BASKET-Kommentar: Es war eines der bedeutendsten Kapitel der Weltgeschichte: Menschen verbündeten sich, um für eine Sache zu kämpfen, die ihnen am Herzen lag. Rund 340 Jahre später nimmt sich eine Gruppe treuer Knicks-Anhänger ein Beispiel an den Taten ihrer Gründungsväter.

Die New York Knicks, eine der traditionsreichsten und bekanntesten Franchises des amerikanischen Sports, ist seit Jahrzehnten nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die glorreichen Zeiten, in denen Meisterschafts-Paraden im „Big Apple“, dem Mekka des Basketballs, veranstaltet wurden, gehören der Vergangenheit an. Der letzte Titel liegt unfassbare 41 Jahre zurück. 41 Jahre! Eine Zeit voller Trauer, Leid, Enttäuschungen und Wut. Knicks-Fans mussten in der Vergangenheit einiges verkraften und mitansehen, wie der Stolz einer gesamten Stadt zur größten Schande verkam. Doch NYC hat genug. Sie wollen nicht länger ausgelacht werden, sondern auslachen, den Spieß umdrehen. Sie wollen den Glanz vergangener Tage zurück und sind bereit, alles dafür zu tun. Und sie haben einen Plan.

Protest gegen die Franchise

Vor dem heutigen Spiel ihrer New York Knicks gegen die Indiana Pacers haben verärgerte Fans ihre Mitbürger dazu aufgerufen, vor der bekanntesten Arena der Welt, dem Madison Square Garden zu protestieren. Mit dieser Aktion wollen sie die Hauptverantwortlichen der Miserie zur Rechenschaft ziehen. „Knicks Fans 4 Life“ (Kurz: KF4L) nennt sich die Aktion, die auf Facebook 2662 Mitglieder hat. Darin wird dazu aufgerufen, sich „gegen die Großen der Knicks-Organisation, die Schande über unsere geliebte Franchise bringen“, zu verbünden. Der Slogan des Protests lautet: „Let Phil do his Job!“.

Vor der Basketball-Kultstätte soll vor der Partie gegen Indiana gestreikt werden!

Vor der Basketball-Kultstätte soll vor der Partie gegen Indiana gestreikt werden!

Wir kennen die Geschichte von Dolans unmöglichem Verhalten und wissen, dass sich nichts ändert, solange er sich nicht ändert. Wir unterstützen Phil Jackson und hoffen, dass er viel Erfolg haben wird. Wir von „KF4L“ wollen völlige Autonomie für Phil“, gab Mark Griffin, einer der Hauptverantwortlichen hinter dem Protest, zu verstehen.

Die Nachricht über einen möglichen Protest vor dem heutigen Spiel verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Selbst ESPN, die NY Daily News und die New York Post berichten darüber. Um 5:30 Uhr nachmittags soll es laut „KF4L“ losgehen. Zu der Anzahl der Teilnehmer gibt es keine genauen Angaben. In der NY Daily News war von 50-100 Demonstranten die Rede, doch die Organisatoren rechnen mit weiteren, freiwilligen Demonstranten.

Zielscheibe Dolan – Erlöser Jackson

Public Enemy no.1 im Knicks-Land ist Besitzer James Dolan. Er ist der Hauptverantwortliche für den Misserfolg. In Expertenkreisen wird er als „dümmster und schlechtester“ Owner der NBA bezeichnet, was schon viel über seine Fähigkeiten, eine Franchise zu führen, aussagt. Seit er im Jahr 1999 Besitzer der Knickerbockers wurde, hatten die Knicks nur in vier der 15 Jahre unter seiner Herrschaft eine positive Bilanz nach Saisonende (2000/01; 2010/11; 2011/12; 2012/13). In der aktuellen Spielzeit stehen sie mit einer Bilanz von nur 27 Siegen und 40 Niederlagen auf dem neunten Platz der Eastern Conference und damit außerhalb der Playoffs. Grund genug, um den Großteil der Anhänger gegen sich aufzuhetzen.

Gegensätze: James Dolan ist zur Hassfigur geworden – Phil Jackson hingegen der Hoffnungsträger.

Gegensätze: James Dolan ist zur Hassfigur geworden – Phil Jackson hingegen der Hoffnungsträger.

Wir vertrauen Dolan nicht. Dabei geht es nicht um die Spieler. Es geht um Einfluss. Er lässt seine Angestellten im Bereich Basketball nicht ihren Job machen. Dolan hat keine Ahnung, wie man ein Team führt. Er soll sich im Hintergrund halten, die Schecks unterzeichnen und die Leute, die Ahnung von Basketball haben, ihre Arbeit machen lassen“, so Anthony Samaroo, ein weiterer Organisator und Anhänger von „KF4L“.

ESPN-Experte Stephen A. Smith, ebenfalls ein „die-hard“ Knicks-Fan, gab in den letzten Tagen zu verstehen, dass James Dolan diesen Protest unbedingt verhindern möchte, was der Grund war, warum die Pressekonferenz, bei der der neue Knicks-President Phil Jackson vorgestellt werden sollte, einen Tag vorverlegt wurde. Und die Organisatoren geben zu, dass die Ankunft Jacksons ihr Vorhaben gefährdete, sie sich aber trotzdem dazu entschieden haben, auf die Barrikaden zu gehen, um ein Umdenken in der obersten Etage des Managements zu bewirken.

Ihre kritischen Äußerungen wurden erhört, sogar von James Dolan persönlich. Ob der Aufstand allerdings etwas bewirken kann und die Zukunft der Knicks und damit ihr Schicksal beeinflussen kann, ist eine andere Frage. Doch eines steht fest: Die verärgerten Anhänger werden nicht so schnell klein beigeben und erst aufhören, wenn sie ihr Zeil, eine erfolgreiche Knicks-Franchise, erreicht haben. Genau wie ihre Gründungsväter…

Axel Schleutermann