Die Deutsche Telekom ist im großen Stil bei der Beko BBL eingestiegen, hat sich die Medienrechte für die nächsten vier Spielzeiten gesichert und wird ab der kommenden Saison alle Spiele der Beko BBL live und in HD übertragen! BBL-Geschätsführer Jan Pommer sprach von einer „neuen Dimension“ und hat damit zweifellos Recht. Denn eine Art „BBL-League Pass“ könnte die Berichterstattung des deutschen Basketballs auf ein neues Level hieven. Warum? Ganz einfach: Weil wir Basketballverrückten dadurch die Chance erhalten, soviel deutschen Basketball wie möglich zu sehen und das ist immer ein gutes Zeichen…

Von innen heraus wachsen

Sicherlich klingt der Übertragungsdeal für einige Pessimisten auf dem ersten Blick zu schön um wahr zu sein. Sie bemängeln, dass dadurch die Präsenz im FreeTV sinkt und somit eine Chance vertan wird, neue Zuschauer für unseren geliebten Sport zu gewinnen. Doch ganz ehrlich: wir alle sollten uns von dem Gedanken verabschieden, dass Basketball in Deutschland König Fußball irgendwie das Wasser reichen kann. Das geschieht zumindest nicht über Nacht und das haben die TV-Sender in den letzten Jahren immer wieder zu spüren bekommen. Selbst die Ausstrahlung auf größeren TV-Kanälen (ja, hier wurden sicherlich auch viele Fehler gemacht) verfehlte die gewünschte Wirkung. Denn so traurig es ist: Regionalliga-Fußball zwischen dem KFC Uerdingen und Viktoria Köln lockt vermeintlich mehr Zuschauer vor die Bildschirme als Bundesliga-Basketball zwischen der TBB Trier und dem MBC. Die TV-Sender stehen ständig unter Quotendruck, zeigen nicht zuletzt deshalb auch vorrangig die Spiele der Top-Favoriten, was in BBL-Fankreisen ebenfalls oft zu Unmut führte.

Wie so oft im Zeitalter der digitalen Medien liegt die Zukunft also darin, Angebote zu schaffen, die auf eine einzelne spezielle Zielgruppe ausgerichtet sind. Und hier haben die Deutsche Telekom und die Beko BBL eine große Gelegenheit am Schopfe gepackt. Schließlich gibt es in Deutschland es eine Menge Basketballinteressierter. Jene gilt es langfristig für sich zu gewinnen. Denn viele von ihnen beschäftigen sich noch vorrangig mit der NBA, nehmen die BBL weniger wahr. Das liegt nicht an der fehlenden Liebe zum Spiel, sondern am allseits bekannten Identifikationsproblem mit einzelnen Bundesliga-Spielern und Klubs. Dieses Problem, dem die Liga in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich entgegengewirkt hat,  lässt sich wiederum nur dann endgültig lösen, wenn man die Spieler und ihre Qualitäten über das Bewegtbild kennen und lieben lernt. Wenn dieser Zustand erreicht ist, dann schalten sich auch die Freunde der Basketballexperten mal in eine Übertragung ein und werden hoffentlich ebenfalls vom Basketballfieber gepackt. Die Reichweite erhöht sich, die Erlöse der Liga und Clubs steigen und letztlich bleiben auch ausländische Top-Spieler der Liga langfristig erhalten.

FC Bayern Muenchen v Artland Dragons - BBL

Ein großer Wurf: Ab der kommenden Saison gibt´s alle BBL-Spiele live und in HD!

Qualität gewährleisten

Wer neue Wege geht, muss sich jedoch auch darüber im Klaren sein, dass gewisse Standards erwartet werden. Heißt im Bezug auf die Berichterstattung, dass sowohl die technische als auch die inhaltliche Qualität der Übertragungen gewährleistet werden muss. Die Deutsche Telekom plant HD-Übertragungen aus bis zu sechs Kameraperspektiven. Das klingt vielversprechend und lässt auf gute Streams hoffen. Ohnehin macht man sich diesbezüglich bei einem Weltkonzern wie der Deutschen Telekom noch am wenigsten sorgen.

Ferner – und an dieser Stelle müssen die Kollegen aus Frankfurt und Trier, die die Übertragung ihrer eigenen Spiele in mühsamer Eigeninitiative  und -Regie salonfähig gemacht haben, lobend erwähnt werden – sollte man sich auch das inhaltliche Know-How ins Boot holen. Sportübertragungen leben nicht zuletzt auch von ihrer Aufmachung und Kommentierung. Das kommende Redaktionsteam muss genau so basketballverrückt sein wie seine Rezipienten. Frank Buschmann, als Stimme des deutschen Basketballs und Social-Media-Vorreiter, wäre diesbezüglich eine weitere großartige Wahl. Doch das ist Zukunftsmusik und steht ebenso wie der kommende FreeTV-Partner, der ebenfalls bis zu 50 Spiele ausstrahlen soll, noch in den Sternen…

Fest steht: Die BBL stellt weiter ambitioniert die richtigen Weichen, um von innen heraus immer weiter zu wachsen. Alle Telekomkunden können ab der kommenden Saison kostenlos alle Spiele der BBL gucken. Nicht-Telekomkunden sollen für monatlich weniger als zehn Euro ebenfalls voll dabei sein. Das ist eine großartige Chance für den deutschen Basketball!