Yao Ming ist ein Riese – nicht nur aus sportlicher, sondern vor allem auch gesellschaftlicher Sicht. Der ehemalige NBA-Superstar beendete 2011 seine aktive Karriere bei den Houston Rockets, weil ihn zu viele Verletzungen immer wieder aus der Bahn warfen. Seitdem engagiert sich der 33-Jährige noch intensiver für soziale und gesellschaftliche Hilfsprojekte. Sein aktuellstes Projekt ist ein Film, mit dem der 2,29-Meter-Gigant (nicht nur) die Bevölkerung Chinas wachrütteln möchte.

Der Tierschutz ist für Yao Ming eine Herzensangelegenheit (Foto: Getty Images. Titelbild: Getty Images)

Der Tierschutz ist für Yao Ming eine Herzensangelegenheit (Foto: Getty Images. Titelbild: Getty Images)

Unvergesslicher Besuch in Afrika

2008 rief der Chinese die „Yao Foundation“ ins Leben, die sich fortan für benachteiligte und hilfsbedürftige Menschen einsetzte. Allen voran durch ihr Handeln in der chinesischen Provinz Sichuan erlangte die Stiftung Bekanntheit, als Ming die Bewohner nach einem Erdbeben unterstütze. In den letzten Jahren wurden vor Ort große Fortschritte verzeichnet.

Doch es gibt noch ein anderes, ganz wichtiges Kapitel für Yao: den Naturschutz. Gemeinsam mit WildAid, wohinter sich eine bekannte Naturschutzorganisation verbigt und mit der Yao Ming bereits seit acht Jahren zusammenarbeitet, stellte der ehemalige NBA-Center 2006 ein Projekt zum Kampf gegen das Töten von Haien auf die Beine. Die Raubfische wurden aufgrund ihrer Flossen rigoros erlegt, ihr Bestand sank erschreckend. Ming und Co. machten auf die schlimme Entwicklung aufmerksam und starteten Projekte zum Kampf gegen das Morden – das Ergebnis: In vielen Regionen Chinas gingen die Zahlen getöteter Exemplare rapide zurück und die Bevölkerung nannte „Yao Mings Einsatz und Mitwirken“ als Grund für diesen Prozess! „Diese Entwicklung ist unglaublich und beweist, dass sich unsere Bemühungen und Arbeiten auszahlen. Hoffentlich können wir einen ähnlichen Prozess nun auch mit unserem neuen Pojekt in Bewegung setzen“, sagt Yao.

Denn Ming hofft, dass er seine Landsleute erneut erreichen kann. 2012 zog es den achtmaligen NBA-All-Star nämlich nach Afrika, genauer gesagt nach Kenia und Südafrika. Dort stieß der Gigant auf ein neues Problem, das ihn berührte und dem er sich fortan intensiver widmen wollte.

Wilderei führt zu Ausrottung

Was Yao sah, ließ ihn nicht mehr los. Kadaver toter Elefanten und Nashörner, denen nur der Kopf fehlte, teilweise hatten sie Löcher im Schädel. Sie wurden und werden nur aus einem einzigen Grund getötet: Die Wilderer sind auf der Jagd nach Elfenbein und Nashorn-Hörnern.

Die Elefanten verlieren nicht nur ihre Stoßzähne, sondern ach ihr Leben. (Foto: Getty Images)

Ein Elefant, der sein Leben an die Wilderei verloren hat. (Foto: Getty Images)

Der Bestand an Elefanten und Nashörnern ist in den letzten Jahren durch die (verbotene) Jagd drastisch zurückgegangen, da die Tiere rigoros getötet werden. Die einzigen Ziele sind die Stoßzähne der Elefanten, weil sie aus Elfenbein bestehen und jedwede Art von Schmuck aus ihnen hergestellt wird, und die Hörner der Rhinozerosse, da diese vielerorts als Statussymbol und als Medikament dienen – Unterschungen konnten die medizinische Wirkung übrigens nicht beweisen!

Die Wilderer spüren die Tiere auf, töten sie, schneiden die Hörner ab beziehungsweise die Stoßzähne aus dem Kopf und lassen die leblosen Körper dann verkommen. Konsumenten zahlen später beispielsweise 10.000 bis 30.000 US-Dollar für ein Kilogramm Horn – speziell auf dem Schwarzmarkt Asiens sind die „Trophäen“ sehr beliebt und erreichen noch höhere Preise. Jedes Jahr sollen rund 30.000 Elefanten getötet werden und in den letzten 40 Jahren wurde der Bestand an Nashörner um drastische 95 Prozent reduziert.

Gemeinsam mit dem WildAid hat Yao Ming daher die Initiativen „Say No to Ivory“ und „Say No to the Rhino Horn“ ins Leben gerufen. Auch vor die chinesische Regierung ist der 33-Jährige bereits getreten und hat dafür geworben, den Verkauf von Elfenbein und Nashorn-Horn zu bekämpfen. Der 2,29-Meter-Riese hat am eigenen Leib erlebt, wie friedfertig die Tiere sind. „Elefanten sind unglaublich friedliche Tiere, die zusammenhalten und sich nur wenn sie angegriffen werden gemeinsam verteidigen. Als ich die toten Tiere sah, wurde ich sehr traurig darüber, dass es Menschen gibt, die so etwas machen.“ Und als der 141-Kilo-Koloss von einem kleinen Nashorn angestupst  wurde, scherzte der Chinese schlicht: „Das ist, als würdest du Shaquille O’Neal verteidigen.“

Die Wilderer sind nur an den Hörnern interessiert und lassen die leblosen Körper einfach zurück. (Foto: Getty Images)

Wildschützer entdecken ein getötetes Nashorn, das nur wegen seines Horns sterben musste. (Foto: Getty Images)

„The End of the Wild“

Bewegt von diesen Erfahrungen und Eindrücken, hat der ehemalige Rockets-Center ein Buch geschrieben, das den Namen „A Journey in Africa“ trägt, um die Menschen zu informieren. Als der 33-Jährige einem kenianischen Stamm besuchte, gaben dessen Krieger dem Chinesen den Namen „Lenasakalai“, was so viel bedeuten soll wie „Beschützer der Elefanten“ – und als solcher versteht sich der frühere Superstar auch. „Ich habe die Welt mit neuen Augen gesehen und das hat alles verändert“, sagt Ming.

Um die Aufmerksamkeit auf die Problematik zusätzlich zu steigern, wurde zudem auch ein Film gedreht: „The End of the Wild“. Mit beeindruckenden Bildern und Kommentaren, die auch auf Mings Buch basieren, möchte Yao sein Heimatland berühren. „China hat in den letzten Jahren unglaublich viel erreicht und an wirtschaftlicher Stellung gewonnen. Allerdings müssen wir wieder mehr darauf achten, dass wir die Ressourcen der Natur nicht vernichten und respektvoll sowie verantwortungsvoll mit ihnen umgehen!“

Und der Film wird jeden Zuschauer in seinen Bann ziehen! „Ich bin überzeugt, dass die Menschen diese Bilder nicht vergessen und von ihnen berührt werden. Und deshalb war ich dort: Ich will ihnen die Wahrheit zeigen. Sie sollen sehen, was wirklich los ist“, versichert Ming und fügt hinzu: „Ich habe die Kadaver gesehen und gerochen. Das vergisst man nicht mehr!“

Hoffnung auf Besserung

Nicht nur der 33-Jährige hofft auf einen positiven Effekt. „Yao möchte den Menschen die Augen öffnen und wir hoffen, dass der chinesischen Bevölkerung durch seinen Film deutlich wird, was los ist, damit China ein Vorreiter im Kampf gegen die Wilderei wird“, sagt WildAid-Executive-Direktor Peter Knights, der eng mit Ming zusammenarbeitet.

Yao Ming, der auf dem Basketballcourt immer wie ein sanfter Riese wirkte und angeblich zu seinem sportlichen Glück „erzogen“ wurde, setzt sich nun unermüdlich für die Dickhäuter Afrikas ein. Der 2,29-Meter-Mann hat seine wahre Bestimmung, ein Vorreiter und Botschafter Chinas zu sein, nicht mit den Bball-Sneakern an die Wand genagelt, sondern geht ihr leidenschaftlich und fokussiert nach. „Ich hoffe, dass ich meine Tochter nach Afrika bringen und ihr zeigen kann, was ich gesehen habe, damit eine neue Generation die Problematik erkennt und ebenfalls dagegen vorgeht“, sagt der Gigant und warnt: „Das Gelichgewicht der Natur beruht auf allen Arten. Wenn wir nicht einschreiten und bedrohte Tiere schützen, werden sie aussterben und das Gleichgewicht verloren gehen. Und das wäre der Anfang unseren Endes!“

Yao Ming weiß, wovon er spricht. Denn die Rückschläge und negativen Erfahrungen während seiner Karriere haben ihm gezeigt, dass es auch einen anderen Weg gibt. Und diesen versucht der Ex-NBA-Profi den Menschen nun erneut zu zeigen. Immer angetrieben von dem Solgan des WildAid: „Wenn das Kaufen endet, endet vielleicht auch das Töten!“ Mings Einsatz ist vorbildlich und deswegen steht fest: Yao Ming ist wirklich ein Riese!

Henning Kuhl