Mike D’Antoni hat die Los Angeles Lakers verlassen und ist – wie zu erwarten war – kein Headcoach der Lila-Gelben mehr. Was sich die gesamte Saison über angedeutet hatte, steht also fest. Schön und gut, doch sobald einer geht, stellt sich auch sofort die Frage, wer kommen wird. Im Hintergrund der Playoffs, die in diesem Jahr einfach unfassbar spannend und – bis auf die Serie Miami gegen Charlotte – ausgeglichen sind, stellen sich unzählige Basketball-Fans eben diese eine Frage: Wer wird die Franchise, die satte 31 Mal – natürlich ist diese Marke ein NBA-Rekord – in den Finals stand und 16 Titel eroberte, in der Saison 2014/15 coachen? BASKET hat einen Blick auf die Kandidaten geworfen und sagt, wer für den Job in Frage kommt.

George Karl coachte bereits Cleveland, Golden State, Seattle, Milwaukee und Denver.

George Karl coachte bereits Cleveland, Golden State, Seattle, Milwaukee und Denver.

George Karl: Der „Coach of the Year 2013“ ist seit 1980 als NBA-Coach aktiv, sammelte im Rahmen seiner Trainer-Karriere aber auch schon Auslandserfahrung, als er Ende der 80er unter anderem Real Madrid betreute. Der größte Erfolg des 62-Jährigen ist der Finals-Einzug mit den Seattle SuperSonics 1996. In seinen neun Jahren mit den Denver Nuggets erreichte er jede Saison die Playoffs, kam aber nur einmal über die erste Runde hinaus. Als Karl eine Vertragsverlängerung forderte, schmissen ihn die Nuggets raus, weil sich Franchise und Trainer nicht auf einen Kontrakt einigen konnten.

Wahrscheinlichkeit: 40 %! George Karl lässt offensiv-orientierten Basketball spielen und das brach Mike D’Antoni zuletzt das Genik. Für ihn sprechen aber seine 1.131 Siege (NBA-Rang 6), sein mangelender Erfolg (nur eine Finals-Teilnahme) wiederum nicht.

Jeff van Gundy (links) ist einer der besten TV-Analytiker der NBA.

Jeff van Gundy (links) ist einer der besten TV-Analytiker der NBA.

Jeff van Gundy: 1996 übernahm „JvG“ bei den Knicks den Headcoach-Posten und führte sie 1999 bis ins NBA-Finale, wo gegen San Antonio nichts zu holen war. Beim zuvorigen Finals-Auftritt New Yorks – 1994 gegen Houston – war van Gundy als Assistant-Coach an Bord. Von 2003 bis 2007 versuchte er sich als Chef-Trainer der Houston Rockets, konnte die hohen Erwartungen in das Team allerdings nie richtig erfüllen. Der ganz große Erfolg blieb aus. Heute ist der 52-Jährige als TV-Experte aktiv und macht einen hervorragenden Job. Seine messerscharfen Analysen können mitunter knallhart sein, sind aber fair und treffend.

Wahrscheinlichkeit: 30 %! Van Gundy hat als Co-Trainer von Pat Riley das Defensiv-Gen eingeimpft bekommen und weiß, wie man mit schweren Charakteren umgehen muss. Allerdings hat er seid sieben Jahren (!) kein Team mehr betreut und ist mit seinem Job als TV-Analytiker sehr zufrieden – alles in allem wäre er der beste Mann für die Lakers!

2005 und 2012 coachte Stan van Gundy die Eastern-Conference-All-Stars.

2005 und 2010 coachte Stan van Gundy die Eastern-Conference-All-Stars.

Stan van Gundy: Der 54-Jährige ist der ältere van Gundy-Bruder und gilt als einer der heißesten Anwärter für den Trainerposten in Kalifornien. Von 2003 bis 2005 coachte er die Miami Heat, ab 2007 bis 2012 die Orlando Magic. Wahrscheinlich wäre er noch heute in Florida aktiv, hätte ihn Dwight Howard damals nicht rausgeekelt. Seinen größten NBA-Coaching-Erfolg feierte van Gundy 2009, als er die Magic bis ins NBA-Finale gegen die – ausgerechent – Los Angeles Lakers führte. Seit dem Ende seiner Zeit in Orlando wurde Stan immer wieder in den Topf geworfen, wenn eine Franchise auf der Suche nach einem neuen Coach war …

Wahrscheinlichkeit: 65 %! Die Lakers brauchen einen Mann, der sie schnellstmöglich ins Finale führt, bestenfalls zur Championship. Dadurch hat van Gundy gegenüber Karl die Nase vorn, weil er auch auf die Defense achtet. Und im Gegensatz zu seinem Bruder würde er den Job sehr gerne annehmen!

2002 und 2008 war Scott der Coach des Ostens beim NBA-All-Star-Game.

2002 und 2008 war Scott der Coach des Ostens beim NBA-All-Star-Game.

Byron Scott: Dem 53-Jährigen werden in manchen Kreisen die besten Chancen zugeschrieben. Grund ist seine lila-gelbe Vergangenheit, denn zwischen 1983 und 1993 sowie 1996 und 1997 spielte Scott bei den Lakers und gewann an Magic Johnsons Seite drei Meisterschaften (85, 87 und 88). Seine Coaching-Laufbahn ist allerdings nicht ganz so erfolgreich: 2008 wurde er zum „Coach of the Year“ gewählt und 2002 sowie 2003 lenkte er die New Jersey Nets bis ins NBA-Finale, später blieb der Erfolg sowohl mit New Orleans als auch Cleveland komplett aus.

Wahrscheinlichkeit: 55 %! Trotz der ausbleibenden Erfolge zum Ende seiner bisherigen Coaching-Karriere ist Scott ein heißer Anwärter auf den Coaching-Posten. Er kennt die Franchise und die Verantwortlichen kennen ihn.

Mike Krzyzewski dirigerte das Team USA um Kobe Bryant 2008 und 2012 zur Goldmedaille.

Mike Krzyzewski dirigerte das Team USA um Kobe Bryant 2008 und 2012 zur Goldmedaille.

Mike Krzyzewski: Selbst Mike Krzyzewski wurde jüngst als Kandidat gehandelt, da er Kobe Bryant aus dem Team USA bestens kenne und einen guten Draht zu ihm sowie anderen Superstars und schweren Charakteren habe. In Anbetracht der Tatsache, dass „Coach K“ als einer der aktuell erfolgreichsten Coaches im US-amerikanischen Sport gilt und am College Legenden-Status besitzt (78,6 % Siegquote!!!), ist er alles andere als ein unpassender Mann. Zudem sagte Krzyzewski zu, dass er das Team USA bis Rio 2016, wenn die Olympischen Spiele in Brasilien ausgetragen werden, betreuen werde. Kobe Bryants Vertrag geht eben bis 2016, weshalb „Coach K“ gemeinsam mit der Lakers-Ikone von der NBA-Bühne abtreten könnte.

Wahrscheinlichkeit: 10 %! Mike Krzyzewski gehört zu Duke wie der Sauerstoff in die Luft. Seit 1980 ist er dort schon Coach und das wird sich wohl nicht ändern. Zudem war der 67-Jährige noch nie in der NBA tätig – was wiederum auch ein Anreiz sein könnte, zumal die Lakers so viel finanziellen und personellen Spielraum haben …

Wen werden die L.A. Lakers als neuen Headcoach für die neue Saison präsentieren?

Wen werden die L.A. Lakers als neuen Headcoach für die neue Saison präsentieren?

Ein No-Name: Ähnlich wie es die Boston Celtics zu Saisonbeginn taten, könnten nun auch die Lakers mit einem völlig unerwarteten Mann – jemanden, der überhaupt nicht auf der Liste steht (beispielsweise Lionel Hollins) – kommen, der die Franchise zum Erfolg führen soll. College- und ehemalige NBA-Coaches gibt es ausreichend, um auf der Suche nach einem neuen Trainer fündig zu werden. Allerdings will Superstar Kobe Bryant unbedingt den Titel, innerhalb der nächsten beiden Jahre. Ob ein NBA-Greenhorn die Franchise eben dorthin führen kann? Es gibt eine Menge Kandidaten, aber der zwingende Erfolg innerhalb der nächsten beiden Spielzeiten vereint sie allesamt!

Wahrscheinlichkeit: 15 %! Entscheidender Faktor hierbei ist Kobe Bryant. Der Superstar wird sich keinem Coach unterordnen, vor dem er keinen Respekt hat. Und welcher Rookie-Coach hat Kobes Respekt? Ein „No-Name“ ist durchaus möglich, doch er sollte bestenfalls schon einmal einen NBA-Club gecoacht haben – dann könnte auch jemand übernehmen, der aktuell nicht zum Trainerkreis gehört …

Henning Kuhl