Es liegt glasklar auf der Hand, wer der große und entscheidende Verlierer der Serie „Indiana vs. Miami“ ist: Frank Vogel, seines Zeichens Headcoach der Indiana Pacers. In einem Teamsport nur einen Verantwortlichen für die schwachen und schlechten Ergebnisse beziehungsweise Leistungen zu suchen, gehört sich in der Regel nicht. Doch in dieser Serie geht es nicht anders: Der 40-Jährige ist die ausschlaggebende Schwachstelle der Pacers – das offenbarte sich in der jüngsten Nacht wieder deutlich.

Spiel 4 in Miami, die Pacers liegen in der Serie mit 1:2 hinten und sollten unbedingt gewinnen, um nicht mit einem 1:3-Rückstand zurück nach Indiana zu kommen. Was also erwartet man als Zuschauer, vor allem aber auch als Fan von den Pacers? Richtig: Kampf und Leidenschaft sowie eine ausgeklügelte Taktik. Eine Idee des Coaching-Staff, die den Kontrahenten vor Probleme stellt und den Sieg bringt. Der Basketballer spricht in diesem Zusammenhang vom „Adjustment“. Frank Vogel war also gefordert, auf zwei Niederlagen in Folge zu reagieren und seine Truppe mit der richtigen Taktik zurück in die Erfolgsspur zu führen.

Vogel ohne Adjustment

Doch der Coach ließ kein Adjustment folgen – im Gegenteil: Die Pacers raubten sich ihrer größten Stärke, dem entscheidenden Trumpf, der den Unterschied zwischen ihnen und Miami ausmachen muss! Chris „Birdman“ Andersen spielt für die Heat keine Minute, stattdessen startet Rashard Lewis, spielt Shane Battier auf der Vier und Udonis Haslem auf der Fünf. Für Indiana eröffnet sich damit eigentlich ein Schlaraffenland: Roy Hibbert im Post gegen Chris Bosh, David West gegen Rashard Lewis, Paul George gegen Dwyane Wade, selbst George Hill gegen Mario Chalmers … alle diese Duelle sind aus Indiana-Sicht ein klares Mismatch zu ihren Gunsten. Noch drastischer wurde es während des Spiels, als Luis Scola gegen Shane Battier spielt, David West zeitweise ebenso, Lance Stephenson gegen Norris Cole, Roy Hibbert gegen Udonis Haslem, Paul George gegen Ray Allen … und die Pacers suchen kein einziges Mal ihr Mismatch am Brett. Kein Aufposten, kein In-and-out, kein Adjustment. Stattdessen konzentrieren sich George, Stephenson und Hill auf Distanzwürfe, West rollt immer wieder außerhalb der Zone ab und Hibbert hält den Ball an der Dreierlinie (!) in den Händen. Traurig, aber wahr. Und langsam machen selbst die Spieler gegen ihren Coach mobil.  „Natürlich würde ich gerne öfter den Ball in der Zone bekommen, aber der Gameplan von Coach Vogel sieht das nicht vor“, kritisert Roy Hibbert.

Pacers-Coach Frank Vogel hat taktisch das Nachsehen gegenüber seines Kontrahenten, Erik Spoelstra.

Pacers-Coach Frank Vogel hat taktisch das Nachsehen und mutiert zum Verlierer der Serie!

Nutznießer sind natürlich die Heat, die aus der Situation Kapital schlagen und das Spiel gewinnen. Insgesamt wirkt der Titelverteidiger aggressiver, entschlossener, fokussierter, emotionaler und handelt leidenschaftlicher – kurz: er ist besser eingestellt. Erik Spoelstra hat seine Jungs richtig gut eingestellt, besser als sein Gegenüber. Und dieses Mismatch können die Pacers nicht kompensieren. Indiana bringt den Ball kaum ans Brett, die Folge sind magere 17 Freiwürfe – bei Miami sind es 34! Entsprechend ziehen die Pacers weniger Fouls (17) als die Heat (27) – das sind im Basketball Welten! 3:1 für Miami, der Double-Champ ist dem Three-Peat wieder einen Schritt näher …

Und Indiana? Der Coaching Staff muss erkennen, dass es nur einen Weg gibt, wie die Heat schlagbar sind: am Brett. David West spielt stark am Korb (vier von sechs Treffer) und könnte dominieren. Dasselbe gilt für Luis Scola, der vier von vier Würfen in der Zone trifft. Warum um Himmels Willen spielen die Pacers nicht mehr über ihre beiden Big Man? Der Ball muss in ihre Hände, am Brett. Sollte das Doppeln der Heat kommen, können sie immer noch rauspassen und den Dreier nehmen. Aber der Ball muss in die Zone. Viel entscheidender ist dabei auch: Kommt der Ball dorthin und spielen die Pacers ihre Stärken aus, muss Spoelstra handeln und ein neues Adjustment finden. Aber dafür muss Frank Vogel endlich die Augen öffnen. Ansonsten verliert er die Serie, so bitter das ist. Dann gibt es tatsächlich nur einen einzigen Verlierer, der verantwortlich für das Ausscheiden der Pacers ist!