist treffend formuliert: In der Gruppenphase haben die US-Boys in der Tat nicht wirklich elegant gegen die Zone ihrer Kontrahenten gespielt. Speziell gegen die Türken fiel auf, dass sie sich schwer taten. Vor allem dann, wenn die Distanzwürfe nicht ihren Weg in die Reuse fanden. Aber liegt das wirklich an der Verteidigung des gegnerischen Teams oder an den Amis selbst?

Lehren aus der Vergangenheit

Natürlich gibt es verschiedene Varianten einer Zonenverteidigung. Nicht nur die Formation kann variieren (2-3, 2-1-2, 3-2, 2-2-1, 1-3-1), sondern auch die Art. Wie viel Druck machen die Gegner am Ball? Wie aggressiv stellen sie die Passwege zu? Wie hoch oder tief stehen sie? Abgesehen davon steht und fällt eine Zonen-Defense natürlich auch mit den Spielern: Wie groß oder schnell sind sie? Wie eingespielt ist das Team? Ja, das spielt alles eine Rolle. Und je homogener die Zone läuft, desto mehr Probleme hat der Gegner.

Zurück zum Team USA. Zwischen 2000 und 2006 mussten die Amis mehrfach feststellen, dass sie Probleme mit einer gut organisierten Zone des Gegners hatten. Allerdings hatten sich die Auswahlen unter Mike Krzyzewski seit 2008 auf diese Art der Verteidigung vorbereitet und Wege gefunden, um sie zu knacken. Sei es durch starke Schützen, hervorragendes Eins-gegen-eins, Einbindung der Innenspieler oder effektives Passpiel. Aufgrund dieser Entwicklung und Erfahrung kommen die aktuellen Schwierigkeiten sehr überraschend. Hat sich das Team USA wirklich nicht auf die Zonenverteidigung vorbereitet?

Das Ass im Ärmel

Doch, die Amis sind auf eine Zonenverteidigung vorbereitet. Alles andere wäre ja auch der größte Fehler, den „Coach K“ und sein Trainerstab hätten begehen können und würde das Ende ihrer Mission bedeuten – mehr dazu gibt’s in der aktuellen BASKET 09-10/2014.

Eine ausgiebige Analyse zum Team USA und ihrer einmaligen Mission findet ihr in der aktuellen BASKET 09-10/2014.

Eine ausgiebige Analyse zum Team USA und ihrer einmaligen Mission gibt’s in der aktuellen BASKET 09-10/2014.

Vielmehr werden sie zum aktuellen Zeitpunkt ihr wahres Gesicht nicht zeigen wollen, um ein Ass im Ärmel zu haben, falls sie in Not sind beziehungsweise die Spanier im Finale – wir gehen davon aus, dass beide Teams dort spielen werden – eine Zone auspacken. „Coach K“ und Co. spielen bis dahin lieber „frei“ gegen die Zone, damit sich die kommenden Gegner nicht auf ihre Angriffsysteme gegen eine Zonendefense vorbereiten können.

Und man muss anerkennen, dass den Amis das bisher sehr gut gelungen ist. Durch ihre harte und druckvolle Verteidigung haben sie immer wieder Ballgewinne erzwungen und dadurch so schnell abgeschlossen, dass ihre Kontrahenten erst gar nicht zum Aufstellen der Zone kamen. Ansonsten konzentrierten sie sich im Setplay darauf, den Mann mit Ball freizublocken, zum Korb zu ziehen oder einfach aus der Distanz zu werfen. Die richtigen Angriffssysteme, mit denen das Team seinen Kontrahenten die „Zonen-Suppe versalzen möchte“, haben Davis und Co. allerdings noch nicht ausgepackt.

Das wird wohl erst kommen, wenn es wirklich eng wird und die Amis nicht anders können. Und sollten sie dann wirklich kein System haben, wird nicht nur Michael Körner verwundert sein, sondern wir alle!